Der Schatten des Photographen – Oder: Die Erfindung der Malerei

Von Friedhelm Denkeler,

Ein neues Portfolio auf meiner Website LICHTBILDER: »Schatten und Spiegel – Selbstbildnisse 1976 bis 2020«.

»Einbein-Schatten«, aus der Serie »Schatten und Spiegel«, Foto © F'riedhelm Denkeler 1979
»Einbein-Schatten«, aus der Serie »Schatten und Spiegel«, Foto © F’riedhelm Denkeler 1979

Der römische Gelehrte und Geschichtsschreiber Plinius der Ältere (*23 n. Chr., †79 n. Chr.) erzählt in seinem bekanntesten Werk Naturalis historia die Geschichte der Tochter des korinthischen Töpfers Dibutates. Ihr Geliebter ging auf eine lange Reise und sie suchte verzweifelt nach einer bleibenden Erinnerung. Heutzutage hätte sie schnell mit ihrem Smartphone ein Foto gemacht, das gibt es bekannterweise aber erst seit 2000 n. Chr. Da sah sie plötzlich den durch eine Lampe verursachten Schatten ihres Geliebten auf der Wand und sie hatte eine Idee.

Die Tochter zeichnete die Umrisse vom Schatten ihres Geliebten im Profil auf der Wand nach. Und wie das in Künstlerfamilien nun einmal ist, hatte ihr Vater noch eine weitere Idee: Er machte anhand des Schattenrisses ein Relief aus gebrannter Tonerde. Der Tochter blieb so die Erinnerung an ihren Geliebten gewahrt. Für Plinius war dies die Geburtsstunde aller Malerei und Plastik.

Eduard Daege: "Erfindung der Malerei" (1832), Foto © Friedhelm Denkeler 2008
Eduard Daege: „Erfindung der Malerei“, 1832 (Ausschnitt), Foto © Friedhelm Denkeler 2008

Den deutschen Maler Eduard Daege (*1805, †1883) kennt nicht unbedingt jeder; seine Malerei kann man als akademisch bezeichnen, aber die Nationalgalerie Berlin besitzt sein bekanntestes Werk: Die Erfindung der Malerei aus dem Jahr 1832. Hier hat sich Daege die Erzählung von Plinius zum Vorbild genommen. Der Jüngling scheint kurz davor zu sein, in einen Krieg zu ziehen. Darauf deutet der bereitgelegte Helm am unteren Bildrand hin und seine Scham wird von einem Schwert bedeckt, ansonsten ist der Grieche wie immer nackt und seine Geliebte zumindest halbnackt.

Die deutschen Maler des Klassizismus liebten die Plinius-Geschichte, denn auch sie waren der Meinung, dass sich die Malerei von der scharfen Linie der Zeichnung und nicht von der Farbe herleitete. Man könnte das Bild von Daege aber auch die Erfindung des Modells nennen, denn mit der linken Hand richtet die Dibutates-Tochter den Kopf ihres Modells so aus, das sie ihn im Profil zeichnen kann. Zusammengefasst lässt sich sagen: vom Schattenwurf ausgehend kam es zur Zeichnung, dann zum Gemälde und, wenn man so will, zur Photographie, die es nun auch schon seit fast 200 Jahren gibt.

Und die Moral von der Geschicht‘: Erst kommt die Malerei, dann die Photographie [FD]

Anmerkungen zum Portfolio »Schatten und Spiegel«

Die Bilder des Portfolios habe ich während des letzten halben Jahrhunderts produziert. Sie waren ursprünglich nicht als Projekt Selbstbildnisse geplant, sondern kristallisierten sich im Laufe der Jahre 1976 bis 2020 zu einem eigenständigen Portfolio aus.

Fotografen wird empfohlen, ein nach Norden gelegenes Atelier zu wählen, um so störende Schatten zu vermeiden; in meinen Bildern spielen sie aber die Hauptrolle. Anders als ein Schlagschatten, der flach auf dem Boden liegt, ragt das Spiegelbild in den fiktiven Spiegelraum hinein. Die Bilder stellen eine Art bildliches Tagebuch dar.

Das Portfolio besteht aus 190 Photographien 30 x 45 cm. Die Bilder sind auch als Künstlerbuch mit 196 Seiten im Format 27 x 20,5 cm erschienen. (2021). Weitere Informationen zu den Original-Prints und zum Künstlerbuch finden Sie auf meiner Website LICHTBILDER. (direkter Link zum Portfolio).

Ausführliche Informationen zum Portfolio »Schatten und Spiegel« finden Sie im Artikel Ein halbes Jahrhundert in eigenen Schatten- und Spiegelbildern auf meiner Website LICHTBILDER.

Liegt die Realität der Welt in ihrem Bild?

Von Friedhelm Denkeler,

Betrachtungen zum photographischen Bild

Photographieren heißt sich das photographierte Objekt aneignen [Susan Sontag]

Aufgrund der Massen von photographischen Bildern, die uns heutzutage umgeben, könnte man meinen, wir halten uns noch immer in »Platons Höhle« [Susan Sontag] auf und erfreuen uns an den Abbildern der Welt. Was hat sich durch die Erfindung der Photographie an der Betrachtung der Bilder und am Umgang mit ihnen, gegenüber Zeichnungen und Gemälden, verändert? Ein wesentlicher Unterschied ist, bedingt durch die Industrialisierung des photographischen Prozesses, die Demokratisierung der Bilderwelt.

»Szenen aus der Werkstatt für Photographie«: »Realist und Romantiker«, Workshop mit Robert Cumming in der Werkstatt für Photographie, 25. bis 26.09.1982 (Robert Cumming), Foto © Friedhelm Denkeler 1982
»Realist und Romantiker«, aus dem Portfolio »Szenen aus der Werkstatt für Photographie«, Workshop mit Robert Cumming (siehe Foto) in der Werkstatt für Photographie, 25. bis 26.09.1982, Foto © Friedhelm Denkeler 1982

Photographieren ist mit dem Aufkommen des Kleinbildfilms und der Digitalisierung (Kamera, Smartphone, Computer) ein Massenphänomen geworden; die meisten Menschen betreiben die Photographie wie alle Massenkunst nicht als Kunst, sondern als Zeitvertreib oder Hobby. Wichtige Ereignisse im Leben wurden und werden von ihnen photographisch festgehalten, das sind insbesondere Familienfeste, Geburt, Hochzeit und Urlaub. So liegt bei den meisten Leuten eine visuelle Lebensgeschichte, oft allerdings mit Lücken und oft unsortiert im ›Schuhkarton‹, vor.

Da ein Photo eine glatte Oberfläche aufweist (im Gegensatz zum Gemälde), kann es gut als Buch oder Zeitschrift vielfach verbreitet werden. Manchmal ist das Photobuch bereits selbst das Medium (Autorenbuch, Künstlerbuch). Sowohl das eigentliche Photo als auch das Photobuch lassen sich sammeln; wenn Photos im Film dargestellt werden, trifft das nur noch eingeschränkt zu.

Die Photographie hat als nachahmendes Medium einen deutlich höheren Bezug zur Realität als zum Beispiel ein Gemälde oder eine Prosaschilderung, die eher eine Interpretation der Wirklichkeit sind. Susan Sontag sieht eine Photographie hingegen »als engbezogenes Spiegelbild« der Realität an, wenn man die Kamera nur als eine Maschine betrachtet. Aber hinter der Kamera steht stets ein Mensch und damit ist auch ein Photo oder eine Serie von Photos im Grunde auch nur seine Interpretation der Wirklichkeit. Das beginnt bereits bei der Wahl des Motivs und endet bei der Auswahl einer bestimmten Anzahl von Photos oder eines Ausschnitts.

»Ein sehenswertes Ereignis«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Ein sehenswertes Ereignis«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Photographiert wird etwas Sehenswertes und etwas Sehenswertes ist ein Ereignis. Auf meinem Photo scheint auch ein Ereignis stattzufinden. Eine Gruppe von Touristen sieht diesem anscheinend zu und mindestens zwei halten es mit der Kamera fest. Das Ereignis ist längst Geschichte, aber durch das Photo wurde es bedeutend und unsterblich. [Literatur: Susan Sontag »Über Fotografie«, hier: «In Platos Höhle«]

Das Photographieren ist dem Wesen nach ein Akt der Nicht-Einmischung [Susan Sontag]

Übersicht der Artikel der Kategorie »Texte zur Photographie«

Kornfeld in Rahden

Von Friedhelm Denkeler,

»Kornfeld in Rahden«, Ost-Westfalen, aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, Foto © Friedhelm Denkeler 2004
»Kornfeld in Rahden«, Ost-Westfalen, aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, Foto © Friedhelm Denkeler 2004

Anmerkungen zum Portfolio/ zur Kategorie »Sonntagsbilder»

Der Versuch einer Definition: Was ist eigentlich ein Sonntagsbild? Ein ›schönes‹ Bild (was auch immer das nun wieder heißen mag; es ist in Farbe; es passt in keine andere Kategorie; es gehört nicht zu einer Serie von Bildern, es ist ein Einzelbild. Aber es ist kein Sonntagsbild im Sinne der Sonntagsmalerei.

Am 26. Februar 2012 erschien in meinem Blog das erste Sonntagsbild. Und jeden Sonntag gab es ein neues – Ausnahmen bestätigten die Regel. Die Sonntagsbilder stammen aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, das ich 2005 abgeschlossen habe. Aber der Titel Sonntagsbild ist einfach ein zu schöner Titel. Unter dieser Prämisse führe ich die Kategorie »Sonntagsbilder« in meinem Blog bis auf weiteres mit Fotos aus meinem Archiv und mit neuen Aufnahmen weiter.

Die Show Must Go On

Von Friedhelm Denkeler,

»The Shower Must Go On«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»The Shower Must Go On«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012
Anmerkung zur Kategorie »«

In dieser Kategorie erscheint am ersten Tag eines Monat öfter ein bildlich umgesetzter Post mit einem Zitat. Das kann eine Photographie mit einem Spruch sein oder ein Bild, das grafisch mit dem Zitat des Monats gestaltet wurde.

Eine Übersicht über alle Artikel der Kategorie finden Sie unter »«.

Das Fenster zum Hinterhof

Von Friedhelm Denkeler,

Ein neues Portfolio auf meiner Website LICHTBILDER: »Schatten und Spiegel – Selbstbildnisse 1976 bis 2020«.

«Das Fenster zum Hinterhof«, Berlin-Steglitz, Berlin, aus dem Portfolio »Schatten und Spiegel», Selbstbildnisse 1976 bis 2020, Foto © Friedhelm Denkeler 1999
«Das Fenster zum Hinterhof«, Berlin-Steglitz, aus dem Portfolio »Schatten und Spiegel», Selbstbildnisse 1976 bis 2020, Foto © Friedhelm Denkeler 1999

Anmerkungen zum Portfolio »Schatten und Spiegel«

Die Bilder des Portfolios habe ich während des letzten halben Jahrhunderts produziert. Sie waren ursprünglich nicht als Projekt Selbstbildnisse geplant, sondern kristallisierten sich im Laufe der Jahre 1976 bis 2020 zu einem eigenständigen Portfolio aus.

Fotografen wird empfohlen, ein nach Norden gelegenes Atelier zu wählen, um so störende Schatten zu vermeiden; in meinen Bildern spielen sie aber die Hauptrolle. Anders als ein Schlagschatten, der flach auf dem Boden liegt, ragt das Spiegelbild in den fiktiven Spiegelraum hinein. Die Bilder stellen eine Art bildliches Tagebuch dar.

Das Portfolio besteht aus 190 Photographien 30 x 45 cm. Die Bilder sind auch als Künstlerbuch mit 196 Seiten im Format 27 x 20,5 cm erschienen. (2021). Weitere Informationen zu den Original-Prints und zum Künstlerbuch finden Sie auf meiner Website LICHTBILDER. (direkter Link zum Portfolio).

Ausführliche Informationen zum Portfolio »Schatten und Spiegel« finden Sie im Artikel Ein halbes Jahrhundert in eigenen Schatten- und Spiegelbildern auf meiner Website LICHTBILDER.

Das zähnefletschende Ungeheuer von Dechtow

Von Friedhelm Denkeler,

Ein halbes Jahrhundert in eigenen Schatten- und Spiegelbildern. Ein neues Portfolio auf meiner Website LICHTBILDER: »Schatten und Spiegel – Selbstbildnisse 1976 bis 2020«.

»Gefährliches Spiel» oder: »Furchtlos näherte sich der Fotograf dem zähnefletschenden Ungeheuer«, Fehrbellin-Dechtow (Gutshaus Dechtow),
»Gefährliches Spiel» oder: »Furchtlos näherte sich der Fotograf dem zähnefletschenden Ungeheuer«, Fehrbellin-Dechtow (Gutshaus Dechtow), aus dem Portfolio »Schatten und Spiegel», Selbstbildnisse 1976 bis 2020, Foto © Friedhelm Denkeler 1996

Anmerkungen zum Portfolio »Schatten und Spiegel«

Die Bilder des Portfolios habe ich während des letzten halben Jahrhunderts produziert. Sie waren ursprünglich nicht als Projekt Selbstbildnisse geplant, sondern kristallisierten sich im Laufe der Jahre 1976 bis 2020 zu einem eigenständigen Portfolio aus.

Fotografen wird empfohlen, ein nach Norden gelegenes Atelier zu wählen, um so störende Schatten zu vermeiden; in meinen Bildern spielen sie aber die Hauptrolle. Anders als ein Schlagschatten, der flach auf dem Boden liegt, ragt das Spiegelbild in den fiktiven Spiegelraum hinein. Die Bilder stellen eine Art bildliches Tagebuch dar.

Das Portfolio besteht aus 190 Photographien 30 x 45 cm. Die Bilder sind auch als Künstlerbuch mit 196 Seiten im Format 27 x 20,5 cm erschienen. (2021). Weitere Informationen zu den Original-Prints und zum Künstlerbuch finden Sie auf meiner Website LICHTBILDER. (direkter Link zum Portfolio).

Ausführliche Informationen zum Portfolio »Schatten und Spiegel« finden Sie im Artikel Ein halbes Jahrhundert in eigenen Schatten- und Spiegelbildern auf meiner Website LICHTBILDER.

Warum bewahren wir Photographien auf?

Von Friedhelm Denkeler,

»Elli Meinert mit Waldi«, Bövinghauser Wald, Bövinghausen (Stadtteil von Dortmund), © Archiv Friedhelm Denkeler 1932,
»Elli Meinert mit Waldi«, Bövinghauser Wald, Bövinghausen (Stadtteil von Dortmund), © Archiv Friedhelm Denkeler 1932, »Erinnerungen – Ein Leben in Bildern«: »Die Vorgeschichte« 1920-1943: »Elli Meinert«

»Warum bewahren die Leute Fotos auf?« »Warum? Weiß Gott, warum. Warum bewahren sie alles mögliche auf – Trödel, Kitsch, dies und das? Sie tun’s eben.« »Bis zu einem gewissen Punkt stimme ich Ihnen zu. Es gibt Leute, die alles mögliche aufbewahren.

Und es gibt Leute, die alles wegwerfen, sobald sie es nicht mehr brauchen. Das ist eine Frage des Naturells. Aber jetzt spreche ich ausdrücklich von Fotografien. Warum bewahren die Leute speziell Fotografien auf?« »Wie gesagt, weil sie eben nichts wegwerfen wollen. Oder weil es sie an etwas erinnert. …«

Darauf hatte Poirot nur gewartet.

»Stimmt. Es erinnert sie an etwas. Und jetzt fragen wir wieder – warum? Warum bewahrt eine Frau eine Fotografie auf, die sie in ihrer Jugend zeigt?

Ich behaupte, der Hauptgrund dafür ist die Eitelkeit. Sie war einmal ein hübsches Mädchen und bewahrt die Fotografie auf, um sich daran zu erinnern, was für ein hübsches Mädchen sie war. Es muntert sie auf, wenn der Spiegel ihr unangenehme Dinge erzählt. Sie sagt vielleicht zu ihrer Freundin: ›So habe ich mit achtzehn ausgesehen‹ und dann seufzt sie… Stimmen Sie mir zu?«. [aus »Vier Frauen und ein Mord (Mrs. McGinty’s Dead)«, Agatha Christie, 1952]

Übersicht der Artikel der Kategorie »Texte zur Photographie«

Kunst am Bau im U-Bahnhof entdeckt

Von Friedhelm Denkeler,

»Kunst am Bau«, U-Bahnhof Schloßstraße während der Renovierung, Foto © Friedhelm Denkeler 2017
»Kunst am Bau«, U-Bahnhof Schloßstraße während der Renovierung, Foto © Friedhelm Denkeler 2017

Die heutige U-Bahn-Linie U9 führt von der Osloer Straße bis zum Rathaus Steglitz. Als ich 1968 nach Berlin kam, fuhren die Bahnen lediglich vom Leopoldplatz bis zur Spichernstraße (Eröffnung 1961), 1971 wurde die Linie bis zum Walther-Schreiber-Platz in Steglitz und 1974 bis zum Rathaus Steglitz verlängert; am anderen Ende erfolgte dann die letzte Freigabe vom Leopoldplatz zur Osloer Straße. Die Bahnhöfe Walther-Schreiber-Platz, Schloßstraße und Rathaus Steglitz werden seit Mitte 2016 komplett saniert.

U-Bahnhof Schloßstraße (vor der Renovierung), Quelle: Wikipedia
U-Bahnhof Schloßstraße, Quelle: Wikipedia

Im U-Bahnhof Schloßstraße war schon immer viel Beton zu sehen, der aber teilweise mit Kunststoffverkleidungen verdeckt war, die inzwischen bereits entfernt wurden. Dabei wurde ein ›Kunstwerk‹ der Bauarbeiter aus dem Anfang der 1970er-Jahre sichtbar.

Die ›Dame‹ erblickte nach über vierzig Jahren in diesen Tagen erstmals das schummrige Licht des U-Bahnhofs. Da die historische Anmutung mit viel Sichtbeton im Stil der 1970er-Jahre erhalten bleiben soll, wäre es auch wünschenswert, wenn das Werk des unbekannten Bauarbeiters zukünftig sichtbar bliebe.

Europa – das Ganze ist eine wunderbare Idee

Von Friedhelm Denkeler,

»Europa – das Ganze ist eine wunderbare Idee, aber das war der Kommunismus auch«, Vicco von Bülow (Loriot), *1923, †2001, Grafik: © Friedhelm Denkeler 2021, Foto »Die Europa-Fahne auf der Bastille in Grenoble«, © Friedhelm Denkeler 2014
Anmerkung zur Kategorie »«

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Junge Zwergotter auf einem Sonntagsausflug

Von Friedhelm Denkeler,

»Junge Zwergotter auf einem Sonntagsausflug«, Foto © Friedhelm Denkeler 2018
»Junge Zwergotter auf einem Sonntagsausflug«, Zoologischer Garten, Berlin, aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, Foto © Friedhelm Denkeler 2018

Zwergotter leben in Gruppen von vier bis zwölf Tieren und zeigen eine ausgesprochene Paarbindung. Die Männchen beteiligen sich auch an der Jungenaufzucht. Ihre Nahrung ›waschen‹ Zwergotter ähnlich wie Waschbären vor dem Verzehr. Die Raubtiere sind bei den Reisbauern in Südostasien sehr beliebt, da sie mit ihrem starken Gebiss gut Krebse knacken können, die den Bauern die Ernte beschädigen. Sie ertasten die Krebse im Wasser.

Ein Roter Fingerhut auf dem Kahlen Asten

Von Friedhelm Denkeler,

»Ein Roter Fingerhut auf dem Kahlen Asten«, Winterberg, Hochsauerlandkreis, Foto © Friedhelm Denkeler 2002
»Ein Roter Fingerhut auf dem Kahlen Asten«, Winterberg, Hochsauerlandkreis, aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, Foto © Friedhelm Denkeler 2002

Beim Roten Fingerhut (Digitalis purpurea) sind alle Pflanzenteile hochgiftig. Bereits der Verzehr von zwei Blättern kann zu einer tödlichen Vergiftung führen. Der Rote Fingerhut wurde 2007 zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Er wächst meist als zweijährige, krautige Pflanze. Im ersten Jahr bildet sie eine Grundblattrosette, aus der im Folgejahr ein bis zu 200 cm hoher, meist unverzweigter, beblätterter Stängel austreibt. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 56, seltener 112 – was auch immer das bedeuten mag. Fälschlicherweise hatte ich die Pflanze zunächst als Glockenblume angesehen – für den Hinweis danke ich Ulrich Fritz.

Why must I be a Teenager in Love?

Von Friedhelm Denkeler,

1959 – Dion and the Belmonts: »A Teenager in Love«. The Platters: »Smoke Gets In Your Eyes«. Wie Neil Sedaka seinen Hit »Oh! Carol« fabrizierte.

In den späten 1950er Jahren wurde die US-Amerikanische Doo Wop- und R&B-Gruppe Dion and the Belmonts auch in Deutschland mit »I Wonder Why« (1958) bekannt. Mein Lieblingssong aber ist der 1959 erschienene Hit »A Teenager in Love«. Die Dreier-Bild-Collage stammt aus der US-TV-Aufzeichnung der »Saturday Night Beech-Nut Show« vom 4. April 1959. Was macht eigentlich den Doo Wop-Stil aus? Vereinfacht gesagt, durch den verstärkten Gebrauch von sinnlosen Silben, wie hier mit Oooh…Oooh Wa-oooh…Ooooh…Oooh oder wie Diddle-De-Dum. Aber der Begriff wurde erst später populär; damals lief diese Musik unter Rock ’n‘ Roll (meist weiße Mitglieder) oder Rhythm & Blues (eher schwarze Mitglieder).

Dion and the Delmonts: »Teenager in Love«, 1959, Foto/Collage © Friedhelm Denkeler
Dion and the Delmonts: »Teenager in Love«, 1959, Foto/Collage © Friedhelm Denkeler

Vorläufer war zum Beispiel die Musik der Comedian Harmonists. Viele spätere Soul-Stars begannen ihre Karriere als Mitglieder der Doo Wop-Gruppen, zum Beispiel Curtis Mayfield oder Wilson Pickett. Der Soundtrack des Films »American Graffiti« (1973) besteht vielfach aus Doo Wop-Songs und der Moderator Barry Graves spielte in seiner Sendung »See You later Alligator« (späte 1970er Jahre) im RIAS-Berlin gerne Doo Wop. So wurde die Musik bei uns bekannter.

1959 – The Platters: »Smoke Gets In Your Eyes«, 1959, Foto/Collage © Friedhelm Denkeler
1959 – The Platters: »Smoke Gets In Your Eyes«, 1959, Foto/Collage © Friedhelm Denkeler

Zum Repertoire des Duos Bastian Korff (Gesang) und Florian Ludewig (Klavier) gehört auch »A Teenager in Love«. Unter dem Titel »Rock ‘n’ Roll & Remmidemmi« stand das Duo aufgrund des großen Publikumserfolg 2015 mehrmals im Theater O-TonArt in der Kulmer Straße in Berlin-Schöneberg auf der Bühne. Ihre Version hat weitaus mehr Pep und Drive als das Original, eben echter Rock ‘n’ Roll.

Und sie spielten »In Dreams« von Roy Orbison speziell für den Autor dieser Zeilen und seine Frau. Korff als Sprecher, Schauspieler, Sänger und Texter und Ludewig als Pianist und Komponist sind wahre Multitalente für sich, aber auf der Bühne waren sie als Team unschlagbar: spontan, witzig und so herrlich unperfekt wie man nur sein kann, wenn man die Perfektion beherrscht.

Mein Lieblingssong für 1959 ist »Smoke Gets In Your Eyes« von der US-amerikanischen Doo Wop-Gruppe The Platters. Der Song spielte auch in den Filmen »Die bitteren Tränen der Petra von Kant« von Rainer Werner Fassbinder (1972) und in »American Graffiti« von George Lucas (1973) eine Rolle.

Erwähnenswert ist für 1959 auch Neil Sedakas: »Oh! Carol«. Wie entstand damals ein Hit? Sedaka hat dazu erfolgreiche Hits studiert und dabei Ähnlichkeiten entdeckt; eine davon war, dass ein weiblicher Vorname im Titel vorkam. Sedaka wählte den Namen seiner High-School-Freundin Carol Klein – man kennt sie unter ihrem Künstlernamen Carole King – »Oh! Carol« war dann das Ergebnis.

Songtext – Dion and the Belmonts: »A Teenager in Love«

Each time we have a quarrel, it almost breaks my heart,
Cause I'm so afraid that we will have to part,
Each night I ask the stars up above,
Why must I be a teenager in love?

One day I feel so happy, next day I feel so sad.
I guess I'll learn to take the good with the bad.
Cause each night I ask the stars up above,
Why must I be a teenager in love?
I cried a tear for nobody but you,
I'll be a lonely one, if you should say we're through.
Well, if you want to make me cry, that won't be so hard to do.
And if you should say goodbye, I'll still go on loving you.
Each night I ask the stars up above,
Why must I be a teenager in love?

I cried a tear for nobody but you,
I'll be a lonely one, if you should say we're through.
Well, if you want to make me cry, that won't be so hard to do.
And if you should say goodbye, I'll still go on loving you.
Each night I ask the stars up above
Why must I be a teenager in love?
Anmerkung zur Kategorie »«

In dieser Kategorie finden Sie Beiträge zu Songs und ihren Interpreten aus 70 Jahren Rock- und Pop-Geschichte 1946 bis 2016. In der Regel werden pro Jahr ein Song, manchmal auch mehrere, vorgestellt. Alle im Text erwähnten Songs sind als Video oder Audio auf den bekannten Musik-Portalen wie YouTube, Vimeo, etc. zu finden. In einer Tabelle habe ich die Songs auf die entsprechenden Videos/Audios verlinkt. Die Serie befindet sich zur Zeit im Aufbau und wird nach und nach vervollständigt. Jeder Artikel ist ein Auszug aus meinem für 2027 geplanten Künstlerbuch »Siebzig Jahre – Siebzig Songs«.

Eine Übersicht über alle Artikel der Kategorie finden Sie unter »«.

Die Links zu den Videos/Audios der vorgestellten Songs sind in einer Tabelle im Anhang aufgelistet.

Fritz & Co.

Von Friedhelm Denkeler,

»Fritz & Co.«, Wittenbergplatz, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2019
»Fritz & Co.«, Wittenbergplatz, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2019

Anmerkungen zum Portfolio/ zur Kategorie »Sonntagsbilder»

Der Versuch einer Definition: Was ist eigentlich ein Sonntagsbild? Ein ›schönes‹ Bild (was auch immer das nun wieder heißen mag; es ist in Farbe; es passt in keine andere Kategorie; es gehört nicht zu einer Serie von Bildern, es ist ein Einzelbild. Aber es ist kein Sonntagsbild im Sinne der Sonntagsmalerei.

Am 26. Februar 2012 erschien in meinem Blog das erste Sonntagsbild. Und jeden Sonntag gab es ein neues – Ausnahmen bestätigten die Regel. Die Sonntagsbilder stammen aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, das ich 2005 abgeschlossen habe. Aber der Titel Sonntagsbild ist einfach ein zu schöner Titel. Unter dieser Prämisse führe ich die Kategorie »Sonntagsbilder« in meinem Blog bis auf weiteres mit Fotos aus meinem Archiv und mit neuen Aufnahmen weiter.

Der Walfisch und der Thunfisch

Von Friedhelm Denkeler,

»Sagt der Walfisch zum Thunfisch, das kannst du nicht tun Fisch, sagt der Thunfisch zum Walfisch, du hast keine Wahl Fisch«, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2003
»Sagt der Walfisch zum Thunfisch, das kannst du nicht tun Fisch, sagt der Thunfisch zum Walfisch, du hast keine Wahl Fisch«, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2003
Anmerkung zur Kategorie »«

In dieser Kategorie erscheint am ersten Tag eines Monat öfter ein bildlich umgesetzter Post mit einem Zitat. Das kann eine Photographie mit einem Spruch sein oder ein Bild, das grafisch mit dem Zitat des Monats gestaltet wurde.

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Hohler Baum

Von Friedhelm Denkeler,

»Hohler Baum», gefunden im Preußenpark am Fehrbelliner Platz, Berlin, aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, Foto © Friedhelm Denkeler 2019

Die Sonne lacht, Blende acht

Von Friedhelm Denkeler,

Aus dem Portfolio »Erinnerungen – Ein Leben in Bildern«. Künstlerbuch »Die ersten zehn Jahre«, Kapitel »Varlheide Nr. 204«

Aus dem Portfolio »Erinnerungen – Ein Leben in Bildern«. Künstlerbuch »Die ersten zehn Jahre«, Kapitel »Varlheide Nr. 204«. »Die Sonne lacht, Blende acht – Mein erstes Fahrrad», Foto © Archiv Friedhelm Denkeler 1954
Aus dem Portfolio »Erinnerungen – Ein Leben in Bildern«. Künstlerbuch »Die ersten zehn Jahre«, Kapitel »Varlheide Nr. 204«. »Die Sonne lacht, Blende acht – Mein erstes Fahrrad», Foto © Archiv Friedhelm Denkeler 1954

An einem Sonntag im Frühling 1954 machten wir einige Fotos mit der 6×9-Box-Kamera meines Vaters. Wir Kinder wurden natürlich für die Aufnahmen extra fein gemacht. Nach der alten Fotografenweisheit ›Die Sonne lacht, Blende acht‹ war an diesem Tag sehr helles Licht vorhanden, also ideale Bedingungen zum Fotografieren. Es entstand eine Serie mit sieben Fotos – für damalige Verhältnisse sensationell viel – auf einem Rollfilm, von dem die Negative erhalten sind. Ein Bild ist auch in unserer Wohnung entstanden, das war aber eher die große Ausnahme. Die Lichtverhältnisse waren dafür zu schlecht und ein Blitzgerät hatten wir damals nicht.

Auf dem Foto, das ich herausgesucht habe, präsentiere ich stolz mein erstes Fahrrad. Es handelte sich um ein umgebautes Damenfahrrad, das mein Vater aus einem mehr oder weniger schrottreifen Exemplar wieder aufgerüstet hatte. Eigentlich war das große Rad mit den 28-Zoll-Rädern viel zu groß für mich, deshalb wurde der Fahrradsattel „tiefer gelegt“. Mein größtes Problem war stets, die weißen Kniestrümpfe weit weg von der öligen Fahrradkette zu halten.

Die Gerichtslaube

Von Friedhelm Denkeler,

Auf der Lennéhöhe wird kein Gericht mehr gehalten

Eine Gerichtslaube aus dem 13. Jahrhundert mitten im Wald, auf einem Hügel? Im Schlosspark Babelsberg ist das möglich, Gericht wird hier allerdings nicht mehr gehalten. Es ist das einzige, einigermaßen original gotische Gebäude in Potsdam. Wie kommt es dorthin? Das ist ganz einfach: Berlin hatte um 1300 ein gotisches Rathaus, die Gerichtslaube gehörte dazu. Um 1860 wurde das zu klein geratene Rathaus zugunsten des heutigen Roten Rathauses am Alexanderplatz abgerissen. Die Stadt Berlin machte Kaiser Wilhelm I., der eine Vorliebe für das Mittelalter hegte, die Originalteile der Laube zum Geschenk. 1871 wurde das Gebäude aus den alten Teilen neu errichtet.

»Blick vom Flatowturm auf die Gerichtslaube« (Potsdam), Foto © Friedhelm Denkeler 2015
»Blick vom Flatowturm auf die Gerichtslaube« (Potsdam), Foto © Friedhelm Denkeler 2015

Der zweigeschossige Bau hat ein Kreuzrippengewölbe mit einem Mittelpfeiler, der die Eiche oder Linde der mittelalterlichen Verhandlungsstätte symbolisieren soll. Rund um den Pfeiler sind auf einem Steinrelief Schweine, sie stehen für Unmäßigkeit und Unkeuschheit, Adler (Raubgier) und Affen (Raubsucht) zu sehen. Zwei Engel symbolisieren die Sirenen der Versuchung. Zu DDR-Zeiten war die Laube stark verfallen und wurde durch Spenden nach der Wende wieder sehr gut rekonstruiert. Der formvollendete rote Bausteinbau auf der Lennéhöhe ist bei einem Stadtgang durch den Park nicht zu verfehlen. Von hier oben hat man eine gute Aussicht auf die Potsdamer Kulturlandschaft. Diese lässt sich nur durch den Panorama-Blick vom 46 Meter hohen Flatowturm übertreffen.

»Blick vom Flatowturm auf die Gerichtslaube« (Potsdam), Foto © Friedhelm Denkeler 2015
»Blick vom Flatowturm auf die Gerichtslaube« (Potsdam), Foto © Friedhelm Denkeler 2015