Warum bewahren wir Photographien auf?

Von Friedhelm Denkeler,

»Elli Meinert mit Waldi«, Bövinghauser Wald, Bövinghausen (Stadtteil von Dortmund), © Archiv Friedhelm Denkeler 1932,
»Elli Meinert mit Waldi«, Bövinghauser Wald, Bövinghausen (Stadtteil von Dortmund), © Archiv Friedhelm Denkeler 1932, »Erinnerungen – Ein Leben in Bildern«: »Die Vorgeschichte« 1920-1943: »Elli Meinert«

»Warum bewahren die Leute Fotos auf?« »Warum? Weiß Gott, warum. Warum bewahren sie alles mögliche auf – Trödel, Kitsch, dies und das? Sie tun’s eben.« »Bis zu einem gewissen Punkt stimme ich Ihnen zu. Es gibt Leute, die alles mögliche aufbewahren.

Und es gibt Leute, die alles wegwerfen, sobald sie es nicht mehr brauchen. Das ist eine Frage des Naturells. Aber jetzt spreche ich ausdrücklich von Fotografien. Warum bewahren die Leute speziell Fotografien auf?« »Wie gesagt, weil sie eben nichts wegwerfen wollen. Oder weil es sie an etwas erinnert. …«

Darauf hatte Poirot nur gewartet.

»Stimmt. Es erinnert sie an etwas. Und jetzt fragen wir wieder – warum? Warum bewahrt eine Frau eine Fotografie auf, die sie in ihrer Jugend zeigt?

Ich behaupte, der Hauptgrund dafür ist die Eitelkeit. Sie war einmal ein hübsches Mädchen und bewahrt die Fotografie auf, um sich daran zu erinnern, was für ein hübsches Mädchen sie war. Es muntert sie auf, wenn der Spiegel ihr unangenehme Dinge erzählt. Sie sagt vielleicht zu ihrer Freundin: ›So habe ich mit achtzehn ausgesehen‹ und dann seufzt sie… Stimmen Sie mir zu?«. [aus »Vier Frauen und ein Mord (Mrs. McGinty’s Dead)«, Agatha Christie, 1952]

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