Pegasus vor einem Bunker in München gelandet …

Von Friedhelm Denkeler,

… direkt vor dem Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA). Das geflügelte Pferd stammt von Damien Hirst und ist eine bunt bemalte Bronzeskulptur, genannt »Legend«, aus dem Jahr 2011.

Damien Hirst: »Legend«, 2011, Ausstellung: Damien Hirst: »The Weight of Things«, Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA), München, Foto © Friedhelm Denkeler 2023
Damien Hirst: »Legend«, 2011, Ausstellung: Damien Hirst: »The Weight of Things«, Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA), München, Foto © Friedhelm Denkeler 2023

Echinopsis oxygona – Ein großer Auftritt in Berlin in einer lauen Sommernacht

Von Friedhelm Denkeler,

Ein Rückblick auf den Sommer und die Königin der Nacht

Die Königin der Nacht«, Foto © Friedhelm Denkeler 2023
»Die Königin der Nacht«, Foto © Friedhelm Denkeler 2023

Der blühende »Echinopsis oxygona« ist ein Ableger eines alten Kakteen-Stocks meiner Mutter aus den 1940er Jahren. Ende der 1960er Jahre habe ich einen Ableger aus Westfalen nach Berlin gerettet. Es ist bereits der Ableger, vom Ableger, vom Ableger oder so ähnlich. Der jetzige Setzling hat den ganzen Sommer im Freien verbracht und hat jetzt zum ersten Mal geblüht. Die zart rosafarbene, riesengroße und duftende Blüte steht im Kontrast zum stacheligen Körper. In der Regel blüht sie nur für eine Nacht, aber am anderen Morgen war die prachtvolle Blüte auch noch zu bewundern.

»Die Königin der Nacht«, Foto © Friedhelm Denkeler 2023
»Die Königin der Nacht«, Foto © Friedhelm Denkeler 2023

Die Sommer-Highlights im Lichtspieltheater

Von Friedhelm Denkeler,

Im richtigen Kino waren wir nie im falschen Film – Ein kurzer Rückblick auf 21 Filme im Juli bis September 2023

Asteroid City« (2023) von Wes Anderson mit Scarlett Johansson und Tom Hanks
Asteroid City« (2023) von Wes Anderson mit Scarlett Johansson und Tom Hanks, Foto © Friedhelm Denkeler 2023

»When all Hope is gone, there is no Reason for Pessimism.« [Aki Kaurismäki]

Einzelne Artikel zu den gesehenen Filmen in diesem Sommer zu schreiben war mir zu aufwendig. Aber zum Quartalsende will ich sie in Kurzform doch einmal erwähnen (Quelle der Inhaltsangaben: Yorck-Kino). Natürlich waren auch »Oppenheimer« von Christopher Nolan, »Barbie« von Greta Gerwig und »Roter Himmel« (2023) von Christian Petzold dabei. Alle Filme stammen aus dem Jahr 2023 mit einer Ausnahme: »Die Verachtung(Le Mépris)« aus dem Jahr 1963 von Jean-Luc Godard mit Brigitte und Michel Piccoli. Alle Filme sahen wir in den Berliner Yorck-Kinos. Deren Motto »Im richtigen Kino bist du nie im falschen Film« hat sich bewahrheitet: Alle Filme waren sehenswert.

»Die Verachtung (Le Mépris)« (1963) von Jean-Luc Godard
»Die Verachtung (Le Mépris)« (1963) von Jean-Luc Godard, Foto © Friedhelm Denkeler 2023
  • »Die Nachbarn von oben« (2023) von Sabine Boss mit Maximilian Simonischek. Der wilde Sex des benachbarten Paares lässt bei Thomas und Anna die Bilder an den Wänden wackeln und trifft ihre in 20 Ehejahren festgefahrene Beziehung ins Mark. Übermüdet und genervt streiten sie noch mehr als sonst. Dabei gab es Zeiten, da konnten auch sie kaum die Finger voneinander lassen. Als Anna die Nachbarn auch noch zum Apéro einlädt und diese ihnen ein überraschend freizügiges Angebot unterbreiten, überschlagen sich die Ereignisse: Die Nacht wird zu einem Moment der Wahrheit.  
  • »All the Beauty and the Bloodshed« (2023) von Laura Poitras mit Nan Goldin, Marina Berio, David Wojnarowicz, Cookie Mueller, Noemi Bonazzi. Das Leben der international bekannten Künstlerin und Aktivistin Nan Goldin wird anhand von Diashows, intimen Interviews, bahnbrechenden Fotografien und seltenen Aufnahmen ihres persönlichen Kampfes, die Familie Sackler für die Überdosis-Krise zur Verantwortung zu ziehen, erzählt.  
  • »Die Verachtung (Le Mépris)« (1963) von Jean-Luc Godard mit Brigitte Bardot als Camille Javal, Michel Piccoli als Paul Javal,  Fritz Lang als Fritz Lang und Jack Palance als Jeremy Prokosch. Jeremy Prokosch, ein Banause im Kunstfilmgeschäft, ist ein Produzent, der mit der Arbeit seines Regisseurs unzufrieden ist. Prokosch hat Fritz Lang als Regisseur für eine Verfilmung von »Die Odyssee« engagiert, doch als es scheint, dass der legendäre Filmemacher einen Film dreht, der an den Kinokassen floppen wird, holt er einen Drehbuchautor, der dem Skript neuen Schwung verleihen soll. Das Berufliche überschneidet sich mit dem Persönlichen, als es zu einem Zerwürfnis zwischen dem Autor und seiner Frau kommt.  
  • »Nostalgia« (2023) von Mario Martone. Nach 40 Jahren kehrt Felice in seine Heimatstadt Neapel zurück, um seine Mutter ein vielleicht letztes Mal zu sehen. Dort angekommen, begibt er sich auf eine Reise zum Ort seiner Jugend, einem Viertel im heutigen Neapel, aus dem die Gefahr nie ganz verschwand.  
  • »Asteroid City« (2023) von Wes Anderson mit Scarlett Johansson und Tom Hanks. In einer fiktiven amerikanischen Wüstenstadt um 1955 wird der Ablauf eines Junior Stargazer/Space Cadet-Kongresses (der Schüler und Eltern aus dem ganzen Land zu einem freundschaftlichen und wissenschaftlichen Wettbewerb zusammenbringen soll) durch weltverändernde Ereignisse spektakulär gestört.  
  • »Sisi & Ich« (2023) von Frauke Finsterwalder mit Susanne Wolff, Sandra Hüller, Angela Winkler. Die Kaiserin Sisi (Susanne Wolff) ist in der letzten Hälfte Ihres Lebens angelangt. Gräfin Irma (Sandra Hüller) findet sie, umgeben von Frauen, in einer adligen Kommune in Griechenland. Weit entfernt von der Etikette des österreichischen Hofes, lebt Sisi in absoluter Freiheit, in der weder ihre Kinder noch Ihr Mann Kaiser Franz Joseph eine Rolle spielen. Irma verliebt sich Hals über Kopf in die mitreißend charismatische Sisi und ihre modernen Ideen. Gemeinsam reisen sie, wohin sie die Laune trägt. Und alles könnte ewig so weiter gehen, wäre Sisi nicht Kaiserin.  
  • »Springtime in Amsterdam« (2023) von Christof Loy mit Sunnyi Melles. Der Musicalfilm Springtime in Amsterdam erzählt die Geschichte von vier Menschen, die an einem Scheideweg ihres Lebens stehen und die in Amsterdam zufällig aufeinander treffen. Die Stadt wird zu ihrer magischen Traumwelt, die scheinbar Chancen und Antworten auf einen Schlüsselmoment in ihren Leben bietet.
  • »Roter Himmel« (2023) von Christian Petzold mit Paula Beer, Matthias Brandt Enno Trebs, Langston Uibel, Thomas Schubert. Sommerhitze an der Ostsee. In einem Ferienhäuschen auf Ahrenshoop treffen ein hadernder Jungautor und sein bester Freund auf eine junge Eisverkäuferin und deren Lover, den Rettungsschwimmer. Christian Petzold („Undine“) ist eine wunderbar flirrende Tragikomödie in wechselnden Konstellationen gelungen. Es gibt das Glück und die Sehnsucht, aber auch Eifersucht, Empfindlichkeiten, Spannungen. Dann schlagen die Flammen über.  
  • »Empire of Light« (2023) von Sam Mendes mit Olivia Colman, Micheal Ward, Toby Jones, Colin Firth, Tom Brooke. Das Empire ist ein wunderschöner und etwas in die Jahre gekommener Filmpalast in einer englischen Kleinstadt am Meer. Für die Mitarbeiter, eine bunt zusammengewürfelte Truppe skurriler und liebenswerter Typen, ist er Arbeitsstätte und Familie in einem. So auch für Hilary (Olivia Colman), die nach längerer Abwesenheit ins Empire zurückgekehrt ist. Hilary hat sich verändert, sie wirkt abwesend und deutlich zurückgenommener als früher. Routiniert geht sie ihrer Arbeit nach und erträgt stoisch die Übergriffigkeiten ihres Chefs (Colin Firth). Als Stephen (Micheal Ward), ein charismatischer junger Mann im Empire anfängt, entsteht zwischen den beiden eine spontane Zuneigung. Die beiden Außenseiter finden aneinander den Halt, den sie so lange gesucht haben. Doch nach und nach werden sie von der Wirklichkeit eingeholt und es kommt für beide zu einem unerwarteten Aufbruch.  
  • »Die Unschärferelation der Liebe« (2023) von Lars Kraume mit Caroline Peters, Burghart Klaußner. Greta ist Schulsekretärin und nebenbei laut, spontan und unberechenbar. Alexander ist ein pleitegehender Metzger, nebenbei Musikliebhaber und verkappter Intellektueller, der stets auf seine strikte Ordnung bedacht ist. An einer Bushaltestelle küsst sie ihn in den Nacken, völlig unvermittelt, einfach so. Eine Verwechslung. Oder steckt doch ein Plan dahinter? Auf alle Fälle ist es der Anfang einer Liebesgeschichte. Die unausweichliche Erkenntnis: Liebe ist immer eine Chance, mit der wir alle rechnen sollten.  
  • »Mein fabelhaftes Verbrechen« (2023) von François Ozon mit Isabelle Huppert. Die erfolglose Schauspielerin Madeleine Verdier wird des Mordes an einem berühmten Produzenten bezichtigt. Auf Anraten ihrer besten Freundin, der arbeitslosen Anwältin Pauline, soll Madeleine sich schuldig bekennen, allerdings auf Notwehr plädieren. Es folgt ein Aufsehen erregender Prozess, in dem die beiden jungen Frauen eindrucksvoll die Männer vorführen. Madeleine wird freigesprochen und als neuer Star mit lukrativen Rollenangeboten überhäuft. Doch dann taucht eine Zeugin des Verbrechens auf, die die Wahrheit um jeden Preis enthüllen will.  
  • »Oppenheimer« (2023) von Christopher Nolan mit Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon, Rami Malek, Robert Downey Jr., Florence Pugh, Kenneth Branagh. Als dem Physiker Julius Robert Oppenheimer während des Zweiten Weltkriegs die wissenschaftliche Leitung des Manhattan-Projekts übertragen wird, können er und seine Ehefrau Kitty sich nicht vorstellen, welche Auswirkungen Oppenheimers Arbeit nicht nur auf ihr Leben, sondern auf die ganze Welt haben wird. Nolan versammelt für seine Verfilmung des mit dem Pulitzer-Preis prämierten Buches eine Top Besetzung.  
  • »Barbie« (2023) von Greta Gerwig mit Margot Robbie, Ryan Gosling, Will Ferrell. Im Barbie-Land zu leben bedeutet, ein perfektes Wesen an einem perfekten Ort zu sein. Es sei denn, du hast eine existenzielle Krise. Oder du bist ein Ken.  
  • »L’immensità – Meine fantastische Mutter« (2023) von Emanuele Crialese mit Penélope Cruz. Rom in den 1970ern: Die Familie Borghetti ist gerade in einen der Wohnkomplexe gezogen, die am Rand der Stadt gebaut wurden. Doch das schicke Apartment kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Clara in einer lieblosen Ehe gefangen ist. Ihr Lebensinhalt liegt in der Beziehung zu ihren drei Kindern. Dabei verbindet sie besonders mit ihrer Tochter Adriana eine innige Beziehung. Als diese sich in der neuen Nachbarschaft als Junge vorstellt, droht das fragile Familienband zu zerreißen.  
  • »Lars Eidinger – Sein oder nicht Sein« (2023) von Reiner Holzemer mit Lars Eidinger, Juliette Binoche, Isabelle Huppert, Angela Winkler, Edith Clever. Lars Eidinger ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Schauspieler. Auf der Bühne überzeugt er durch seine körperliche Präsenz, sein variationsreiches Spiel und seine Emotionalität. Dadurch verleiht er seinen Charakteren Tiefe und Glaubwürdigkeit und sorgt für ausverkaufte Theater auf der ganzen Welt. Der rastlose Star dreht Filme mit internationalen Stars wie Juliette Binoche, Isabelle Huppert und Adam Driver. Sein Leben hat er voll und ganz der Kunst verschrieben, sei es als Schauspieler, Regisseur, Fotograf oder DJ.  
  • »Black Box« (2023) von Aslı Özge mit Luise Heyer, Felix Kramer, Christian Berkel. Es herrscht Ausnahmezustand. Ein Berliner Innenhof ist gesperrt. Aufgrund eines nicht erklärten Vorfalls riegelt die Polizei alle Hofzugänge ab. Die Bewohne sind verunsichert. Gerüchte befeuern allmählich Ängste. Argwohn und Verdächtigungen greifen um sich, Vorurteile spalten die Nachbarschaft. Die Hausgemeinschaft gleicht einem Mikrokosmos der Gesellschaft. Beziehungen beruhen auf Machtstreben und Profitgier. Und vielleicht kommt die eigentliche Gefahr nicht, wie angenommen von außen, sondern von innen…  
  • »Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs« (2023) von Maïwenn mit Maïwenn, Johnny Depp, Benjamin Lavernhe, India Hair, Pierre Richard. Jeanne Vaubernier, ein einfaches Mädchen aus dem Volk, das nach sozialem Aufstieg strebt, nutzt ihre Reize, um auf der gesellschaftlichen Leiter immer weiter nach oben zu klettern. Ihr Geliebter, Graf Du Barry, der durch Jeannes lukrative Galanterien zu beachtlich großem Reichtum gelangt, möchte sie schließlich dem König Frankreichs vorstellen. Er organisiert also das Treffen durch das vermittlerische Geschick des einflussreichen Herzogs Richelieu. Die Begegnung übertrifft allseitig die Erwartungen: Zwischen Ludwig XV. und Jeanne ist es Liebe auf den ersten Blick… Mit der Kurtisane findet der König seine Lebenslust wieder – so sehr, dass er nicht mehr auf sie verzichten kann und beschließt, sie zu seiner offiziellen Favoritin zu machen. Ein Skandal, denn offenbar niemand will ein Straßenmädchen wie Jeanne am Hof von Versailles haben.  
  • »Die toten Vögel sind oben« (2023) von Sönje Storm. 350 ausgestopfte Vögel. 3000 Schmetterlinge, Pilze, Käfer. Wer nimmt sich so viel Zeit. Was war in diesem Kopf los? Die Regisseurin erkundet in ihrem Film den Nachlass des exzentrischen Bauern und Fotografen Jürgen Friedrich Mahrt (1882-1940), der ihr Urgroßvater war. Schon 1919 beobachtet er den Rückgang der Arten und fotografiert die Zerstörung der Moore. Bilder aus der Frühzeit des Anthropozäns.  
  • »Past Lives« (2023) Eine Liebesgeschichte von Celine Song mit Greta Lee und Yoo Teo. Kindheitsfreunde Nora und Hae Sung werden auseinandergerissen, nachdem Noras Familie aus Südkorea auswandert. Zwei Jahrzehnte später treffen sie sich für eine schicksalhafte Woche in New York wieder. 
  • »Fallende Blätter« (2023) von Aki Kaurismäki mit Alma Pöysti, Jussi Vatanen. Fallen Leaves erzählt die Geschichte von zwei einsamen Menschen, die sich nachts in Helsinki zufällig begegnen und versuchen, die erste, einzige und endgültige Liebe ihres Lebens zu finden. Ihr Weg zu diesem Ziel wird durch die Alkoholsucht des Mannes, verlorene Telefonnummern, die Unkenntnis des Namens oder der Adresse des anderen und die allgemeine Tendenz des Lebens, denjenigen, die ihr Glück suchen, Steine in den Weg zu legen, getrübt.
  • »Die einfachen Dinge« (2023) von Éric Besnard mit Grégory Gadebois, Lambert Wilson. Vincent, ein rastloser Manager, der von Panikattacken geplagt wird, strandet eines Tages dank einer Autopanne mitten in den Bergen. Gerettet wird der Unternehmer von Pierre einem zurückgezogenen Hüttenbewohner, der ein einfaches Leben führt. Die Begegnung der zwei Männer zwingt sie dazu, sich mit ihren tief verwurzelten Überzeugungen auseinanderzusetzen. Schließlich sieht Vincent sich mit der Frage aller Fragen konfrontiert: Ist er wirklich glücklich?
»Oppenheimer« (2023) von Christopher Nolan
»Oppenheimer« (2023) von Christopher Nolan, Foto © Friedhelm Denkeler 2023

»This is the most romantic Film I ever made since the last One.« Aki Kaurismäki

Kunstbanause

Von Friedhelm Denkeler,

»Kunstbanause«, Objekt »Aufstehen – Einfallen«, Christian Roehl, 2003, Insel Ziegenwerder, Frankfurt/Oder, Foto © Friedhelm Denkeler 2009
»Kunstbanause«, Objekt »Aufstehen – Einfallen«, Christian Roehl, 2003, Insel Ziegenwerder, Frankfurt/Oder, Foto © Friedhelm Denkeler 2009

Von Weidenbäumen und Distelfeldern

Von Friedhelm Denkeler,

Ein neues Portfolio auf meiner Website LICHTBILDER: »Westfälische Landschaften«. Eine foto­grafische Hommage an die Kulturlandschaft zwischen Weserstrom und Teutoburger Wald: Erinnerungen, Entdeckungen und Kulturdenkmale.

»Distelfeld im Gegenlicht«, Isenstedt, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Kapitel »Auf Feld und Flur«, Foto © Friedhelm Denkeler 1984
»Distelfeld im Gegenlicht«, Isenstedt, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Kapitel »Auf Feld und Flur«, Foto © Friedhelm Denkeler 1984

Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in den 1950er/60er-Jahren in der Kulturlandschaft Ost-Westfalen zwischen dem Weserstrom, dem Weser- und Wiehengebirge, dem Stemweder Berg, dem Teutoburger Wald und dem Übergang zur Norddeutschen Tiefebene. Die Serie besteht aus den sechs Kapiteln »Der Bauernhof«, »Im Scheunenviertel«, »Das Teufelsmoor«, »Winter in Westfalen«, »Auf Feld und Flur» und »Im Teutoburger Wald«.

Siehe hierzu der Artikel »Ein landschaftlicher Rückblick auf meine Kindheit und Jugendzeit« und der ausführliche Artikel zu den sechs Kapiteln »Zu den Photographien aus Ost-Westfalen 1975 bis 2000«. Das gesamte Portfolio besteht aus 113 Photographien 30 x 45 cm, die zwischen 1975 und 2000 entstanden sind. Die Bilder sind auch als gedrucktes Künstlerbuch mit 144 Seiten im Format 30×21 cm 2022 erschienen.

»Kornfeld mit Weidenbäumen», Tonnenheide, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Kapitel »Auf Feld und Flur«»Distelfeld im Gegenlicht«, Isenstedt, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Kapitel »Auf Feld und Flur«, Foto © Friedhelm Denkeler 1985
»Kornfeld mit Weidenbäumen», Tonnenheide, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Kapitel »Auf Feld und Flur«, Foto © Friedhelm Denkeler 1985

Wenn der Globus den Garten erobert …

Von Friedhelm Denkeler,

Hat der Nordpol beschlossen, eine kleine Abenteuerreise durch den Garten anzutreten und sich dabei ein wenig verirrt?

»Gartenglobus mit Nordpol«, aus dem Portfolio »Circle«, Fürstenau, Osnabrücker Land, Foto © Friedhelm Denkeler 2023
»Gartenglobus mit Nordpol«, aus dem Portfolio »Circle«, Fürstenau, Osnabrücker Land, Foto © Friedhelm Denkeler 2023

Verändert sich zur Zeit die Stellung des Nordpols?

Die Position des geomagnetischen Nordpols ist nicht statisch, sondern sie unterliegt einer langsamen Bewegung. Historisch gesehen hat sich der geomagnetische Nordpol im Laufe der Jahrhunderte um mehrere Kilometer bewegt. Diese Bewegung wird durch Veränderungen im Erdkern und in den Geodynamoprozessen verursacht, die das Erdmagnetfeld erzeugen. Im Garten war davon nach zwei Jahren nichts zu merken. Nur die Pflanzen waren gewaltig gewachsen; kein Wunder, bei dem vielen Regen in diesem Sommer.

Der Sonntagsfotograf

Von Friedhelm Denkeler,

»Hotelgast, die Außenalster fotografierend«, Hamburg, Foto © Friedhelm Denkeler 2011
»Hotelgast, die Außenalster fotografierend«, Hamburg, Foto © Friedhelm Denkeler 2011

These Boots Are Made For Walkin’

Von Friedhelm Denkeler,

1966 – Nancy Sinatra: »Bang Bang (My Baby Shot Me Down)«. Nancy Sinatra, Uschi Obermaier, Natalia Avelon und der »Summer Wine« in »Two Pines«

Im Sommer 1966 war im Urlaub am Wörther-See abends in den Bars und Diskotheken einer meiner Lieblingssongs zu hören »These Boots Are Made For Walkin’« von Nancy Sinatra. Ihre musikalische Karriere begann 1961 unter den Fittichen ihres Vaters Frank Sinatra – mit mäßigem Erfolg. Dieser stellte sich erst mit dem Song »These Boots Are Made For Walkin’» ein. Er entwickelte sich zum Welthit und in den USA und in Deutschland stand er auf Platz 1 der Charts. Es ist ihr bekanntester Song geblieben.

1966 erschien unter der Regie von Lee Hazlewood ihr erstes Album Boots. Neben den Kompositionen von Hazlewood enthält das Werk auch Coverversionen, wie Day Tripper von den Beatles und It Ain’t Me Babe von Bob Dylan. 1967 sang Nancy im Duett mit ihrem Vater den Song Somethin’ Stupid. Für beide Sinatras war es ein großer Erfolg. Übrigens, 2001 haben Robbie Williams und Nicole Kidman Somethin’ Stupid neu interpretiert. Für den James-Bond-Film Man lebt nur zweimal mit Sean Connery sang Nancy Sinatra 1967 den Titelsong You Only Live Twice.

Uma Thorman mit »Bang Bang (My Baby Shot Me Down)«, aus dem »Film Kill Bill – Volume 1« Grafik/Foto © Friedhelm Denkeler 2011
Uma Thorman mit »Bang Bang (My Baby Shot Me Down)«, aus: »Kill Bill – Volume 1«, Grafik/Foto © Friedhelm Denkeler 2011

Nancy Sinatra spielte als Schauspielerin in verschiedenen Filmen mit. Ich kann mich aber nur an den Film Die wilden Engel von Roger Corman aus dem Jahr 1966 erinnern, insbesondere an die Eröffnungsszene des Films Wild Angels mit dem Song Blues Theme von Davie Allan and the Arrows. Nach der Wiederaufführung des Films im Jahr 2003 soll Nancy gesagt haben: »Mit diesem Film begann meine hoffnungsvolle Filmkarriere und endete zugleich.«

Für ihre ersten Alben arbeitete Nancy Sinatra mit dem Singer-Songwriter und Produzenten Lee zusammen. 1967 nahmen die beiden erstmalig gemeinsam einen Song auf, der international bekannt wurde: Summer Wine. Er wurde über die Jahre zu ihrer berühmtesten Aufnahme. Dieser Klassiker wurde anschließend von vielen Musikern gecovert. Ich habe ihn als Titelsong des Films Das wilde Leben 2007 neu entdeckt. In dem Film geht es um das wilde Leben von Uschi Obermaier in den 1960er und 1970er Jahren.

Die Hauptrolle spielt Natalia Avelon und Rainer Langhans wird von Matthias Schweighöfer dargestellt. Den Titelsong sangen Ville Valo (Sänger von HIM) und Natalia Avelon. In dem Video sind viele Szenen aus dem Film Das wilde Leben zu sehen. Einige wenige Stationen/Szenen der Uschi Obermaier/Natalia Avelon will ich nennen: Model für die Zeitschrift Twen, Bekanntschaft mit der Krautrock-Band Amon Düül, Mitglied der Kommune 1, Beziehung mit Rainer Langhans, 1968 Einladung der Rolling Stones nach London, Affären mit Keith Richards und Mick Jagger in München und ab 1974 mit Dieter Bockhorn auf einem Asien-Trip.

Auf Nancy Sinatras zweitem Album »How Does That Grab You, Darlin’« gibt es das zauberhafte Lied Bang Bang (My Baby Shot Me Down) aus dem Jahr 1966. Es ist ein Remake von Chers gleichnamigem Song aus dem demselben Jahr. Beide Versionen erhielten seinerzeit kaum Anerkennung. Auch ich konnte mich an den Song nicht erinnern, das änderte sich aber schlagartig, als 2003 Regisseur Quentin Tarantino die Version von Nancy Sinatra für seinen Film Kill Bill – Volume 1 aussuchte; dadurch wurde er einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

Uma Thurman, Black Mamba oder Kiddo genannt, ist Mitglied des von Bill (David Carradine) geführten Attentatskommandos Tödliche Viper. Sie erwartet ein Kind von Bill, verschwindet aber nach einem Auftrag und will das Kind in besseren Verhältnissen aufwachsen lassen. Kiddo nimmt Arbeit in einem Geschäft an und will den Inhaber heiraten.

Das Kommando überfällt aus Rache die Hochzeitsgesellschaft in der Kirche von Two Pines. Nur Kiddo überlebt schwer verletzt und liegt vier Jahre im Koma. Als sie erwacht, stellt sie eine Todesliste (Kill Bill) mit der Überschrift Death List Five mit jenen Namen zusammen, die ihre Hochzeitsgesellschaft überfallen haben und arbeitet die Liste nach und nach ab. Allerdings braucht sie dazu noch den zweiten Teil Kill Bill – Volume 2 (2004) und hier ist der Titel wörtlich zu nehmen, sie tötet Bill.

Anmerkung zur Kategorie »«

In dieser Kategorie finden Sie Beiträge zu Songs und ihren Interpreten aus 70 Jahren Rock- und Pop-Geschichte 1946 bis 2016. In der Regel werden pro Jahr ein Song, manchmal auch mehrere, vorgestellt. Alle im Text erwähnten Songs sind als Video oder Audio auf den bekannten Musik-Portalen wie YouTube, Vimeo, etc. zu finden. In einer Tabelle habe ich die Songs auf die entsprechenden Videos/Audios verlinkt. Die Serie befindet sich zur Zeit im Aufbau und wird nach und nach vervollständigt. Jeder Artikel ist ein Auszug aus meinem für 2025 geplanten Künstlerbuch »Siebzig Jahre – Siebzig Songs«.

Eine Übersicht über alle Artikel der Kategorie finden Sie unter »«.

Die Links zu den Videos/Audios der vorgestellten Songs sind in einer Tabelle im Anhang aufgelistet.

Gefängsnis von Galileo Galilei und Giordano Bruno während der Inquisition – das Castel Sant’Angelo

Von Friedhelm Denkeler,

»Auf den Spuren des Römischen Reiches«. Ein Portfolio und Künstlerbuch über vierzehn römische Stadtgänge.

»Vom  Mausoleum, über die Kastellburg zum Museum – die Engelsburg«, aus dem Portfolio »Auf den Spuren des römischen Reiches«, Foto © Friedhelm 2011
»Vom Mausoleum, über die Kastellburg zum Museum – die Engelsburg«, aus dem Portfolio »Auf den Spuren des römischen Reiches«, Foto © Friedhelm 2011

Rom Tag IX: »Vom Mausoleum, über die Kastellburg zum Museum – die Engelsburg«

Die fast zweitausend Jahre alte Engelsburg (Mausoleo di Adriano, später Castel Sant’Angelo) wurde ursprünglich als Mausoleum für den römischen Kaiser Hadrian und seine Nachfolger gebaut. Nach und nach wurde sie unter den verschiedenen Herrschern und Päpsten zur Festung, zum Zufluchtsort und Gefängnis ausgebaut. Berühmte Gefangene waren während der Inquisition unter anderem Giordano Bruno und Galileo Galilei. Heute beherbergt die Engelsburg ein Museum. Auf der obersten Terrasse genießt man einen herrlichen Panoramablick auf Rom. Die sogenannte Engelsbrücke mit den Statuen von Petrus, Paulus und zehn Engeln verbindet die Burg mit dem anderen Ufer des Tiber.

Als gegen Ende des 6. Jahrhunderts in Rom die Pest wütete, hatte Papst Gregor eine göttliche Vision. Ihm erschien im Jahre 590 über dem Mausoleum der Erzengel Michael. Zum Zeichen des baldigen Endes der verheerenden Seuche steckte der Engel sein Schwert in die Scheide. Als kurze Zeit später tatsächlich die Pestepidemie beendet war, wurde das Hadrianeum nur noch Engelsburg genannt. Im Innenhof der Burg befindet sich die Armesünderglocke, die an die Grausamkeit der Welt und die Vergänglichkeit des Schönen gemahnt.

Anmerkungen zum Porfolio »Auf den Spuren des Römischen Reiches«

Unsere sieben Tage in Rom im Jahr 2011 sind eine Reminiszenz an die sieben Hügel, auf denen Rom erbaut worden sein soll. Aber nach den ersten Tagen wurde deutlich, dass für das geplante Buch vierzehn Kapitel notwendig sind. Es geht bei den Photographien um die Stimmungen und die visuellen Eindrücke und weniger um die historischen Begebenheiten. Das Portfolio wird auf meiner Website LICHTBILDER ausführlicher mit den vierzehn Kapiteln der römischen Stadtgänge vorgestellt.

Die vierzehn Kapitel der römischen Stadtgänge im JOURNAL

»Vom  Mausoleum, über die Kastellburg zum Museum – die Engelsburg«, aus dem Portfolio »Auf den Spuren des römischen Reiches«, Foto © Friedhelm 2011
»Vom Mausoleum, über die Kastellburg zum Museum – die Engelsburg«, aus dem Portfolio »Auf den Spuren des römischen Reiches«, Foto © Friedhelm 2011

Theorie und Praxis

Von Friedhelm Denkeler,

»Eine Theorie gilt solange als richtig, bis sie sich als falsch erwiesen hat«, Karl Popper, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2009
»Eine Theorie gilt solange als richtig, bis sie sich als falsch erwiesen hat«, Karl Popper, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2009
Anmerkung zur Kategorie »«

In dieser Kategorie erscheint am ersten Tag eines Monat öfter ein bildlich umgesetzter Post mit einem Zitat. Das kann eine Photographie mit einem Spruch sein oder ein Bild, das grafisch mit dem Zitat des Monats gestaltet wurde.

Eine Übersicht über alle Artikel der Kategorie finden Sie unter »«.

Rosa Idylle

Von Friedhelm Denkeler,

»Rosa Idylle auf dem Krongut Bornstedt«, aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, Foto © Friedhelm Denkeler 2003
»Rosa Idylle auf dem Krongut Bornstedt«, aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, Foto © Friedhelm Denkeler 2003

Anmerkungen zum Portfolio/ zur Kategorie »Sonntagsbilder»

Der Versuch einer Definition: Was ist eigentlich ein Sonntagsbild? Ein ›schönes‹ Bild (was auch immer das nun wieder heißen mag; es ist in Farbe; es passt in keine andere Kategorie; es gehört nicht zu einer Serie von Bildern, es ist ein Einzelbild. Aber es ist kein Sonntagsbild im Sinne der Sonntagsmalerei.

Am 26. Februar 2012 erschien in meinem Blog das erste Sonntagsbild. Und jeden Sonntag gab es ein neues – Ausnahmen bestätigten die Regel. Die Sonntagsbilder stammen aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, das ich 2005 abgeschlossen habe. Aber der Titel Sonntagsbild ist einfach ein zu schöner Titel. Unter dieser Prämisse führe ich die Kategorie »Sonntagsbilder« in meinem Blog bis auf weiteres mit Fotos aus meinem Archiv und mit neuen Aufnahmen weiter.

Zwei Westfälische Landschaften im Nebel

Von Friedhelm Denkeler,

Ein neues Portfolio auf meiner Website LICHTBILDER: »Westfälische Landschaften«. Eine foto­grafische Hommage an die Kulturlandschaft zwischen Weserstrom und Teutoburger Wald: Erinnerungen, Entdeckungen und Kulturdenkmale.

»Westfälische Landschaft im Morgennebel«, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Foto © Friedhelm Denkeler 1979
»Westfälische Landschaft im Morgennebel«, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Foto © Friedhelm Denkeler 1979

Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in den 1950er/60er-Jahren in der Kulturlandschaft Ost-Westfalen zwischen dem Weserstrom, dem Weser- und Wiehengebirge, dem Stemweder Berg, dem Teutoburger Wald und dem Übergang zur Norddeutschen Tiefebene. Die Serie besteht aus den sechs Kapiteln »Der Bauernhof«, »Im Scheunenviertel«, »Das Teufelsmoor«, »Winter in Westfalen«, »Auf Feld und Flur» und »Im Teutoburger Wald«.

Siehe hierzu der Artikel »Ein landschaftlicher Rückblick auf meine Kindheit und Jugendzeit« und der ausführliche Artikel zu den sechs Kapiteln »Zu den Photographien aus Ost-Westfalen 1975 bis 2000«. Das gesamte Portfolio besteht aus 113 Photographien 30 x 45 cm, die zwischen 1975 und 2000 entstanden sind. Die Bilder sind auch als gedrucktes Künstlerbuch mit 144 Seiten im Format 30×21 cm 2022 erschienen.

»Birke am Mühlenbach», aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Foto © Friedhelm Denkeler 1987
»Birke am Mühlenbach», aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Foto © Friedhelm Denkeler 1987

Eine Treppe bauen

Von Friedhelm Denkeler,

»Mit etwas Geschick kann man sich aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, eine Treppe bauen« [Robert Lembke], Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2003
»Mit etwas Geschick kann man sich aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, eine Treppe bauen« [Robert Lembke], Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2003
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In dieser Kategorie erscheint am ersten Tag eines Monat öfter ein bildlich umgesetzter Post mit einem Zitat. Das kann eine Photographie mit einem Spruch sein oder ein Bild, das grafisch mit dem Zitat des Monats gestaltet wurde.

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Der Rest vom Palast

Von Friedhelm Denkeler,

»Der Rest vom Palast«, Foto © Friedhelm Denkeler 2008
»Der Rest vom Palast«, Foto © Friedhelm Denkeler 2008

Nein, das Photo ist nicht im September 1945 in Berlin entstanden, sondern 63 Jahre später im September 2008 auf der Spreeinsel auf dem heutigen Schlossplatz. Nach dem Krieg sah es mehr oder weniger überall in Berlin so aus. Hier ist allerdings der Rest vom Palast der Republik, der zwischen 1973 und 1976 von der DDR gebaut wurde, zu sehen. Neben einem Kongresssaal für 5000 Personen, diente er auch als Sitz der DDR-Volkskammer und war gleichzeitig Kulturhaus mit zahlreichen Gaststätten und einem Theater. Zwischen 2006 und 2008 wurde er abgerissen.

Vor dem Bau des Palastes der Republik stand hier der Ostflügel des im Zweiten Weltkrieg ausgebrannten Berliner Stadtschlosses. Trotz internationaler Proteste wurde die Ruine 1950 auf Weisung der DDR-Führung zugunsten eines Aufmarschplatzes mit Tribüne gesprengt. Durch den Abriss des Palastes und dem gleichzeitigen Plan, ein Humboldt-Forum mit teilweise barocken Fassaden in Anlehnung an das Schloss zu errichten, bestand nun die Chance, die historische Mitte Berlins architektonisch wiederherzustellen. Ein einzigartiges Ensemble, das mit dem Stadtschloss (heute: Humboldt-Forum) , dem Zeughaus (heute: Historisches Museum), dem Berliner Dom und dem Lustgarten mit dem Alten Museum ein Karree bildet, ist nun sichtbar geworden.

Anmerkung zur Kategorie »In den Straßen von Berlin«

Die work in progress-Serie »In den Straßen von Berlin« besteht aus großformatigen Farb-Fotos aus dem Nach-Wende-Berlin. Die Photographien zeigen den Wandel des Stadtbildes seit dem Jahr 2000: Abriss des Palastes der Republik und neue Hotels, hauptsächlich im Ost-Teil der Stadt, Bautätigkeiten im alten Westen, das Tempelhofer Feld, das seit 2008 als Flugbahn ausgedient hat, Touristenströme am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie, am Hauptbahnhof und im Lustgarten in Mitte. Das Portfolio wird laufend ergänzt. Ein Künstlerbuch ist für 2024 geplant.

Eine visuelle Übersicht mit Teaser der Reihe »In den Straßen von Berlin« finden Sie hier.

Wie ein klirrender Aschenbecher zum Millionenseller wurde

Von Friedhelm Denkeler,

1966 – The Beach Boys: »Barbara Ann«. Das Gesamtkunstwerk »Pet Sound« – Eines der ersten Konzeptalben der Rockgeschichte

1966 – The Beach Boys: »Barbara Ann«, Fotos/ Collage © Friedhelm Denkeler
1966 – The Beach Boys: »Barbara Ann«, Fotos/ Collage © Friedhelm Denkeler

Die Beach Boys planten für ihre aus Coverversionen zusammengesetzte LP Beach Boys’ Party! auch eine Live-Aufnahme von Barbara Ann. Dazu versammelten sie sich in einem Tonstudio in Hollywood mit vielen illustren Gästen. Es herrschte eine partyähnliche Stimmung. Der Song wurde ohne vorherige Proben gesungen, was an der mangelnden Textsicherheit der Beteiligten erkennbar ist. Gleich während der ersten Strophe geht kurzzeitig die Erinnerung an den Text verloren; jemand ruft »Hal and his famous ashtrays«, woraufhin klirrende Aschenbecher zu hören sind. Der Song wurde als Single ausgekoppelt, der zu einem Millionenseller wurde.

Die Beach Boys wurden 1961 von den Brüdern Brian, Dennis und Carl Wilson, ihrem Cousin Mike Love und Alan Jardine gegründet. Neben der bekannten Single Barbara Ann entstanden die Songs Surfin’ USA, I Get Around, Help Me Rhonda, California Girls, Sloop John B, Wouldn’t It Be Nice, Heroes and Villains, Kokomo, God Only Knows und Good Vibrations. Die Songs waren geprägt von harmonischen Gesangsparts, eingängigen Melodien und den Themen Surfen und Strandkultur Kaliforniens. Die Boys schufen einen einzigartigen Sound, der von Doo-Wop, Rock ’n’ Roll und a cappella-Gesang inspiriert war.

Durch die sonnigen und surf-inspirierten Klänge und den a cappella-Gesang der Band waren die Beach Boys damals nicht meine bevorzugte Musik. Daran änderte sich auch nichts, als 1966 das Konzeptalbum »Pet Sound« erschien. Damals erhielt es wenig Anerkennung, aber es hat seitdem zahlreiche Fans gefunden und inzwischen von Kritikern als Meisterwerk der Pop-Musik betrachtet. Das Album wird oft als eines der besten Alben aller Zeiten bezeichnet und bleibt ein entscheidender Moment in der Musikgeschichte. Dies kann ich so nicht nachvollziehen.

Das Album bot eine atmosphärische, komplexe und oft melancholische Musik, die als Wegbereiter für die psychedelische Pop-Musik angesehen wird. Brian Wilson, der Kopf hinter den Beach Boys, verbrachte Monate damit, das Album aufzunehmen und zu produzieren. Er nutzte innovative Studiotechniken, einschließlich der Verwendung von Overdubs und elektronischen Effekten, um einen völlig neuen Klang zu erschaffen. Die Lyrics handeln von Themen wie Einsamkeit, Verlust und Selbstzweifeln, was für die Zeit ungewöhnlich war.

Für das Jahr 1966 müsste ich noch über viele weitere Songs aus meiner Jugendzeit berichten, aber das sprengt den Rahmen dieses Buches: The Rolling Stones: »Get Off Of My Cloud«, The Kinks: »Dead End Street«, The Byrds: »Eight Mile High«, Procol Harum: »A Whiter Shade Of Pale«, Walker Brothers: »The Sun Ain’t Gonna Shine Anymore«, The Rolling Stones: »19th Nervous Breakdown«, Monkees: »Daydream Believer«, The Beatles: »All You Need Is Love« und Chris Andrews: »Yesterday Man«. Auch einen deutschen Hit darf ich nicht vergessen – Drafi Deutscher mit »Marmor, Stein und Eisen bricht«. In meinem Rock-Archiv finden sich in den 1960er Jahren besonders viele hörenswerte Songs, in den Jahrzehnten davor und danach weniger. Dies habe ich bei der Auswahl in diesem Buch berücksichtigt.

Songtext – The Beach Boys: »Barbara Ann«

Ah, ba ba ba ba Barbara Ann
Ba ba ba ba Barbara Ann
Oh Barbara Ann, take my hand
Barbara Ann
You got me rockin' and a-rollin'
Rockin' and a-reelin'
Barbara Ann ba ba
Ba Barbara Ann

Went to a dance, lookin' for romance
Saw Barbara Ann, so I thought I'd take a chance
With Barbara Ann, Barbara Ann
Take my hand
You got me rockin' and a-rollin'
(Oh! Oh!)
Rockin' and a-reelin'
Barbara Ann ba ba
Ba ba ba ba black sheep

Ba ba ba ba Barbara Ann
Ba ba ba ba Barbara Ann

Barbara Ann, take my hand
Barbara Ann
You got me rockin' and a-rollin'
Rockin' and a-reelin'
Barbara Ann ba ba
Ba Barbara Ann

(Let's go now!)
(Ow!)
(...)
(..., Carl.)
(Hal, and his famous ashtray)
(...)
(You smell like Rocky. You're always scratchin' it.)
(Hey, come on!)
(Scratch it, Carl, scratch it, baby, right over there. Down a little lower. Down a little lower!)
(Saw-- Tried--)

Tried Peggy Sue
Tried Betty Lou,Tried Mary Lou
But I knew she wouldn't do
Barbara Ann, Barbara Ann
Take my hand
Barbara Ann Take my hand
You got me rockin' and a-rollin'
Rockin' and a-reelin'
Barbara Ann ba ba
Ba Barbara Ann

Ba ba ba ba Barbara Ann
Ba ba ba ba Barbara Ann
Barbara Ann
Take my hand
Barbara Ann
You got me rockin' and a-rollin'
Rockin' and a-reelin'
Barbara Ann ba ba
Ba Barbara Ann

Barbara Ann, Barbara Ann
Oh, Barbara Ann, Barbara Ann
Yeah, Barbara Ann, Barbara Ann
Barbara Ann, Barbara Ann
You got me rockin' and a-rollin'
Rockin' and a-reelin'
Barbara Ann ba ba
Ba Barbara Ann

(Let's try that again. One more.)

You got me rockin' and a-rollin'
Rockin' and a-reelin'
Barbara Ann ba ba
Ba Barbara Ann

(Ha ha. Let's try it one more time.)

You got me rockin' and a-rollin'
Rockin' and a-reelin'
Barbara Ann ba ba
Ba Barbara Ann

(Let's try it once more.)
(One more time. More artistic flavor.)

One more time
You got me rockin' and a-rollin'
Barbara Ann
Woah
You got me rockin'
You got me rollin'
Oh, Barbara Ann

(Thank you very much, folks.)
(Thanks, Dean.)
(Yeah, it's not bad.)
Anmerkung zur Kategorie »«

In dieser Kategorie finden Sie Beiträge zu Songs und ihren Interpreten aus 70 Jahren Rock- und Pop-Geschichte 1946 bis 2016. In der Regel werden pro Jahr ein Song, manchmal auch mehrere, vorgestellt. Alle im Text erwähnten Songs sind als Video oder Audio auf den bekannten Musik-Portalen wie YouTube, Vimeo, etc. zu finden. In einer Tabelle habe ich die Songs auf die entsprechenden Videos/Audios verlinkt. Die Serie befindet sich zur Zeit im Aufbau und wird nach und nach vervollständigt. Jeder Artikel ist ein Auszug aus meinem für 2025 geplanten Künstlerbuch »Siebzig Jahre – Siebzig Songs«.

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Die Links zu den Videos/Audios der vorgestellten Songs sind in einer Tabelle im Anhang aufgelistet.

Ein beliebter Treffpunkt der Touristen – Die Spanische Treppe in Rom

Von Friedhelm Denkeler,

»Auf den Spuren des Römischen Reiches«. Ein Portfolio und Künstlerbuch über vierzehn römische Stadtgänge.

»Ein beliebter Treffpunkt der Touristen – Die Spanische Treppe in Rom«, Foto @ Friedhelm Denkeler 2011
»Ein beliebter Treffpunkt der Touristen – Die Spanische Treppe in Rom«, Foto @ Friedhelm Denkeler 2011

Rom Tag VIII: »Ein beliebter Treffpunkt der Touristen – Die Spanische Treppe in Rom«

Zu den bekanntesten Freitreppen der Welt zählt die Potemkinsche Treppe in der ukrainischen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer mit 192 Stufen und die Spanische Treppe in Rom, die von der Piazza di Spagna in 138 Stufen hinauf zur Kirche Santa Trinità dei Monti führt. Die Treppe besteht aus drei Teilen. Zunächst gelangt man auf die erste Terrasse; zur zweiten Terrasse gehen zwei parallele seitliche Läufe empor und das letzte Stück führt dann hinauf zur Kirche Trinità dei Monti. Die Dreiteilung der Treppe bezieht sich auf die Heilige Dreifaltigkeit der Kirche. Der offizielle Name der Treppe ist Scalinata di Trinità dei Monti, Treppe der Heiligen Dreifaltigkeit vom Berge. Im Jahr 1723 befand sich anstelle der Treppe noch ein wild bewachsener Hang.

Heutzutage ist die Spanische Treppe überaus belebt; sie ist ‚der‘ Treffpunkt von Touristen aus aller Welt geworden. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Gegend rund um die Piazza di Spagna durch Künstlergemeinschaften belebt und zog Neugierige und Interessierte in ihren Bann. Am Fuße der Treppe liegt der barocke Brunnen Fontana della Barcaccia in Form eines Kahns. Dieser soll bei einer Überschwemmung des Tiber hier angespült worden sein. Oben schließt die Spanische Treppe mit dem 14 Meter hohen Obelisken Obelisco Sallustiano und mit einem atemberaubenden Blick auf Rom ab.

Anmerkungen zum Porfolio »Auf den Spuren des Römischen Reiches«

Unsere sieben Tage in Rom im Jahr 2011 sind eine Reminiszenz an die sieben Hügel, auf denen Rom erbaut worden sein soll. Aber nach den ersten Tagen wurde deutlich, dass für das geplante Buch vierzehn Kapitel notwendig sind. Es geht bei den Photographien um die Stimmungen und die visuellen Eindrücke und weniger um die historischen Begebenheiten. Das Portfolio wird auf meiner Website LICHTBILDER ausführlicher mit den vierzehn Kapiteln der römischen Stadtgänge vorgestellt.

Die vierzehn Kapitel der römischen Stadtgänge im JOURNAL

»Ein beliebter Treffpunkt der Touristen – Die Spanische Treppe in Rom«, Foto @ Friedhelm Denkeler 2011
»Ein beliebter Treffpunkt der Touristen – Die Spanische Treppe in Rom«, Foto @ Friedhelm Denkeler 2011

Jardín Botánico de Sóller

Von Friedhelm Denkeler,

»Jardín Botánico de Sóller», Foto © Friedhelm Denkeler 2003
»Jardín Botánico de Sóller», Foto © Friedhelm Denkeler 2003

Das Jardín Botánico de Sóller auf Mallorca ist ein wunderbarer Ort, der die Schönheit und Vielfalt der mediterranen Pflanzenwelt offenbart. Er beherbergt eine beeindruckende Sammlung von über 1.000 verschiedenen Pflanzenarten, darunter seltene endemische Arten, exotische Gewächse und eine Vielzahl von einheimischen mediterranen Pflanzen.

Auf dem Holzweg. Oder: Birken im Moorwasser

Von Friedhelm Denkeler,

Ein neues Portfolio auf meiner Website LICHTBILDER: »Westfälische Landschaften«. Eine foto­grafische Hommage an die Kulturlandschaft zwischen Weserstrom und Teutoburger Wald: Erinnerungen, Entdeckungen und Kulturdenkmale.

»Holzweg durch das Große Torfmoor«, Lübbecke/ Hille, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Kapitel »Das Teufelsmoor«, Foto © Friedhelm Denkeler 1985
»Holzweg durch das Große Torfmoor«, Lübbecke/ Hille, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Kapitel »Das Teufelsmoor«, Foto © Friedhelm Denkeler 1985

Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in den 1950er/60er-Jahren in der Kulturlandschaft Ost-Westfalen zwischen dem Weserstrom, dem Weser- und Wiehengebirge, dem Stemweder Berg, dem Teutoburger Wald und dem Übergang zur Norddeutschen Tiefebene. Die Serie besteht aus den sechs Kapiteln »Der Bauernhof«, »Im Scheunenviertel«, »Das Teufelsmoor«, »Winter in Westfalen«, »Auf Feld und Flur» und »Im Teutoburger Wald«.

Siehe hierzu der Artikel »Ein landschaftlicher Rückblick auf meine Kindheit und Jugendzeit« und der ausführliche Artikel zu den sechs Kapiteln »Zu den Photographien aus Ost-Westfalen 1975 bis 2000«. Das gesamte Portfolio besteht aus 113 Photographien 30 x 45 cm, die zwischen 1975 und 2000 entstanden sind. Die Bilder sind auch als gedrucktes Künstlerbuch mit 144 Seiten im Format 30×21 cm 2022 erschienen.

»Abgestorbene Moorbirken 2«, Lübbecke/ Hille, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Kapitel »Das Teufelsmoor«, Foto © Friedhelm Denkeler 1988
»Abgestorbene Moorbirken 2«, Lübbecke/ Hille, aus dem Portfolio »Westfälische Landschaften«, Kapitel »Das Teufelsmoor«, Foto © Friedhelm Denkeler 1988

Die optische Täuschung des Marcel Proust

Von Friedhelm Denkeler,

»Der Vorgang der Entdeckung besteht nicht darin, Neuland zu finden, sondern das Vorhandene mit anderen Augen zu sehen«, Marcel Proust, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2009
»Der Vorgang der Entdeckung besteht nicht darin, Neuland zu finden, sondern das Vorhandene mit anderen Augen zu sehen«, Marcel Proust, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2009. Das zugrunde liegende Foto entstand 2009 im Optikpark Rathenow in Brandenburg.
Anmerkung zur Kategorie »«

In dieser Kategorie erscheint am ersten Tag eines Monat öfter ein bildlich umgesetzter Post mit einem Zitat. Das kann eine Photographie mit einem Spruch sein oder ein Bild, das grafisch mit dem Zitat des Monats gestaltet wurde.

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Das Phänomen der optischen Verwirrung in der Photographie

Von Friedhelm Denkeler,

Wie mein Bild »Optische Täuschung« in der New York Times landete

Eine Photographie ist ein Geheimnis über ein Geheimnis. Je mehr es dir sagt, desto weniger weißt du. [Diane Arbus]

Was ist das Geheimnis einer künstlerischen Photographie? Die meisten Benutzer betrachten ihre Kamera als zuverlässigen Aufzeichner visueller Erlebnisse und die entstandenen Bilder als dokumentarische Aufzeichnung. Die Photographie gilt seit jeher als das Medium, das ein exaktes Abbild der Wirklichkeit darstellt. Aber Photographen, insbesondere diejenigen, die das Medium zum Schaffen von Kunst nutzen, wussten es schon immer besser: Es geht nicht um den vordergründigen Inhalt.

»Optische Täuschung«, aus dem Portfolio »Harmonie eines Augenblicks«, Foto © Friedhelm Denkeler 1980
»Optische Täuschung«, aus dem Portfolio »Harmonie eines Augenblicks«, Foto © Friedhelm Denkeler 1980

Warum uns Bilder faszinieren, die eine optische Verwirrung aufweisen

Es gibt eine besondere Art von Photographien, in denen der Inhalt nicht sofort erkennbar ist und die beim Betrachter eine optische Verwirrung erzeugen. Es geht um Bilder, die durch unmögliche Gegenüberstellungen oder verwirrende räumliche Anordnungen verblüffen, während andere den Glauben des Betrachters an das dokumentarische Versprechen der Photographie zunichtemachen. Der Betrachter wird beunruhigt und zum Nachdenken angeregt, ob der verblüffenden Verzerrungen, der visuellen Verschiebungen und ihrer Skurrilität.

Bei all diesen Bildern ist man verblüfft, geht es um doch um Bilder, die nicht mit Hilfe von ›Tricks‹ per Bildbearbeitungs-Software entstanden sind, sondern konventionell durch das Aufnahmeobjektiv gesehene, eingefangene Bilder der realen Welt. Ob beabsichtigt oder nicht, man muss sie immer wieder anschauen. Bei jedem einzelnen beeindruckenden Bild muss man sich anstrengen, um herauszufinden, ›was hier los ist‹. Damit soll nichts gegen gute Photographien, die von menschlicher Hand beeinflusst sind, gesagt sein. Aber vielleicht geht ihnen eine gewisse fotografische Integrität verloren.

Warum faszinieren uns Bilder, die eine optische Verwirrung aufweisen? Schon früh im Leben werden wir Experten darin, visuelle Situationen zu verstehen; das ist eine grundlegende menschliche Erfahrung. Es passiert eher selten, dass uns Dinge begegnen, die wir nicht oder nicht gleich einordnen können. Wenn man darüber nachdenkt, gibt es fast immer eine zeitliche Lücke zwischen Sehen und Verstehen – so winzig sie auch erscheinen mag. Der Moment, kurz bevor wir eine Wahrnehmung in eine konventionelle Kategorie einordnen, in dem unsere Sinne und unser Geist wachsam sind für das, was wir vor uns sehen – das ist der ›Sweet Spot‹ der Kunst.

Der ›Sweet Spot‹ der Kunst

Diesen ›Sweet Spot‹ der Kunst scheint auch Randy Kennedy, einen Kunstkritiker der ›New York Times‹, in meiner Photographie »Optische Täuschung« fasziniert zu haben. Nach telefonischer Rücksprache mit Joshua Chuang, dem Kurator der Ausstellung »Optical Confusion in Modern Photography«, erschien am 4. Januar 2009 in der Times die ganzseitige (sic!) Besprechung des Werkes.

Randy Kennedy sieht in der Photographie, die in einem Restaurant entstanden ist, eine prosaische, fast impulsive Aufnahme, eine Art Selbstporträt, das meine eigene Hand zeigt, die mit der einer Frau verschränkt ist und auf dem Tisch ruht. Aber der Tisch scheint seltsamerweise verdoppelt zu sein, als würde er sich in einem Spiegel widerspiegeln. Und bei näherer Betrachtung scheint der Spiegel seine Aufgabe schlecht zu erfüllen, was bei dem Betrachter eine fast schwindelerregende Suche nach der richtigen Art und Weise, das Bild zu betrachten, auslöst.

»One photograph in the show, by Friedhelm Denkeler, a Berlin photographer, is a prosaic, almost impulsive shot he took in 1981, early in his career, at a restaurant. He considered it a kind of self-portrait, showing his own hand, interlocked with ·a woman’s, resting on a table next to an ashtray. But the table oddly seems to be doubled, as if reflected in a mirror. And, upon closer inspection, the mirror seems to be doing its job poorly, setting up an almost vertiginous search by the viewer for the right way to Iook at the picture«. [Randy Kennedy, Auszug ›New York Times‹, 4. Januar 2009].

Wie mein Bild in die ›New York Times‹ kam

Wie kam nun meine Photographie »Optische Täuschung« in die New York Times? Das ist eine verschlungene Geschichte. Die Bilder von acht West-Berliner Fotografen der »Werkstatt für Photographie« tourten 1984 durch die USA, unter anderem in die »Jones Troyer Gallery«, Washington D.C. Die Ausstellung »Fotografie aus Berlin«, kuratiert von Lewis Baltz und John Gossage, beinhaltete von mir zwölf Photographien. Hier entdeckte der New Yorker Sammler Allan Chasanoff mein Bild »Optische Täuschung« und kaufte es für seine »Allan Chasanoff Photographic Collection«.

Chasanoff liebt Bilder, die ihn verwirren. Er baute seit 1979 seine Sammlung auf, indem er sich fragte, was passiert, wenn die Kamera die reale Welt einfängt, das resultierende Bild jedoch eher Verwirrung als Klarheit erzeugt und den Ruf der Fotografie als verlässliches Dokument in Frage stellt. Nach dem Ende seiner fotografischen Sammlertätigkeit vermachte er Anfang der 1990er Jahre dem »Museum of Fine Art«, Houston und der »Yale University Art Gallery«, New Haven, Fotografien unterschiedlichster Fotografen aus dem 20. Jahrhundert aus seiner Sammlung.

Der Fotokurator der »Yale University Art Gallery«, Joshua Chuang, präsentierte vom 7. Oktober 2008 bis zum 4. Januar 2009 mehr als 100 Photographien aus der »Allan Chasanoff Photographic Collection« in seiner Galerie unter dem Titel »First Doubt: Optical Confusion in Modern Photography«. Teil der Ausstellung und des gleichnamigen Buches war auch mein Bild »Optische Täuschung«. Hier entdeckte Randy Kennedy das Bild für die ›New York Times‹ und hier endet (vorläufig) die Geschichte des Bildes.


Dokumente

»The New York Times« vom 04.01.2009 zur Ausstellung »First Doubt – Optical Confusion in Modern Photography – Selection from the Allan Chasanoff Collection, Bildbesprechung zur Photographie »Optische Täuschung« von Friedhelm Denkeler
»The New York Times« vom 04.01.2009 zur Ausstellung »First Doubt – Optical Confusion in Modern Photography – Selection from the Allan Chasanoff Collection, Bildbesprechung zur Photographie »Optische Täuschung« von Friedhelm Denkeler
Katalog zur Ausstellung »First Doubt – Optical Confusion in Modern Photography – Selection from the Allan Chasanoff Collection«, 07.10.2008 bis 4. Januar 2009, Yale University Art Gallery, New Haven, Conn.
Katalog zur Ausstellung »First Doubt – Optical Confusion in Modern Photography – Selection from the Allan Chasanoff Collection«, 07.10.2008 bis 4. Januar 2009, Yale University Art Gallery, New Haven, Conn.
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Katalog zur Ausstellung »First Doubt – Optical Confusion in Modern Photography – Selection from the Allan Chasanoff Collection«, 07.10.2008 bis 4. Januar 2009, Yale University Art Gallery, New Haven, Conn.

Schwarzer Marmor vor blauen Himmel

Von Friedhelm Denkeler,

»Schwarzer Marmor vor blauen Himmel«, Piazzetta Kulturforum Berlin (Spiegelung: Kunstgewerbemuseum), Foto © Friedhelm Denkeler 2016
»Schwarzer Marmor vor blauen Himmel«, Piazzetta Kulturforum Berlin (Spiegelung: Kunstgewerbemuseum), Foto © Friedhelm Denkeler 2016

Anmerkungen zum Portfolio/ zur Kategorie »Sonntagsbilder»

Der Versuch einer Definition: Was ist eigentlich ein Sonntagsbild? Ein ›schönes‹ Bild (was auch immer das nun wieder heißen mag; es ist in Farbe; es passt in keine andere Kategorie; es gehört nicht zu einer Serie von Bildern, es ist ein Einzelbild. Aber es ist kein Sonntagsbild im Sinne der Sonntagsmalerei.

Am 26. Februar 2012 erschien in meinem Blog das erste Sonntagsbild. Und jeden Sonntag gab es ein neues – Ausnahmen bestätigten die Regel. Die Sonntagsbilder stammen aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, das ich 2005 abgeschlossen habe. Aber der Titel Sonntagsbild ist einfach ein zu schöner Titel. Unter dieser Prämisse führe ich die Kategorie »Sonntagsbilder« in meinem Blog bis auf weiteres mit Fotos aus meinem Archiv und mit neuen Aufnahmen weiter.