Nein, das Photo ist nicht im September 1945 in Berlin entstanden, sondern 63 Jahre später im September 2008 auf der Spreeinsel auf dem heutigen Schlossplatz. Nach dem Krieg sah es mehr oder weniger überall in Berlin so aus. Hier ist allerdings der Rest vom Palast der Republik, der zwischen 1973 und 1976 von der DDR gebaut wurde, zu sehen. Neben einem Kongresssaal für 5000 Personen, diente er auch als Sitz der DDR-Volkskammer und war gleichzeitig Kulturhaus mit zahlreichen Gaststätten und einem Theater. Zwischen 2006 und 2008 wurde er abgerissen.
Vor dem Bau des Palastes der Republik stand hier der Ostflügel des im Zweiten Weltkrieg ausgebrannten Berliner Stadtschlosses. Trotz internationaler Proteste wurde die Ruine 1950 auf Weisung der DDR-Führung zugunsten eines Aufmarschplatzes mit Tribüne gesprengt. Durch den Abriss des Palastes und dem gleichzeitigen Plan, ein Humboldt-Forum mit teilweise barocken Fassaden in Anlehnung an das Schloss zu errichten, bestand nun die Chance, die historische Mitte Berlins architektonisch wiederherzustellen. Ein einzigartiges Ensemble, das mit dem Stadtschloss (heute: Humboldt-Forum) , dem Zeughaus (heute: Historisches Museum), dem Berliner Dom und dem Lustgarten mit dem Alten Museum ein Karree bildet, ist nun sichtbar geworden.
Anmerkung zur Kategorie »In den Straßen von Berlin«
Die work in progress-Serie »In den Straßen von Berlin« besteht aus großformatigen Farb-Fotos aus dem Nach-Wende-Berlin. Die Photographien zeigen den Wandel des Stadtbildes seit dem Jahr 2000: Abriss des Palastes der Republik und neue Hotels, hauptsächlich im Ost-Teil der Stadt, Bautätigkeiten im alten Westen, das Tempelhofer Feld, das seit 2008 als Flugbahn ausgedient hat, Touristenströme am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie, am Hauptbahnhof und im Lustgarten in Mitte. Das Portfolio wird laufend ergänzt. Ein Künstlerbuch ist für 2024 geplant.
Eine visuelle Übersicht mit Teaser der Reihe »In den Straßen von Berlin« finden Sie hier.