Der öffentliche Raum ist nicht mehr öffentlich

Von Friedhelm Denkeler,

Markusplatz» (Venezia ’79 la Fotografia«), aus dem Portfolio »Bilder einer Ausstellung – Versuch einer Rekonstruktion«, 1980, Foto © Friedhelm Denkeler 1979
»Markusplatz» (Venezia ’79 la Fotografia), aus dem Portfolio und Künstlerbuch »Bilder einer Ausstellung – Versuch einer Rekonstruktion«, 1980, Foto © Friedhelm Denkeler 1979

Erleben wir heutzutage das Ende der Street Photography?

Bedingt durch die aktuelle Gesetzgebung und durch das weltweite Teilen von fragwürdigen Bildern in den sozialen Medien stößt heutzutage das Fotografieren im öffentlichen Raum auf Misstrauen. Insbesondere die künstlerische Straßenfotografie ist damit sehr erschwert worden. Wären die Werke von Robert Frank oder Vivian Maier aus den 1950er Jahren heute so noch möglich?

Aktuell denke ich an die Bildbände von Enno Kaufhold mit »St. Pauli Fotografien 1975 – 1985« und Hansgert Lambers mit »Verweilter Augenblick«. In beiden Büchern liegen die Aufnahmen bereits mehrere Jahrzehnte zurück; damals standen die Menschen dem Fotografen noch positiv gegenüber, zumindest störte es sie nicht.

Grundsätzlich ist es heutzutage in Deutschland nicht erlaubt, eine Person ohne deren Einwilligung zu fotografieren (in anderen Ländern ist das weniger rigide) und insbesondere zu veröffentlichen. Aber in der Stadt zu fotografieren, ohne einen Passanten erkennbar abzulichten, ist oft unmöglich; denn Irgendeiner sieht immer in Richtung Kamera. Demnach dürfte es die künstlerische Street Photography in Deutschland nicht mehr geben, sie existiert natürlich trotzdem.

Kunstfreiheit oder Persönlichkeitsrecht?

Straßenaufnahmen entstehen in der Regel spontan und oft in zufälligen Momenten. Das Einholen einer vorherigen (schriftlichen) Einverständniserklärung ist sinnlos, denn dann ist der ›Entscheidende Augenblick‹ vorbei. Persönlich kenne ich auch keinen Fotografen, der sich vor oder nach der Aufnahme ein schriftliches OK geben lässt. Bei hunderten von Aufnahmen ist das auch utopisch, vor allem, wenn am Ende nur eine Aufnahme so wertvoll ist, dass sie weiter verwendet wird.

Bleibt also dem Fotografen nur, die Gesetzeslage zu ignorieren? Nein, es gibt wenige Ausnahmeregelungen, die das Recht am eigenen Bild einschränken. Wenn die Aufnahmen dem höheren Interesse der Kunst dienen, greift die im Grundgesetz verankerte Kunstfreiheit. Das setzt voraus, dass das Bild in einer künstlerischen Art und Weise aufgenommen und verbreitet wird, zum Beispiel in einem Bildband oder in einer Ausstellung.

Was wiegt nun schwerer? Kunstfreiheit oder das Persönlichkeitsrecht? Wenn einer der Abgebildeten gegen die Veröffentlichung klagt, kann der Künstler nur hoffen, dass er auf einen verständigen Richter trifft. So ein Verfahren kann teuer werden. Das Verhindern und Behindern der Street Photography führt aus meiner Sicht zu einem kulturellen Verlust. Um Menschen und Gesellschaft in einer bestimmten (zukünftigen) Zeit zu verstehen und zu begreifen, brauchen wir die Straßenfotografie. Die nachfolgenden Generationen werden den heutigen Fotografen dafür dankbar sein.

»9. November 1989, Berlin«, Erstes Kapitel: 23 Uhr, Grenzübergang Sonnenallee, Foto © Friedhelm Denkeler 1989
Aus dem Portfollio und Künstlerbuch »9. November 1989 – Berlin, nun freue dich«, Erstes Kapitel: 23 Uhr, Grenzübergang Sonnenallee, Foto © Friedhelm Denkeler 1989

The Summer 1965 of Motown

Von Friedhelm Denkeler,

1965 – The Supremes: »Stop! In the Name of Love«. Stop in Hitsville USA im Namen der Liebe

Im Sommer 1965 entdeckten wir den Motown-Sound aus den USA. Eigentlich war Motown die inoffizielle Bezeichnung für Detroit als Stadt der Autos. 1959 gab Berry Gordy dem von ihm gegründeten Plattenlabel den Namen »Motown«. Zwischen 1961 und 1971 erzielte sein Label konkurrenzlose 110 Top-10-Hits in den USA.

Den Sound des jungen Amerika, so sein Slogan, erzielte Gordy mit Bands wie Diana Ross & The Supremes, Four Tops, Martha Reeves & the Vandellas, The Temptations, Smokey Robinson & The Miracles, Marvin Gaye, The Marvelettes, Stevie Wonder, Jr. Walker & the All Stars, Tammi Terrell, The Isley Brothers, Gladys Knight & the Pips, Rare Earth und vielen anderen.

»Motown auf dem Kurfürstendamm«, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2013
»Motown auf dem Kurfürstendamm«, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2013

Der Tamla Motown-Sound, wie er in Europa genannt wurde, war eine Mischung aus Blues, Soul, Gospel, Rhythm & Blues (R&B) und Pop. Mein Lieblingslied war im Sommer 1965 Stop! In the Name of Love von den Supremes mit Diana Ross als Lead-Sängerin. Die Supremes hatten sich inzwischen zu den Superstars des Labels entwickelt. Stop! In the Name of Love wurde ein Nummer-eins-Hit in den US-Charts. Später folgten I Hear a Symphony, 1965 und You Keep Me Hangin’ On, 1966.

Wie in den Autofabriken produzierte Motown-Records die Hits am laufenden Band; sein Studio nannte Berry Gordy folgerichtig Hitsville USA. Feste Songwriter, insbesondere das Trio Holland-Dozier-Holland, entwickelten die Songs, die zum Inbegriff für schwarze Musik wurden, die natürlich auch von weißen Jugendlichen konsumiert wurde. In der damaligen Aufbruchsstimmung stand die Musik für ein aufstrebendes Amerika jenseits der Rassentrennung. Heute stehen die Automobilfabriken in Detroit vor der Pleite und die Werker vor dem Nichts.

Der Musikkritiker Jon Landau definiert Motown so: »1. einfach strukturierte Songs mit origineller Melodik und Harmonik, 2. eine Vierviertel-Schlagzeugfigur, 3. Gospelstimmen im Background, 4. kultivierter Einsatz von Bläsern und Streichern, 5. Sänger, die auf der Grenze zwischen Pop- und Gospelmusik artikulieren, 6. eine Gruppe von Studiomusikern, die zu den besten in den USA gehören, 7. elektronische Misch- und Studiotechnik, die den Klang komprimiert (d.h. dynamische Spitzen kappt und Täler anhebt)«

Songtext – The Supremes: »Stop! In the Name of Love«

Stop! In the name of love
Before you break my heart
Baby, baby
I'm aware of where you go
Each time you leave my door
I watch you walk down the street
Knowing your other love you'll meet
But this time before you run to her
Leaving me alone and hurt
(Think it over) After I've been good to you
(Think it over) After I've been sweet to you
Stop! In the name of love
Before you break my heart
Stop! In the name of love
Before you break my heart
Think it over
Think it over

I've known of your
Your secluded nights
I've even seen her
Maybe once or twice
But is her sweet expression
Worth more than my love and affection?
But this time before you leave my arms
And rush off to her charms
(Think it over) Haven't I been good to you?
(Think it over) Haven't I been sweet to you?
Stop! In the name of love
Before you break my heart
Stop! In the name of love
Before you break my heart
Think it over
Think it over

I've tried so hard, hard to be patient
Hoping you'll stop this infatuation
But each time you are together
I'm so afraid I'll be losing you forever
Stop! In the name of love
Before you break my heart, baby, think it over
(Stop! In the name of love) Think it over, baby
(Before you break my heart) Ooh, think it over baby

Anmerkung zur Kategorie »Siebzig Jahre – Siebzig Songs»

In dieser Kategorie finden Sie Beiträge zu Songs und ihren Interpreten aus 70 Jahren Rock- und Pop-Geschichte 1946 bis 2016. In der Regel werden pro Jahr ein Song, manchmal auch mehrere, vorgestellt. Alle im Text erwähnten Songs sind als Video oder Audio auf den bekannten Musik-Portalen wie YouTube, Vimeo, etc. zu finden. In einer Tabelle habe ich die Songs auf die entsprechenden Videos/Audios verlinkt. Die Serie befindet sich zur Zeit im Aufbau und wird nach und nach vervollständigt. Jeder Artikel ist ein Auszug aus meinem für 2024 geplanten Künstlerbuch »Siebzig Jahre – Siebzig Songs«.

Der große Abschied von der Zeit: Merci, Udo Jürgens

Von Friedhelm Denkeler,

1965 – Udo Jürgens: »Siebzehn Jahr, blondes Haar«. Wie ich den Twist mit Anzug, Nyltesthemd und Brisk in den Haaren in der Tanzstunde lernte

1965 – Udo Jürgens: »Siebzehn Jahr, blondes Haar«, Fotos/Collage © Friedhelm Denkeler
1965 – Udo Jürgens: »Siebzehn Jahr, blondes Haar«, Fotos/Collage © Friedhelm Denkeler

Dass er niemals mehr singen wird, kann man sich kaum vorstellen; vergessen wird man ihn nicht – 2014 starb der letzte große, deutsch singende Chansonnier und Komponist Udo Jürgens im Alter von achtzig Jahren in der Schweiz. Praktisch begleitete er mich mit seinen Chansons ein Leben lang: Es begann im Oktober 1965 mit »Siebzehn Jahr, blondes Haar«. Ein Jahr später erreichte er am 5. März 1966 beim Grand Prix Eurovision de la Chanson in Luxemburg für Österreich mit »Merci Cherie« den ersten Platz.

Cover der Single Udo Jürgens: »17 Jahr, blondes Haar«, 1965, Foto © Friedhelm Denkeler
Cover der Single Udo Jürgens: »17 Jahr, blondes Haar«, 1965, Foto © Friedhelm Denkeler

So ging es Jahr für Jahr weiter: »Immer wieder geht die Sonne auf« (1967),  »Der große Abschied« (1967), »Mathilda« (1968), »Der Teufel hat den Schnaps gemacht« (1973), »Griechischer Wein« (1974), »Ein ehrenwertes Haus« (1975), «Aber bitte mit Sahne« (1976), »Mit 66 Jahren« (1978), »Ich war noch niemals in New York« (2001), um nur einige Songs zu nennen.

Er hat mehr als 1000 Songs komponiert, mehr als 50 Alben eingespielt und mehr als 100 Millionen Tonträger verkauft. Einige seiner Hits wurden zu regelrechten Volksliedern und gruben sich in das Gedächtnis ganzer Generationen ein, wie »Siebzehn Jahr, blondes Haar« oder »Griechischer Wein«. Legendär waren die Zugaben in seinen unzähligen Konzerten: dort trat er regelmäßig im schneeweißen Bademantel auf. Sein 51. und letztes Studioalbum kam Anfang 2014 unter dem Titel »Mitten im Leben« auf den Markt.

Dann kommt der große Abschied von der Zeit. / Es gibt kein Wiedersehen, / war sie auch noch so schön. / Dann kommt der große Abschied, sei bereit. / Denn alles wird vergehen, / die Welt, die muss sich drehen. [aus Udo Jürgens: Der große Abschied, 1967].

Auch dieses Bild gehört zu meiner Musik-Geschichte: Ein Tanzkurs im Festsaal des Hauses Bohne in Rahden in Ost-Westfalen. Auf der Website Haus Bohne habe ich mir den heutigen, prächtigen Saal angesehen; glänzender Parkettboden, Kronleuchter an der Decke und festlich gedeckte Tische. In meiner Erinnerung war er nicht so edel eingerichtet, eher düster; das einzige waren zwei Adventsgestecke an der Wand als Schmuck.

Abschlussfoto des Tanzkursus im Haus Bohne in Rahden, Westfalen, 1965, Foto © Archiv Friedhelm Denkeler
Abschlussfoto des Tanzkursus im Haus Bohne in Rahden, Westfalen, 1965, Foto © Archiv Friedhelm Denkeler

Mit Anzug, weißem Hemd aus Nyltest und Brisk in den Haaren ging es zur Tanzstunde. Wer lernten hauptsächlich die Standardtänze wie Tango, Foxtrott und Walzer kennen. An einem Abend wurde auch etwas Modernes geübt. Der Tanzlehrer erklärte uns, wie man »Twist« tanzt: Man tanze so, als würde man mit beiden Füßen abwechselnd Zigarettenkippen ausdrücken und sich dabei gleichzeitig mit einem Handtuch den Rücken abtrocknen. Einer der schwer durchschaubaren Mechanismen in der Tanzstunde war die Partnerfindung. Diese war in der Tanzstunde nicht so erfolgreich, später in den Discoabenden und Konzerten der regionalen Bands lief es dann besser; das ist aber eine andere Geschichte.

Songtext – Udo Jürgens: »Siebzehn Jahr, blondes Haar«

Ein Tag wie jeder, ich träum von Liebe
Doch eben nur ein Traum, aha aha
Menschen wohin ich schau, Großstadtgetriebe
Und auf einmal sah ich sie, sie
Siebzehn Jahr, blondes Haar, so stand sie vor mir
Siebzehn Jahr, blondes Haar, wie find ich zu ihr
Lalalala lalalala la la la la la
Sie hat mich angelacht, und war vorüber
Da war's um mich geschehen
Oh oh, oh oh
Menschen wohin ich schau, Großstadtgetriebe
Und überall such ich sie, sie
Siebzehn Jahr, blondes Haar, so stand sie vor mir
Siebzehn Jahr, blondes Haar, wie find ich zu ihr
Lalalala lalalala la la la la la
Lalalala lalalala la la la la la
Siebzehn Jahr, blondes Haar, so stand sie vor mir
Siebzehn Jahr, blondes Haar, wie find ich zu ihr

Anmerkung zur Kategorie »Siebzig Jahre – Siebzig Songs»

In dieser Kategorie finden Sie Beiträge zu Songs und ihren Interpreten aus 70 Jahren Rock- und Pop-Geschichte 1946 bis 2016. In der Regel werden pro Jahr ein Song, manchmal auch mehrere, vorgestellt. Alle im Text erwähnten Songs sind als Video oder Audio auf den bekannten Musik-Portalen wie YouTube, Vimeo, etc. zu finden. In einer Tabelle habe ich die Songs auf die entsprechenden Videos/Audios verlinkt. Die Serie befindet sich zur Zeit im Aufbau und wird nach und nach vervollständigt. Jeder Artikel ist ein Auszug aus meinem für 2024 geplanten Künstlerbuch »Siebzig Jahre – Siebzig Songs«.

Ein unvergessliches Stück der Geschichte der Rockmusik

Von Friedhelm Denkeler,

1965 – Sonny & Cher: »I Got You Babe«. Ein Symbol für die romantische und unbeschwerte Atmosphäre der 1960er Jahre

1965 – Sonny & Cher: »I got Your Babe«, Fotos/Collage © Friedhelm Denkeler
1965 – Sonny & Cher: »I got Your Babe«, Fotos/Collage © Friedhelm Denkeler

Für mich gehört das Lied I Got You Babe vom Duo Sonny & Cher, zu den vier wichtigsten Songs des Jahres 1965. Es handelt von einem Paar, das trotz aller Probleme und Unterschiede in ihrem Leben zusammenhält. Die sanfte Stimme von Cher und die eingängigen Melodien von Sonny machen diesen Song zu einem Klassiker. Gleichzeitig ist ihr größter Hit ein Symbol für die romantische und unbeschwerte Atmosphäre der 1960er Jahre, zumindest in meiner Erinnerung.

Allerdings hielt die Beziehung zwischen den Beiden, so wie sie sie in dem Lied beschreiben, nicht sehr lange. Sonny Bono und Cherilyn Sarkisian heiraten (inoffiziell) 1964, zehn Jahre später trennten sich ihre Wege wieder und Cher startete eine erfolgreiche Solokarriere zum Beispiel mit dem Song Just Like Jesse James oder Walking In Memphis, aber das wird eine eigene Geschichte.

I Got You Babe  schrieb Sonny Bono und es war die erste Single, die er mit Cher veröffentlichte. Die beiden hatten bereits einige Solo-Erfolge, aber I Got You Babe brachte ihnen ihren ersten gemeinsamen Hit und startete ihre erfolgreiche Musikkarriere als Duo. Der Song stieg auf Platz eins der amerikanischen Billboard Hot 100-Charts auf. Der erfolgreichste Song von Sonny & Cher in Deutschland war aber Little Man. Er hielt sich 16 Wochen in den Charts und schaffte es bis auf Platz zwei.

Cover der Single Sonny & Cher: »I Got Your Babe«, 1965
Cover der Single Sonny & Cher: »I Got Your Babe«, 1965

Sie waren nicht nur musikalisch mit ihrer Mischung aus Pop, Rock und Soul erfolgreich, sondern auch als TV-Moderatoren und Schauspieler. 1971 und 1974 hatten sie ihre eigene, populäre Fernsehshow The Sonny and Cher Comedy Hour. Ihre Bühnenauftritte waren immer voller Energie und Leidenschaft und Chers ungewöhnliche Stimme und ihr unverwechselbarer Stil machten sie zu einem Symbol für die Modekultur der Hippie-Zeit. 1987 gaben die beiden in der Late Night Show von David Letterman überraschend ihren früheren Hit I Got You Babe zum Besten. Dies war ihr letzter gemeinsamer Auftritt.

Sonny Bono starb 1998 an den Folgen eines Skiunfalls. Er wurde in Cathedral City bestattet, wo wenig später auch Frank Sinatra seine letzte Ruhe fand. Dort hielt auch Cher eine Trauerrede. Auf seinem Grabstein ist zu lesen: »And The Beat Goes On« – auch ein bekannter Song von Sonny & Cher. I Got You Babe bleibt für mich ein unvergessliches Stück der Musikgeschichte und es gehört zum Soundtrack meiner Jugend.

Die Songs, die 1965 noch ›on top‹ waren: Wanda Jackson: »Santo Domingo«, Renegades: »Cadillac«, Barry McGuire: »Eve Of Destruction«, Beach Boys: »Help Me, Rhonda«, The Beatles: »Ticket to Ride«, Byrds: »Mr. Tambourine Man«, Elvis Presley: »Crying in the Chapel«, Everly Brothers: »The Price of Love«, Hollies: »I’m Alive«, Len Barry: »1-2-3«, McCoys: »Hang On Sloopy«,  Petula Clark: »Downtown«, Righteous Brothers: »You’ve Lost That Lovin‘ Feeling«, Rolling Stones: »The Last Time«, Rolling Stones: »(I Can’t Get No) Satisfaction«, Rolling Stones: »Get Off Of My Cloud«, Sandie Shaw: »Long Live Love«, Seekers: »The Carnival is Over«, Yardbirds: »For Your Love«.

Songtext – Sonny & Cher: »I Got You Babe«

They say we're young and we don't know
Won't find out until we grow
Well I don't know if all that's true
'Cause you got me, and baby I got you
Babe
I got you babe
I got you babe
They say our love won't pay the rent
Before it's earned, our money's all been spent
I guess that's so, we don't have a plot
At least I'm sure of all the things we got
Babe
I got you babe
I got you babe
I've got flowers in the spring
I've got you to wear my ring
And when I'm sad, you're a clown
And when I get scared, you're always around
So let them say your hair's too long
I don't care, with you I can't go wrong
And put your little hand in mine
There ain't no hill or mountain we can't climb
Babe
I got you babe
I got you babe
I got you to hold my hand
I got you to understand
I got you to walk with me
I got you to talk with me
I got you to kiss goodnight
I got you to hold me tight
I got you, I won't let go
I got you babe

Anmerkung zur Kategorie »Siebzig Jahre – Siebzig Songs»

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Wie ein rollender Stein, der kein Moos ansetzt …

Von Friedhelm Denkeler,

1965 – Bob Dylan: »Like a Rolling Stone« – Der beste Rocksong aller Zeiten?

Einen Song zum Besten aller Zeiten zu küren, ist kein leichtes Unterfangen. Die Musik-Zeitschrift Rolling Stone hat es versucht. 1965 hat der 24-jährige Bob Dylan (Robert Allen Zimmerman) den Song geschrieben, der bis heute als der einflussreichste Rocksong angesehen wird: Like a Rolling Stone. Er wurde 1965 auf seinem sechsten Studioalbum Highway 61 Revisited veröffentlicht.

2004 wurde das Lied vom Rolling Stone-Magazin zum besten Song aller Zeiten gekürt und liegt vor (I Can’t Get No) Satisfaction von The Rolling Stones und Imagine von John Lennon. Das Magazin hatte eine weltweite Umfrage unter Musikern durchgeführt, welcher Song für sie der wichtigste und beste sei. Es wurden allerdings nur Musiker aus dem Pop-/Rock-Umfeld gefragt und nicht z.B. Andy Borg, dann wäre das Ergebnis sicher anders ausgefallen.

Der Song bezieht sich auf das englische Sprichwort »A Rolling Stone Gathers No Moss«. Das Lied erzählt die Geschichte einer Dame aus reichem Hause, die auf der Straße landet. Der rollende Stein verweist in diesem Zusammenhang auf Landstreicher und im Refrain wird der Frau die Frage gestellt, wie es sich anfühle, alleine zu sein, heimatlos, unbekannt, eben wie jene Landstreicher.

1965 – Bob Dylan: »Like A Rolling Stone«, Foto/Collage © Friedhelm Denkeler
1965 – Bob Dylan: »Like A Rolling Stone«, Fotos/Collage © Friedhelm Denkeler

Like a Rolling Stone war ein revolutionärer Schritt in der Musikwelt und hat Bob Dylan in einer neuen Liga etabliert. Seine Lyrics, die sich mit Existenzialismus und Unzufriedenheit beschäftigen, sprachen viele Menschen auf tiefgründiger Ebene an. Der Song war eine Abrechnung mit der Gesellschaft und ein Aufruf zur Veränderung. Gleichzeitig war er auch ein bedeutender Moment in der Rockmusik. Es brach mit den Konventionen des Folk-Rock und schuf eine neue Art von Lied, das sich auf eine epische Geschichte und soziale Kritik konzentrierte.

Bei der Veröffentlichung des Songs gab es größere Probleme. Das lag vor allem an der für eine Single ungewöhnlichen Länge von sechs Minuten. Zwei bis drei Minuten waren damals normal. Dylan lehnte aber eine Kürzung des Stücks ab. Am 15. Juli 1965 wurde der Song dann doch veröffentlicht, stieg innerhalb einer Woche in die Billboard Charts ein und hielt sich dort drei Monate.

Auch in Deutschland war er im Herbst 1965 in den Hitparaden vertreten. Über die energiegeladene Fusion aus Blues, Folk und Rock ’n‘ Roll, über Dylans markante Stimme, die sarkastische Tonalität und dem elektrischen Gitarrensound eines Folkmusikers konnten wir Rockfans damals nur staunen.

Songtext – Bob Dylan: »Like a Rolling Stone«

Once upon a time you dressed so fine
Threw the bums a dime in your prime, didn't you?
People call say 'beware doll, you're bound to fall'
You thought they were all kidding you
You used to laugh about
Everybody that was hanging out
Now you don't talk so loud
Now you don't seem so proud
About having to be scrounging your next meal

How does it feel, how does it feel?
To be without a home
Like a complete unknown, like a rolling stone

Ahh you've gone to the finest schools, alright Miss Lonely
But you know you only used to get juiced in it
Nobody's ever taught you how to live out on the street
And now you're gonna have to get used to it
You say you never compromise
With the mystery tramp, but now you realize
He's not selling any alibis
As you stare into the vacuum of his eyes
And say do you want to make a deal?

How does it feel, how does it feel?
To be on your own, with no direction home
A complete unknown, like a rolling stone
Ah you never turned around to see the frowns
On the jugglers and the clowns when they all did tricks for you
You never understood that it ain't no good
You shouldn't let other people get your kicks for you
You used to ride on a chrome horse with your diplomat
Who carried on his shoulder a Siamese cat
Ain't it hard when you discovered that
He really wasn't where it's at
After he took from you everything he could steal

How does it feel, how does it feel?
To be on your own, with no direction home
Like a complete unknown, like a rolling stone

Ahh princess on a steeple and all the pretty people
They're all drinking, thinking that they've got it made
Exchanging all precious gifts
But you better take your diamond ring, you better pawn it babe
You used to be so amused
At Napoleon in rags and the language that he used
Go to him he calls you, you can't refuse
When you ain't got nothing, you got nothing to lose
You're invisible now, you've got no secrets to conceal

Anmerkung zur Kategorie »Siebzig Jahre – Siebzig Songs»

In dieser Kategorie finden Sie Beiträge zu Songs und ihren Interpreten aus 70 Jahren Rock- und Pop-Geschichte 1946 bis 2016. In der Regel werden pro Jahr ein Song, manchmal auch mehrere, vorgestellt. Alle im Text erwähnten Songs sind als Video oder Audio auf den bekannten Musik-Portalen wie YouTube, Vimeo, etc. zu finden. In einer Tabelle habe ich die Songs auf die entsprechenden Videos/Audios verlinkt. Die Serie befindet sich zur Zeit im Aufbau und wird nach und nach vervollständigt. Jeder Artikel ist ein Auszug aus meinem für 2024 geplanten Künstlerbuch »Siebzig Jahre – Siebzig Songs«.

Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht …

Von Friedhelm Denkeler,

»Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht, sieht er also nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht«, Caspar David Friedrich, 1774-1840, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2007, Dresden, Foto © Friedhelm Denkeler 2022
»Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht, sieht er also nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht«, Caspar David Friedrich, 1774-1840,, Dresden, Foto © Friedhelm Denkeler 2022

»Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht, sieht er also nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht«. Dieses Zitat von Caspar David Friedrich, das ich 2022 in Dresden gefunden habe, trifft für alle bildenden Künste zu, also auch auf die Photographie, aber letztlich für jede schöpferische Leistung. Fotografieren können viele, ihre Phantasie mitschwingen zu lassen allerdings die wenigsten.

Beim Betrachten von Photographien sieht der ungeschulte Rezipient meist nur den vordergründigen Inhalt; er lässt sich durch die vermeintlich dokumentarische Aufzeichnung oft vom eigentlichen Inhalt des Bildes ablenken. Eine gute Photographie erschließt beim Betrachter einen Erfahrungsraum, der sich nicht allein auf den Bildgegenstand beschränkt, sondern seine eigenen Gefühle, Erfahrungen und das Unbewusste mit einschließt, dann erst verliert der fotografierte Gegenstand seine Bedeutung.

Weitere Hinweise im Artikel »Wenn ein Betrachter vor lauter Oberfläche den eigentlichen Inhalt einer Photographie nicht mehr sieht«.

Die Sehnsucht nach Arkadien

Von Friedhelm Denkeler,

»Die Sehnsucht nach Arkadien«, Neues Museum, Museumsinsel Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler, 2011
»Die Sehnsucht nach Arkadien«, Neues Museum, Museumsinsel Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler, 2011

Der Mythos Arkadien

Arkadien (Griechisch: Αρκαδία) bezieht sich auf die Vorstellung einer Hirtenidylle und eines Lebens in Harmonie mit der Natur. Der Begriff stammt von der griechischen Provinz Arkadien; das hügelige Gelände und die spärliche Hirtenbevölkerung ließ die Region später zu einem poetischen Begriff für die idyllische Vision von unberührter Natur werden. Arkadien ist der poetisch geschaffene Raum, der sich auf die volle Pracht der Natur und ihre Harmonie bezieht und gleichzeitig die Vergänglichkeit der Kultur anspricht. Der Garten ist oft von Hirten bewohnt. Im Gegensatz zur Utopie wird Arkadien als ein unerreichbarer Ort konstruiert. Es gilt als ein verlorener Garten Eden, im Gegensatz zu den utopischen Fortschrittsidealen.

Aus dem Mythos Arkadien wurde in der Frühen Neuzeit die Vorstellung gewonnen, es sei Leben jenseits gesellschaftlicher Zwänge möglich. Dies waren in ihrem Kern politische Phantasien, die vor allem vom Hochadel geschürt wurden, der unter dem politischen Druck des sich stabilisierenden frühneuzeitlichen Staates unter erheblichen Disziplinierungsdruck geriet. Unter der Oberfläche dieses aristokratischen Eskapismus wurde die Idee einer individuellen Freiheit geboren und gewahrt, die zwar die Freiheit des Großadligen meinte, aber bereits seit dem 17. Jahrhundert in den Niederlanden, dann aber seit dem 18. Jahrhundert auch in Frankreich und Deutschland vom Bürgertum beerbt wurde. [Quelle: Wikipedia]

Das Neue Museum auf der Berliner Museumsinsel

Das Neue Museum stellt ein Hauptwerk der Kunst-, Museums- und Technikgeschichte des 19. Jahrhunderts dar. Nach Plänen Friedrich August Stülers zwischen 1843 und 1855 errichtet, erlitt das Bauwerk im Zweiten Weltkrieg schwere Zerstörungen, eine Notsicherung folgte erst in den 1980er-Jahren. Bei der im Jahre 2003 begonnenen Restaurierung durch David Chipperfield wurden Fassade und Innenräume behutsam restauriert, die Spuren am Denkmal respektiert und dabei doch zugleich durch Umbauten ein modernes Museum geschaffen. Aktuell beheimatet es das Ägyptische Museum und die Papyrussammlung, das Museum für Vor- und Frühgeschichte und einen Teil der Antikensammlung. [Quelle: Neues Museum]

Im eigenen Auftrag

Von Friedhelm Denkeler,

Von Amateurfotografen, Hobbyfotografen und Autorenfotografen

Wenn ein Photograph sich während seiner künstlerischen Laufbahn verpflichtet fühlt, seine eigene Vorstellung von ›guten‹ Bildern umzusetzen, wenn er mit seiner Kamera wie ein Schriftsteller mit seiner ›Feder‹ schreibt, wenn er den gesamten Produktionsprozess der Bildwerdung in seiner Hand behält und aufgrund seiner Phantasie damit der Wirklichkeit in seinen Bildern seine  eigene Persönlichkeit auferlegt, dann handelt er im eigenen Auftrag.

Wie können wir so einen Photographen nennen? Jedenfalls ist er kein Amateur oder Hobbyfotograf, auch kein Berufsfotograf, Journalist oder reiner Dokumentarist. Der Amateur greift nur zur Kamera, wenn ein außergewöhnliches Ereignis vorliegt, der Anstoß kommt also von außen: Urlaub, Hochzeit, runde Geburtstage. Das Foto hat für ihn hauptsächlich Erinnerungswert, die Technik spielt dabei keine Rolle. Auch eine verwackelte oder eine schlecht gestaltete Aufnahme wird aufgehoben.

»Auf dem Gurten«, Bern, aus dem Portfolio »Schwarzbuch – Im eigenen Auftrag«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Auf dem Gurten«, Bern, aus dem Portfolio »Schwarzbuch – Im eigenen Auftrag«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Dagegen legt der Hobbyfotograf auf die neueste Technik großen Wert. Die Bilder weisen oft ein Übermaß an bildnerischer Komposition auf. Seine technische Ausstattung übersteigt oft in quantitativer und qualitativer Hinsicht die eines Berufsfotografen. Die auflagenstarken Fotozeitschriften liefern die Bildmuster. Der Hobbyist muss ihnen nacheifern, wenn er ein gutes Bild machen will oder wenn er bei den zahlreichen Fotowettwerben bestehen will.

Der Hobbyfotograf überschätzt den technischen Aspekt, das unterscheidet ihn vom fotografischen Künstler. Klaus Honnef hat diesen 1980 in seinen Aufsätzen Autorenfotograf genannt. In der Literatur ist der Autor ein bekannter Begriff, in der bildenden Kunst hielt er in den 1960er Jahren Einzug mit dem Filmautor; dieser ist allerdings schwierig auszumachen, ist es der Regisseur oder der Drehbuchautor? Auch wenn er die Sache gut trifft, der Begriff »Autorenfotografie« hat sich bis heute nicht so richtig durchgesetzt.

Übersicht der Artikel der Kategorie »Texte zur Photographie«

Wenn das ganze Leben ein großes Theater ist …

Von Friedhelm Denkeler,

Zum Neuen Jahr 2023: Was würde William Shakespeare dazu sagen?

»Und wenn du den Eindruck hast, dass das Leben ein Theater ist, dann suche dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß macht« [William Shakespeare], Foto © Friedhelm Denkeler 2022
»Und wenn du den Eindruck hast, dass das Leben ein Theater ist, dann suche dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß macht« [William Shakespeare], Foto © Friedhelm Denkeler 2022

David Bowie besucht Bing Crosby zu Hause

Von Friedhelm Denkeler,

Der Kleine Trommler – Ein kleines weihnachtliches Märchen

Come they told me / pa-rum-pum-pum-pum / A new-born king to see / pa-rum-pum-pum-pum / Our finest gifts we bring / pa-rum-pum-pum-pum / to lay before the king / pa-rum-pum-pum-pum / so to honour him / pa-rum-pum-pum-pum / when we come.

Es war einmal ein bekannter Sänger namens Bing, der den Weihnachtsabend ganz alleine zu Hause verbrachte. Plötzlich läutete es an der Haustür und David, ein Nachbar, stand vor ihm. Dieser war auf der Suche nach einem Piano, um ein Weihnachtslied zu spielen. Das passte Bing sehr gut. Er wollte gerne eines singen.

"Weihnachtliches Karussell", Foto © Friedhelm Denkeler 2008
Weihnachtliches Karussell, Foto © Friedhelm Denkeler 2008

Sie unterhielten sich über zeitgenössische Songs von John Lennon und über traditionelle Weihnachtslieder wie White Christmas. Dann sah David auf dem Piano den Text zu einem Weihnachtslied liegen, das auch sein sechsjähriger Sohn gerne hörte und sang: Little Drummer Boy. So sangen der  damals 30-jährige David Bowie und und der 74-jährige Bing Crosby im Duett die obrigen Zeilen. Glücklicherweise – so ist es nun einmal im Märchen – war zufällig ein Kameramann zugegen, der diesen historischen Moment im Jahre 1977 aufzeichnete: David Bowie & Bing Crosby: Little Drummer Boy

Das amerikanische Weihnachtslied, das bereits im Jahr 1941 komponiert wurde, ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder seit den Fünfziger Jahren geworden. Es handelt von einem armen Jungen, der nicht das Geld hatte, dem neugeborenen König ein Geschenk mitzubringen. Stattdessen spielte er mit dem Einverständnis der Jungfrau Maria für den Neugeboreren auf der Trommel. Für Bing Crosby wurde Little Drummer Boy neben White Christmas  von Irving Berlin sein erfolgreichster Song.

Die Schüchternheit der Buchen im Elm

Von Friedhelm Denkeler,

Viele Bäume vermeiden es, sich gegenseitig zu berühren. Doch warum ist das so?

Das wunderbare Wort ›Kronenschüchternheit‹ erklärt vielleicht schon einiges: Insbesondere Laubbäume halten im dichten Blätterdach eines Waldes einen respektvollen Abstand zu einander, so als ob sie miteinander kommunizieren. Als ich im Jahr 1980 einige Tage im Elm weilte, entstand die Photographie »Kreuzweg hoch oben«. Im Frühjahr waren die Buchen noch blattlos, so konnte ich beim Blick in den Himmel, einen regelrechten Kreuzweg erkennen. Über die Schüchternheit der Bäume hatte ich damals noch nichts gehört.

»Kreuzweg hoch oben«, aus der Serie »Der Elmgeist«, Foto © Friedhelm Denkeler 1980
»Kreuzweg hoch oben«, aus der Serie »Der Elmgeist«, Foto © Friedhelm Denkeler 1980

Die Bäume breiten ihr Blätterdach nur so weit aus, dass sie sich mit ihren Nachbarn nicht ins Gehege kommen, sich also nicht berühren. Dieses Phänomen ist im Englischen unter ›crown shyness‹ bekannt. Bäume halten im Bereich der Krone einen Abstand von ungefähr einem Meter ein. Das Phänomen ist der Wissenschaft schon seit 1920 bekannt, aber zu welchem Zweck die Natur es eingerichtet hat, ist bis heute nicht gänzlich analysiert.

Wenn ein Baum sich mit seiner Krone zu weit seinem Nachbarn nähert, stellt er sein Wachstum ein, um eine Verschattung zu verhindern, vermuten manche Forscher. Andere sehen darin einen Schutz vor fressenden Insektenlarven oder wollen verhindern, dass sie bei Wind und Sturm beschädigt werden. Logisch hört sich auch an, wenn die Kronen, im Wind zusammenstoßen, werden die Wachstumsknoten abgerieben, so dass sie seitlich nicht mehr weiter wachsen können.

Zum Portfolio »Der Elmgeist«

Die Photographie stammt aus meinem Portfolio »Der Elmgeist«. Es besteht aus 90 Photographien (Silbergelatine-Barytpapier, Bildmaß: 30 x 45 cm, Blattmaß:  40 x 55 cm). Die Bilder sind auch als gedrucktes Künstlerbuch 2015 mit 104 Seiten im Format 30 × 40 cm erschienen. Die Aufnahmen entstanden 1980 im Elm im Landkreis Helmstedt. Der Elm ist ein bewaldeter Mittelgebirgszug in Niedersachsen mit einem der größten Buchenwälder. Das Portfolio wird auf meiner Website LICHTBILDER ausführlicher vorgestellt.

Wenn ein Betrachter vor lauter Oberfläche den eigentlichen Inhalt einer Photographie nicht mehr sieht

Von Friedhelm Denkeler,

Nur die Phantasielosen flüchten in die Realität! [Arno Schmidt]

Beim Betrachten von Photos sieht der ungeschulte Rezipient meist nur den vordergründigen Inhalt; er lässt sich durch die vermeintlich dokumentarische Aufzeichnung oft vom eigentlichen Inhalt des Bildes ablenken. Die Photographie gilt seit jeher als das Medium, das ein exaktes Abbild der Wirklichkeit darstellt. Der Betrachter dringt gar nicht erst tiefer in die Bedeutung des Bildes ein, sondern im Gegenteil, vor lauter vordergründigem Inhalt sieht er den eigentlichen Inhalt nicht mehr.

»Der Baumalb II«, aus dem Portfolio »Der Elmgeist«, Foto © Friedhelm Denkeler 1980
»Der Baumalb II«, aus dem Portfolio »Der Elmgeist«, Foto © Friedhelm Denkeler 1980

Erst mit einer ausführlichen Beschäftigung, also mit mehr als einem flüchtigen Hinsehen, wird die Doppeldeutigkeit einer Photographie erkennbar. Trotz der täglich millionenfach geschossenen Bilder, kann man heutzutage sicherlich noch deutlicher als zu Laszlo Moholy-Nagys Zeiten vom fotografischen Analphabetismus ausgehen. Die Photographie ist eine »Lichtschrift«, die man erst mal lesen lernen muss. In Ausstellungen hat man allerdings auch häufig den Eindruck, dass der Photograph seine eigenen Bilder nicht lesen kann.

Eine gute Photographie erschließt beim Betrachter einen Erfahrungsraum, der sich nicht allein auf den Bildgegenstand beschränkt, sondern seine eigenen Gefühle, Erfahrungen und das Unbewusste mit einschließt, dann erst verliert der fotografierte Gegenstand seine Bedeutung. Ob diese Wahrnehmung zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, zwischen Oberfläche und dem dahinter liegenden Inhalt, auch für die Photographien der Serie »Der Elmgeist« zutrifft, möge der Rezipient für sich selbst entscheiden. Auch wenn die Überschrift »Der Elmgeist« falsch verstanden werden könnte, es geht in den Bildern nicht um esoterisches Gedankengut, sondern um die Gefühle, die sie beim Betrachter auslösen.

Im strengsten Sinne sind alle Bewusstseinsinhalte unnennbar. Selbst die einfachste Wahrnehmung ist in ihrer Totalität unbeschreibbar. Jedes Kunstwerk muss daher nicht nur als etwas Dargestelltes verstanden werden, sondern gleichzeitig als ein Versuch, das Unsagbare auszudrücken. In den größten Kunstwerken schwingt stets etwas mit, das sich nicht in Worte fassen lässt, etwas von dem Widerspruch zwischen dem Ausdruck und der Gegenwart des Unausdrückbaren. Stilmittel sind immer auch Methoden der Vermeidung. Das wirksamste Element im Kunstwerk ist nicht selten das Schweigen. [Susan Sontag, in »Against Interpretation«]

Übersicht der Artikel der Kategorie »Texte zur Photographie«

Geheimnisvolles und Rätselhaftes in der »Collection Regard« – Die »Artaud Mappen« von Amin El Dib

Von Friedhelm Denkeler,

Der Betrachter muss das Geheimnis der Bilder selbst entschlüsseln, aber …

Amin El Dib vor seiner Arbeit Jericho«, 1989-1992, in der »Collection Regard«, Berlin-Mitte, Foto © Friedhelm Denkeler 2022
Amin El Dib vor seiner Arbeit »Jericho«, 1989-1992, in der »Collection Regard«, Berlin-Mitte, Foto © Friedhelm Denkeler 2022

… im gestrigen Salon Photographique in der »Collection Regard« mit Amin El Dib und Rüdiger Schaper, vom Kulturressort des Tagesspiegels, konnten einige der Rätsel gelöst werden. Heutzutage können sicherlich viele Menschen mit der analogen Dunkelkammer wenig anfangen, insbesondere mit dem Übergang vom negativen Bild zum positiven Papierabzug. Amin El Dib hat sich in den 1980er Jahren, damals lebte er noch in Berlin, mit dem Thema und den Manipulationsmöglichkeiten auseinandergesetzt.

El Dib beschäftigte sich während dieser Zeit oft mit den Aufführungen der freien Theatergruppe »Theater Artaud«, unter anderem mit Stücken von Antonin Artaud und seinem »Theater der Grausamkeit«. Artauds Theater entsprach nicht den klassischen dramatischen Regeln, sondern das Theater war für Schauspieler und Publikum eine körperliche, emotionale und einmalige, eine ganz neue sinnliche Erfahrung. Im eigentlichen Sinne machte El Dib keine Theaterfotos, sondern nutzte die Theaterarbeit aus Ausgangspunkt für seine eigene Kunst.

Mit Artauds Werk bin ich wenig vertraut, aber es wird sicherlich auf El Dibs vorgestellte Bilder seinen Einfluss gehabt haben. Man kann sich vorstellen, wie er die zuvor gemachten Bilder in der Dunkelkammer begeistert bearbeitete: Körper sind nur angedeutet, oft hinter einem Schleier verborgen. Sie sind oft grobkörnig oder nur ausschnitthaft und schemenhaft dargestellt. Die Fotos wurden ›viel zu hell‹ oder ›zu dunkel‹ belichtet oder negativ (vom DIA) vergrößert. Die analogen Baryt-Abzüge wurden teilweise doppelt belichtet, wurden zerrissen und wieder (schief) zusammengesetzt.

Der Künstler griff gewaltsam in seine Motive ein, trotzdem sind es irgendwie leise Werke geworden. Bei Photographien (wie bei den meisten Werken der bildenden Kunst), hat der Rezipient es gerne, wenn er eine Geschichte um die Arbeiten angeboten bekommt (hier das Artaud Theater), am besten ist es aber, wenn die Werke selbst sprechen. In guten Kunstwerken steckt immer etwas Geheimnisvolles, das sich nicht in Worte fassen lässt. Und genau das ist bei den Artaud Mappen von Amin El Dib der Fall.

Amin El Dib, Im Schiff, 1989-1990, Silbergelatine Abzüge, © Amin El Dib
Amin El Dib, »Im Schiff«, 1989-1990, Silbergelatine Abzüge, © Amin El Dib

Zu Amin El Dib

Der 1961 in Kairo geborene, ab 1966 zuerst in Duisburg, seit 1983 in Berlin und inzwischen (seit 2003) in Ziefen in der Nähe von Basel lebende und arbeitende Amin El Dib ist mit seinen Werken in diversen öffentlichen Sammlungen vertreten. Seine Photographien waren in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Die Ausstellung in der Collection Regard, in der Steinstrasse 12 in 10119 Berlin-Mitte, läuft noch bis zum 31.03.2023.

Amin El Dib hat die jeweils zwei bis 21 Bilder in sieben Mappen, die den Titel der Artaud-Theater-Aufführungen tragen, zusammengestellt. Die Ausgangsbilder sind während der Proben und Aufführungen im Artaud-Theater entstanden, haben aber nichts mit einer Dokumentation der Aufführungen zu tun. Die Website von Amin El Dib gibt einen sehr guten Überblick über seine bisherigen Arbeiten. Passend zur Ausstellung ist der vorzüglich gestaltete Katalolg »Amin El Dib – Artaud Mappen« erschienen.

Über die Collection Regard

Die Collection Regard ist eine Fotografische Sammlung, die ihren Schwerpunkt auf Fotografie in Deutschland, insbesondere die Fotografie aus Berlin, legt. 2005 begann Marc Barbey seine Sammlung deutscher Schwarz-Weiß-Fotografie, die von den Anfängen der Fotografie bis in die 1990er Jahre reicht, auszubauen. Außerdem verwaltet er den Nachlass des Fotografen Hein Gorny (1904-1967).

Mit ihrem Wirken als Archiv, Ausstellungsort und Galerie nimmt die Collection Regard eine Position zwischen Museum und Galerie ein. Sie ist bestrebt, der interessierten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannte, wertvolle fotografische Werke zu zeigen, die Aufmerksamkeit verdienen. Einige Werke oder Editionen dieser Werke können in der Collection Regard erworben werden. Die produzierten Ausstellungen werden weiteren Institutionen angeboten, um diese Positionen einem breiteren Kunstmarkt vorzustellen.

Amin El Dib, Im Schiff, 1991-1992, Silbergelatine Abzüge, © Amin El Dib
Amin El Dib, »Cain 1«, 1991-1992, Silbergelatine Abzüge, © Amin El Dib

Unterirdischer Hydrant

Von Friedhelm Denkeler,

»S-Bahnhof Oranienburger Straße«, Berlin, aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, Foto © Friedhelm Denkeler 2003
»S-Bahnhof Oranienburger Straße«, Berlin, aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, Foto © Friedhelm Denkeler 2003

Anmerkungen zum Portfolio/ zur Kategorie »Sonntagsbilder»

Der Versuch einer Definition: Was ist eigentlich ein Sonntagsbild? Ein ›schönes‹ Bild (was auch immer das nun wieder heißen mag; es ist in Farbe; es passt in keine andere Kategorie; es gehört nicht zu einer Serie von Bildern, es ist ein Einzelbild. Aber es ist kein Sonntagsbild im Sinne der Sonntagsmalerei.

Am 26. Februar 2012 erschien in meinem Blog das erste Sonntagsbild. Und jeden Sonntag gab es ein neues – Ausnahmen bestätigten die Regel. Die Sonntagsbilder stammen aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, das ich 2005 abgeschlossen habe. Aber der Titel Sonntagsbild ist einfach ein zu schöner Titel. Unter dieser Prämisse führe ich die Kategorie »Sonntagsbilder« in meinem Blog bis auf weiteres mit Fotos aus meinem Archiv und mit neuen Aufnahmen weiter.

Morgennebel über dem Sorpe-See

Von Friedhelm Denkeler,

»Drei rote Boote im Morgennebel«, Sorpe-See, Sauerland, Foto © Friedhelm Denkeler 2014
»Drei rote Boote im Morgennebel«, Sorpe-See, Sauerland, Foto © Friedhelm Denkeler 2014

Die Sorpetalsperre liegt im Hochsauerlandkreis des Landes Nordrhein-Westfalen zwischen den Ortsteilen Langscheid und Amecke der Stadt Sundern. Rund 10 Kilometer südwestlich von Arnsberg staut sie das Wasser der Sorpe zum Sorpesee, dem tiefsten Stausee im Sauerland. Die drei roten Boote stehen für die heutigen vielfältigen Freizeitmöglichkeiten an der Sorpe.

Im Zweiten Weltkrieg war der Staudamm des Sorpesees in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943, ebenso wie die Staumauern der Eder- und der Möhnetalsperre, Ziel von allierten Bomber-Angriffen. Mit speziellen Rollbomben versuchte die britischen Royal Air Force den Staudamm zu zerstören. Im Gegensatz zu den Talsperrenmauern an Möhne und Eder hielt der Damm den Angriffen aber stand und wurde nur wenig beschädigt.

Berlin von hinten und von innen

Von Friedhelm Denkeler,

Ein neues Portfolio auf meiner Website LICHTBILDER: »Schwarzbuch – Im eigenen Auftrag«, 2021.

»Venus und Adonis von hintern«, Bode-Museum, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2018
»Venus und Adonis von hintern«, Bode-Museum, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2018

Wenn ein Photograph sich während seiner künstlerischen Laufbahn verpflichtet fühlt, seine eigene Vorstellung von ›guten‹ Bildern umzusetzen und aufgrund seiner Phantasie damit der Wirklichkeit in seinen Bildern seine eigene Persönlichkeit auferlegt, dann handelt er im eigenen Auftrag. Man kann ihn als ›Autorenfotograf‹ bezeichnen, der in diesem Fall ein Schwarzbuch nicht mit illegalen Vorgängen, sondern mit dunklen, fast schwarzen Bildern herausgibt.

Siehe hierzu auch der Artikel Wann handelt ein Photograph im eigenen Auftrag? Das gesamte Portfolio besteht aus 110 Photographien 30 x 45 cm. Auf meiner Website LICHTBILDER stehen 30 als Einzelbilder zur Ansicht bereit. Die Bilder sind zwischen 2008 und 2021 entstanden und 2021 als gedrucktes Künstlerbuch mit 120 Seiten im Format 30 x 21 erschienen. Weitere Informationen zu den Original-Prints und zum Künstlerbuch finden Sie auf meiner Website LICHTBILDER im Support.

»Innenleben mit Wolke«, Pariser Platz, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2015
»Innenleben mit Wolke«, Pariser Platz, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2015

Wie hässlich! Das muss ich fotografieren!

Von Friedhelm Denkeler,

Fotografieren heißt, sich das fotografische Objekt anzueignen

»Lückenschließung«, aus dem Portfolio »Bilder einer Ausstellung – Versuch einer Rekonstruktion«, zur Ausstellung »Michael Schmidt und Schüler» in der DGPh, Köln 1980
»Lückenschließung«, aus dem Portfolio »Bilder einer Ausstellung – Versuch einer Rekonstruktion«, zur Ausstellung »Michael Schmidt und Schüler» in der DGPh, Köln 1980

Niemand hat je durch Fotografien Hässlichkeit entdeckt. Schönheit dagegen haben schon viele durch Fotografien aufgespürt. Sieht man von jenen Situationen ab, in denen die Kamera dokumentieren oder gesellschaftliche Riten festhalten soll, so greifen die Menschen zur Kamera, um etwas Schönes auf den Film zu bannen. Nicht von ungefähr ließ sich William H. Fox Talbot die Fotografie im Jahr 1841 unter dem Namen Kalotypie – von dem griechischen kalos = schön  –  patentieren. Niemand ruft: »Wie hässlich! Das muss ich fotografieren«; und selbst wenn es jemand riefe, so meinte er damit nichts anderes als: »Ich finde dieses hässliche Ding … schön«. [Quelle: Susan Sontag: »Der Hedonismus des Sehens«]

Fotografien sammeln, heißt die Welt sammeln. Filme und Fernsehprogramme flimmern vor uns auf und verlöschen wieder; durch das Standfoto aber ist das Bild auch zum Objekt geworden, leichtgewichtet, preiswert zu produzieren, mühelos herumzutragen, zu sammeln, in großen Mengen zu stapeln. In Godards »Les Carabiniers» (1963) werden zwei arme Bauerntölpel in die königliche  Armee gelockt, indem man ihnen verspricht, sie könnten plündern, schänden, töten, dem Feind alles antun, was sie wollten und dabei reich werden.

Aber der Koffer voller Kriegsbeute, den Michelangelo und Odysseus Jahre später triumphierend zu ihren Frauen heimbringen, enthält, wie sich herausstellt, nichts als Hunderte von Ansichtskarten, die Denkmäler, Warenhäuser, Säugetiere, Naturwunder, Transportmittel, Kunstwerke und andere Sehenswürdigkeiten aus aller Herren Länder zeigen.

Godards Gag parodiert sehr drastisch die fragwürdige Magie des fotografischen Bildes. Fotografien sind die vielleicht geheimnisvollsten all der Objekte, welche die Umwelt, die wir als modern begreifen, ausmachen und gestalten. Fotografien sind tatsächlich eingefangene Erfahrung, und die Kamera ist das ideale Hilfsmittel, wenn unser Bewusstsein sich etwas aneignen will. [Quelle: Susan Sontag: »In Platons Höhle«]

Der freundliche Affe und der Fisch

Von Friedhelm Denkeler,

»Laß dir aus dem Wasser helfen oder du wirst ertrinken, sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum«, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2005
»Laß dir aus dem Wasser helfen oder du wirst ertrinken, sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum«, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2005

Im Schatten der Pinienwälder – Ostia Antica, die Hafenstadt des antiken Roms

Von Friedhelm Denkeler,

»Auf den Spuren des Römischen Reiches«. Ein Portfolio und Künstlerbuch über vierzehn römische Stadtgänge.

»Im Schatten der Pinienwälder – Ostia Antica, die Hafenstadt des antiken Roms«, aus dem Portfolio »Auf den Spuren des römischen Reiches«, Foto © Friedhelm 2011»Im Schatten der Pinienwälder – Ostia Antica, die Hafenstadt des antiken Roms«, aus dem Portfolio »Auf den Spuren des römischen Reiches«, Foto © Friedhelm 2011
»Im Schatten der Pinienwälder – Ostia Antica, die Hafenstadt des antiken Roms«, aus dem Portfolio »Auf den Spuren des römischen Reiches«, Foto © Friedhelm 2011

Rom Tag VII: »Im Schatten der Pinienwälder – Ostia Antica«

Einen Tagesausflug unternahmen wir mit der Vorortbahn in die antike Hafenstadt Ostia Antica an der Tibermündung. Der sengenden Sonne und den 30 Grad konnten wir im Schatten der Pinien entgehen und die nach Pompeji und Herkulaneum besterhaltene Ausgrabungsstätte einer römischen Siedlung ausgiebig erkunden. Völlig frei kann man zwischen den antiken Ruinen umherwandern, Gebäude mit mehreren Stockwerken besteigen, komplett erhaltene Mosaiken bewundern und das damalige Leben nachempfinden. Die meisten der noch heute erhaltenen öffentlichen und privaten Gebäude stammen vor allem aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., der Zeit, in der die Stadt mit 50.000 Einwohnern ihre größte Blüte erlebte.

Tavernen, Bäder, Wohnungen, Geschäfte und Theater befinden sich in einem so guten Zustand, dass die Bezeichnung ‚Ruinen‘ eigentlich nicht zutreffend ist. Da die Tibermündung im Laufe der Jahrhunderte immer stärker verlandete, wurde die Stadt aufgegeben und erst 1920 an der neuen Mündung wieder aufgebaut. Krönender Abschluss des Tages war ein Abstecher zum Mittelmeer. Der Lido lag nur vier Bahnstationen entfernt.

Anmerkungen zum Porfolio »Auf den Spuren des Römischen Reiches«

Unsere sieben Tage in Rom im Jahr 2011 sind eine Reminiszenz an die sieben Hügel, auf denen Rom erbaut worden sein soll. Aber nach den ersten Tagen wurde deutlich, dass für das geplante Buch vierzehn Kapitel notwendig sind. Es geht bei den Photographien um die Stimmungen und die visuellen Eindrücke und weniger um die historischen Begebenheiten. Das Portfolio wird auf meiner Website LICHTBILDER ausführlicher mit den vierzehn Kapiteln der römischen Stadtgänge vorgestellt.

Die vierzehn Kapitel der römischen Stadtgänge im JOURNAL

»Im Schatten der Pinienwälder – Ostia Antica, die Hafenstadt des antiken Roms«, aus dem Portfolio »Auf den Spuren des römischen Reiches«, Foto © Friedhelm 2011
»Im Schatten der Pinienwälder – Ostia Antica, die Hafenstadt des antiken Roms«, aus dem Portfolio »Auf den Spuren des römischen Reiches«, Foto © Friedhelm 2011

Münchhausen oder: Freuds letzte Reise zum MI6

Von Friedhelm Denkeler,

Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater

»Münchhausen oder: Freuds letzte Reise», Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater, Foto © Friedhelm Denkeler 2022
»Münchhausen oder: Freuds letzte Reise», Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater, Foto © Friedhelm Denkeler 2022
»Münchhausen und der MI6», aus »Münchhausen oder: Freuds letzte Reise», Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater, Foto © Friedhelm Denkeler 2022
»Münchhausen und der MI6», Foto © Denkeler 2022

Hat der britische Geheimdienst MI6 ohne James Bond zurzeit nichts zu tun? Oder warum entführt er ausgerechnet keinen Geringeren als Sigmund Freud?

Freud soll den Deutschen Baron Münchhausen analysieren, der mit einem Heißluftballon auf dem Dach des Buckingham-Palasts gelandet ist. Schließlich hat das Königreich Freud nach seiner Flucht vor den Nazis aus Wien 1939 großzügig Asyl gewährt.

Münchhausen behauptet felsenfest, direkt vom Erdbeerpflücken auf dem Mond zu kommen. Anfangs scheitert Freud mit seiner Analyse, doch dann entdeckt er Tatsachen und Fakten in den Märchen des Barons.

Er fragt nach und die beiden völlig unterschiedlichen Charaktere beginnen, sich näher zu kommen, während Realität und Fiktion verschwimmen. Wie wahr, wenn man sieht was gegenwärtig so passiert …

Die Lüge ist ein Schutzmechanismus. Wenn die Welt da draußen zu unerträglich geworden ist, legt man sich seine eigene Wahrheit zurecht. Fakten interessieren nicht mehr. Das ist schön einfach, das gibt einem Sicherheit [Freud auf der Bühne]

Good Morning, California

Von Friedhelm Denkeler,

1964 – The Rivieras: »California Sun«. »Good Morning, Vietnam« mit Robin Williams und den Rivieras.

Im Jahr 1965 kam der AFN-Diskjockey der Air Force, Adrian Cronauer (*1938), von Kreta nach Saigon zum dortigen amerikanischen Soldatensender. Mit seinen lockeren Sprüchen sollte er mehr Schwung in die morgendlichen Sendungen bringen und die Moral der US-Truppen stärken. Seine Erlebnisse verarbeitete er in einem Film-Drehbuch, aus dem der Anti-Kriegs-Film »Good Morning, Vietnam« (1987), von Barry Levinson entstand. Die Hauptrolle erhielt Robin Williams als Adrian Cronauer, der in dem Film mit überschäumender Komik agiert und gleichzeitig ernste Szenen mit Bravur meistert.

Single The Rivieras: »Let's Have A Party«, 1964
Single The Rivieras: »Let’s Have A Party«, 1964

Der Film steht auf einer Ebene mit den bekannten Filmen über den Vietnam-Krieg, wie Apocalypse Now, Platoon und Full Metal Jacket. Allerdings stellt er weniger das Kampfgeschehen in den Mittelpunkt, sondern die GIs und die damalige Zivilbevölkerung von Saigon. Vielleicht kann man von einer Komödie mit nachdenklich stimmenden Szenen sprechen. Der Film will nicht dokumentarisch wirken, aber wie Cronauer sagte, stimmen die Fakten an die 50%.

Ein wichtiger Teil des Films ist natürlich der Soundtrack – Cronauer brachte schließlich den Rock ’n‘ Roll nach Vietnam. Einige der authentischen Songs aus dem Jahr 1965 möchte ich aufzählen: Them »Baby Please Don’t Go«, The Beach Boys »Don’t Worry Baby« und »I Get Around«, The Marvelettes »Danger, Heartbreak Dead Ahead«, James Brown »I Got You (I Feel Good)«, Wilson Pickett «In the Midnight Hour« und The Searchers »Sugar and Spice«. Während die Ballade von Louis Armstrong »What a Wonderful World« lief, waren im Film lautlos Bombenexplosionen und Kriegshandlungen zu sehen.

Cover der Single The Rivieras: »Let's Have A Party«, 1964
Cover der Single The Rivieras: »Let’s Have A Party«, 1964

Zum Ende des Films war noch einer meiner Lieblingssong aus dem Jahr 1964, »California Sun« von den Rivieras, zu hören. Die Band wurde Anfang der 1960er Jahre in Indiana (USA) gegründet. Ihr Song »California Sun« war in den Staaten ein großer Erfolg und erreichte Platz 5 der US-Charts. In Deutschland kam er immerhin bis auf Platz 15 der Single-Charts. Mein erster Favorit der Gruppe war zugleich meine erste angeschaffte Single »Let’s Have a Party«, ebenfalls aus dem Jahr 1964. Von beiden Liedern gibt es diverse Cover-Versionen (Ramones, Beach Boys, Frankie Avalon, Shondells, etc.). Die Band trennte sich bereits 1966, von den Bandmitgliedern war nie wieder etwas zu hören.

Songtext – The Rivieras: »California Sun

Well, I'm goin' out west where I belong
Where the days are short and the nights are long
Where they walk and I'll walk
They twist and I'll twist
They shimmy and I'll shimmy
They fly and I'll fly
Well, they're out there a-havin' fun
In that warm California sun
Well, I'm goin' out west out on the coast
Where the California girls are really the most
Where they walk and I'll walk
They twist and I'll twist
They shimmy and I'll shimmy
They fly and I'll fly
Well, they're out there a-havin' fun
In that warm California sun
Well, the girls are frisky in old 'Frisco
A pretty little chick wherever you go
And they'll walk and I'll walk
They'll twist and I'll twist
They'll shimmy and I'll shimmy
They'll fly and I'll fly
Well, they're out there a-havin' fun
In that warm California sun
California sun

Anmerkung zur Kategorie »Siebzig Jahre – Siebzig Songs»

In dieser Kategorie finden Sie Beiträge zu Songs und ihren Interpreten aus 70 Jahren Rock- und Pop-Geschichte 1946 bis 2016. In der Regel werden pro Jahr ein Song, manchmal auch mehrere, vorgestellt. Alle im Text erwähnten Songs sind als Video oder Audio auf den bekannten Musik-Portalen wie YouTube, Vimeo, etc. zu finden. In einer Tabelle habe ich die Songs auf die entsprechenden Videos/Audios verlinkt. Die Serie befindet sich zur Zeit im Aufbau und wird nach und nach vervollständigt. Jeder Artikel ist ein Auszug aus meinem für 2024 geplanten Künstlerbuch »Siebzig Jahre – Siebzig Songs«.

»Sonnenuntergang auf Hydra«, aus dem Portfolio »Erinnerungen – Ein Leben in Bildern«: »Reiseerinnerungen 1973 bis 1979«: »Hydra«, Foto © Friedhelm Denkeler 1975
»Sonnenuntergang auf Hydra«, aus dem Portfolio »Erinnerungen – Ein Leben in Bildern«: »Reiseerinnerungen 1973 bis 1979«: »Hydra«, Foto © Friedhelm Denkeler 1975

Manchmal hilft umdrehen

Von Friedhelm Denkeler,

»Manchmal liegt das Ziel vor einem, wenn man sich umdreht«, Dieter Hallervorden, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2004
»Manchmal liegt das Ziel vor einem, wenn man sich umdreht«, Dieter Hallervorden, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2004