Hier kommt der Winterregen

Von Friedhelm Denkeler,

Ein wehmütiger Rückblick auf den Sommer 2010 mit »Summer Son«

Am 26. Juni dieses Jahres habe ich, pünktlich zum Ausbruch des Sommers, We No Speak Americano als Sommerhit 2010 vorausgesagt (siehe hier). Er ist es dann auch geworden. In vielen Ländern Europas belegte der Ohrwurm die ersten Plätze in den Hitparaden, in Deutschland war er im August und September auf Platz 1.

Mein persönlicher Sommer-Hit 2010 wurde aber der bereits im August 1999 erschienene Song Summer Son von der britischen Band Texas mit der Sängerin Sharleen Spiteri. Das Original-Video habe ich im Netz nur mit einem 30-sekundigen Werbespot gefunden, dafür aber in einer guten Qualität:Texas: »Summer Son«

»Im Pool in Yalıkavak«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Im Pool in Yalıkavak«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Den Sommer-Ausklang haben wir bei angenehmen 30 Grad im Pool und im Ägäischen Meer, sowie mit Ausflügen auf die Bodrumer Halbinsel noch einmal genießen können. Die Rückkehr nach Berlin bescherte uns Regen und einen Temperatursturz auf 10 Grad. Dazu passt der Summer Son mit den Zeilen »here comes the summer’s son/ he burns my skin/ i ache again/ i’m over you/ here comes the winter’s rain« natürlich sehr gut.

Wem das Original-Video zu freizügig ist – für denjenigen habe ich eine hörenswerte Akkustik-Version gefunden. Sharleen Spiteri ist übrigens auf dem Rammstein-Album Rosenrot im Song Stirb nicht vor mir (Don’t die before I do) im Duett zu hören (Live-Auftritt).

Ein Schuppenkriechtier am Yılanı kule

Von Friedhelm Denkeler,

Auf den Spuren der Kreuzritter in Bodrum auf dem Kastell St. Peter

"Am Yılanı kule", Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Am Yılanı kule«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Das mächtige Kastell St. Peter beherrscht Bodrum schon seit dem Mittelalter. Von welcher Seite aus man sich auch nähert, ob vom Meer oder aus Richtung Milas mit dem Auto kommend, ich war von der massiven Erscheinung der Burg, dem Wahrzeichen Bodrums, beeindruckt. Gebaut wurde die Festung 1406 unter dem Kreuzritterorden der Johanniter von Rhodos. Im oberen Burghof befinden sich vier Türme, unter anderem der Yılanlı Kule, der Schlangenturm. Wie man auf dem Foto sieht, sind die Schlangen auch heute noch zu finden. In der biblischen Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies, hat die Schlange die Frucht der Erkenntnis Eva überreicht. So steht sie im vorderen Orient auch heute noch für Weisheit und Erleuchtung. Informationen zu Bodrum

Aktfotografien in ›heiligen Räumen‹

Von Friedhelm Denkeler,

Fotos von Manfred-Michael Sackmann im Hotel Bogota in der Berliner Schlüterstraße

Foto © Manfred-Michael Sackmann 2010
Foto © Manfred-Michael Sackmann 2010

Joachim Rissmann, der Propriétaire des Hotels Bogota in der Berliner Schlüterstraße, zeigt noch bis Mitte Oktober 2010 an seinem Photoplatz Neueste Aktportraits von Manfred-Michael Sackmann. Die Archival Pigment Prints sind in einer siebener Auflage zum Preis von 600 Euro erhältlich. Sackmann begann 1978 seine fotografische Laufbahn an der legendären Kreuzberger Werkstatt für Photographie bei Professor Ulrich Görlich. Im Jahr 1992 wurde er in den Verein Berliner Künstler (VBK) aufgenommen und 1994 in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen.

Das Gebäude in der Schlüterstraße, über dessen gesamtes Areal sich das heutige Hotel Bogota erstreckt, trägt noch immer die Hausnummer 45. 1911, als Wohnhaus errichtet und heute unter Denkmalschutz stehend, beherbergte es u.a. in den 1920er Jahren den Unternehmer Oskar Skaller, dessen legendäre Feste mit einem Auftritt von Benny Goodman gekrönt wurden. 1936 betrat Helmut Newton erstmals das Haus, um eine Fotolehre bei YVA zu beginnen.

Die auf den bürgerlichen Namen getaufte Elisabeth Neuländer und später verheiratete Neuländer-Simon, die in Welt der Modefotografie als YVA berühmt wurde, war bekannt für ihre avantgardistischen Modeaufnahmen, die in zahlreichen Magazinen publiziert wurden. Ihr Atelier erstreckte sich über zwei Etagen und nachdem sie begonnen hatte auch berühmte Persönlichkeiten zu porträtieren, gingen auch diese im Atelier ein und aus. 1938 erhielt sie als Jüdin Berufsverbot und musste das Atelier schließen.

Joachim Rissmann setzt in seinem Hotel die fotografische Tradition des Hauses fort. Seit 1994 veranstaltet er mit seinem Photoplatz in mehreren Räumen wechselnde Fotoausstellungen. Er betont stets, kein Galerist zu sein, sondern möchte neben dem Hotelbetrieb die Erinnerungen an die Geschichte des Hauses lebendig halten. Und das gelingt ihm wirklich. Es herrscht eine angenehme, familiäre und wohnliche Atmosphäre im gesamten Hotel. Der Gast darf alle Etagen und Flure betreten. Geschmackvoll und liebevoll eingerichtet, gibt es auf den Gängen allerhand Kostbarkeiten zu entdecken. Was uns lange nicht mehr in Berlin passiert ist, geschah zur Ausstellungseröffnung von Manfred-Michael Sackmann am 10. September 2010. Joachim Rissmann begrüßte all seine Gäste persönlich.

Fotografien und Kunstwerke haben nicht nur am Photoplatz ihren Stellenwert, sondern begegneten mir durch alle Etagen hindurch. Natürlich besichtigte ich auch das Studio von IVA in dritten und vierten Stock. Die Fotos, die im Studio hängen, geben einen hervorragenden Eindruck von der Mondänität der Modelle der damaligen Zeit wieder. Das dürfte Helmut Newton gefallen haben. „Sie schlafen in heiligen Räumen”, sagte er, als er im Jahr 2002 Berlin das letzte Mal besuchte. Er meinte damit das Hotel Bogota. www.sackmann-berlin.de, www.bogota.de

Berlin zum 4. Mal Gastgeber des Monats der Fotografie

Von Friedhelm Denkeler,

Sechs Wochen lang präsentiert sich Berlin im Herbst als Fotometropole und zeigt in der ganzen Stadt 150 Ausstellungen mit 500 internationalen Fotografen und mehr als 10.000 Motiven

Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Die Berliner Ausgabe des Europäischen Monats der Fotografie (MdF) nimmt in ihrem vierten Jahr die Neuigkeiten aus der Welt der visuellen Medien zum Anlass, nach der Rolle der Fotografie bei der Modernisierung unserer Lebenswelten zu fragen.

Unter dem Thema Modernes Leben, Neue Bilder beteiligen sich am 4. MdF Berlin weit mehr als 100 Institutionen mit Fotoausstellungen in ganz Berlin und Potsdam. Der Fotomonat bietet der internationalen Fotoszene und dem Publikum eine Plattform für Gespräche im Rahmen von Ausstellungen, Veranstaltungen, Symposien und Workshops.

Der Eröffnung in der Berlinischen Galerie mit dem europäischen Fotoprojekt Mutations III am 14. Oktober folgen weitere Vernissagen. So beteiligen sich der Martin Gropius Bau mit einer großen Retrospektive zu László Moholy-Nagy und das Willy Brandt Haus zusammen mit dem Institut Français mit Ausstellungen anlässlich des 100. Geburtstages des legendären Pariser Fotografen Izis. Dem Pionier der Street Photography Garry Winogrand, widmet Camera Work eine Präsentation. Peter Lindbergh ist bei C/O Berlin zu sehen und Galerie Kicken zeigt Werke von Ed van der Elsken und Barbara Klemm.

Von der Mikrofotografie bis zur Handykamera reicht das Spektrum an Fotoprojekten und Themen des diesjährigen Berliner Monats der Fotografie. Im Fokus aller Ausstellungen befinden sich fotografische Positionen aus internationaler Perspektive, die großstädtische Lebensweisen aus drei Jahrhunderten einfangen und neue Blickwinkel auf die Stadt und die Moderne ermöglichen.

Auf fünf Feldern thematisiert der 4. MdF Berlin: Großstädtische Lebensweisen, Modefotografie, Fotografie und Wissenschaft, Neue Bildwelten – neue Techniken, Bildung – Ausbildung – Wettbewerbe. Außerdem fasst die Rubrik Zu Gast & kooptiert weitere Fotoausstellungen und Projekte zusammen, die in Berlin zu sehen sind. Der 4. MdF Berlin 2010 wird am 14. Oktober um 19 Uhr in der Berlinischen Galerie eröffnet. Veranstalter des MdF Berlin ist die Kulturprojekte Berlin GmbH. Quelle: Presseerklärung, www.mdf-berlin.de

Look Now in Bern

Von Friedhelm Denkeler,

Vom Gurnigel und dem Rosengarten, über die Berner Altstadt und dem Gurten, zum Kunstmuseum Bern

"Die Altstadt von Bern", Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Die Altstadt von Bern«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Heute möchte ich nach einer Zwischenstation in Nürnberg (siehe Artikel hier) über einen Kurztrip in die Schweiz, in die Bundesstadt Bern mit ihren 130 000 Einwohnern, berichten. Hierbei soll es nicht um das UNESCO-Weltkulturerbe, die Berner Altstadt, um die sich im großen Bogen die Aare schlängelt, gehen.

Auch über die längsten überdachten Flaniermeilen Europas mit insgesamt sechs Kilometer langen, steinernen Lauben (Arkaden), die Kramgasse, mit dem in der Mitte fließenden Stadtbach, die vielen Sakralbauten, den berühmten Bärengraben an der Aare oder die Fahrt mit Standseilbahn auf den Berner Hausberg Gurten, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Stadt, die Berner Alpen und die Gipfelkette des Jura hat, möchte ich nicht berichten.

Ebenfalls soll die Besichtigung des Zentrums Paul Klee mit den drei großen Wellen aus Stahl und Glas des Architekten Renzo Piano, selbst ein Kunstwerk, sowie ein Ausflug in die Voralpen, auf den Berg Gurnigel, auf die Riggisalp und an den Schwarzsee kein Thema sein, sondern die Ausstellungen im ältesten und bedeutendsten Kunstmuseum der Schweiz, im Kunstmuseum Bern, die wir Dank einer fachkundigen Privatführung genießen konnten, werden besprochen.

"Der Gurnigel", Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Der Gurnigel«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Don’t Look Now – Die Sammlung Gegenwartskunst, Teil 1 war die interessantere der drei aktuellen Ausstellungen im Hause. Und so wie man vom Rosengarten im Spätnachmittagslicht einen Blick auf die Berner Altstadt werfen sollte, lohnt es sich, die Werke der Ausstellung näher anzusehen. Es werden hauptsächlich Bilder der Gegenwartskunst aus der eigenen Sammlung noch bis zum 20. März 2011 gezeigt. »Sie thematisieren das Sichtbarmachen des Unsichtbaren oder des nicht Darstellbarem – nämlich der Wahrnehmung selbst – oder binden den Betrachter in eine ähnlich paradoxe Situation ein, indem sie einerseits zum Hinschauen einladen, aber anderseits nichts zu sehen geben« (aus dem Ausstellungsführer). Ein ähnlicher Inhalt findet sich im gleichnamigen Filmklassiker Don’t Look Now (Wenn die Gondeln Trauer tragen) von Nicolas Roeg (1973).Vier Künstler mit ihren Werken möchte ich hier näher vorstellen:

Christian Marclay hat mit seinem wandhohen White Noise aus dem Jahr 1993, bestehend aus 4780 umgekehrt mit Nadeln an der Wand befestigten Fotografien, das akustische Phänomen des Weißen Rauschens visualisiert. Die Rückseiten, der auf dem Flohmarkt gefundenen, anonymen Porträts, bilden eine weiße Wand in den unterschiedlichsten Weißtönen, unterbrochen durch vereinzelte schriftliche Notizen der Bildrückseite. Oft leben Werke der Konzeptkunst hauptsächlich von der Idee. Man muss die Idee nicht unbedingt umsetzen, man könnte sie auch beschreiben. Marclay hat hier aber ein sinnliches Werk geschaffen, das über eine reine Konzeptkunst hinausgeht.

"Zentrum Paul Klee, Bern" Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Zentrum Paul Klee«, Bern Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Markus Raetz, bekannt mit seinen Auftritten auf der Documenta, macht mit seiner Rauminstallation »Ohne Titel« (1980 – 1983) »die Wahrnehmung als Interaktion zwischen Publikum und Werk erfahrbar. Sie erfordert vom Betrachter aktives Mitdenken, denn es sind viele Blicke und Gedankengänge nötig, um sich eine vage Vorstellung von Raetz‘ Bilderkosmos machen zu können« (aus dem Ausstellungsführer). Im Ausstellungsraum gibt es keinen idealen Standpunkt. Man muss die einzelnen Werke nacheinander erfassen, um sie als Zusammenhang zu erkennen. Von weitem erkennt man die mit wenigen Strichen, das heißt aus Ästen bestehenden, gezeichneten Gesichtern. Kleine, teilweise dreieckige Bilder sind nur im Nahen erfassbar. Das trifft zum Beispiel auf das Panoramabild einer Steilküste (bestehend als Holz) mit einem aufgemalten Strand einschließlich einer realen Faller-Figur aus dem Modellbahn-Zubehör, einer sich sonnenden Frau, zu.

Meret Oppenheims Röntgenaufnahme des Schädels M.O. lässt als Selbstporträt das typische Gesichtsprofil nur schwach erahnen. Die geschlechtlichen Merkmale sind nur aufgrund des umgelegten Schmuckes, zweier großer Ohrringe, Ringe an den Fingern und eines Metalldrahtes im Kragen (?), erkennbar. Die Selbstdurchleuchtung ist im Jahr 1964 in Bern entstanden, nachdem Oppenheim ihre künstlerische Schaffenskrise überwunden hatte. Dieses bekannte Werk von ihr, das ich hier zum ersten Mal sah, dürfte Helmut Newton als Vorbild für sein Werk X-Ray Shoe, Monte Carlo aus dem Jahr 1989, der Röntgenaufnahme eines Frauenfußes auf High Heels, gedient haben.

Weitere, international bekannte Künstler, wie Bill Viola und Nam June Paik sind in der Ausstellung vertreten. Ein Rundgang durch die ständige Sammlung des Kunstmuseums Bern mit Werken von Manet, Cézanne, Klee, Dali, Picasso, Rothko, Pollack und den in Bern geborenen Ferdinand Hodler, vervollständigten den Museumsbesuch. Im gesamten Hause herrscht, auch bei den Werken aus der eigenen Sammlung, ein Fotografierverbot. Dafür gibt es einen Minuspunkt.

Albert Anker, Schöne Welt. Während wir in den oberen Räumen bei unserer Privatführung fast alleine waren, drängelten sich in den unteren Räumen die Besucher. Hier läuft noch bis zum 19. September 2010 die Ausstellung Schöne Welt mit Bildern von dem bei uns wenig bekannten Künstler Albert Anker.

Der 1831 in Ins, Schweiz, geborene Künstler hat sein Leben lang Themen im Inser Dorfleben gefunden: Strickende Mädchen, lesende, Großväter, wackere Schulknaben, Kinder auf dem Schulspaziergang, Haare flechtende Mädchen, einem seiner Enkelin beim Klavierspiel lauschenden Großvater. Anker hat sein Handwerk, die Malerei, perfekt beherrscht, aber den Bildern fehlt etwas. Der Titel der Ausstellung beschreibt das Werk schon sehr gut, noch besser hätte allerdings »Schöne, heile Welt« gepasst. Während der Wintermonate lebte Anker über Jahrzehnte hinweg in Paris. Seine Themen, seine Bilder blieben davon aber unberührt. www.kunstmuseumbern.ch

Neues Museum – Ein architektonisches Highlight

Von Friedhelm Denkeler,

Bernd und Hilla Becher und Ulrich Rückriem im Staatlichen Museum für Kunst und Design in Nürnberg

"Treppenhaus des Neuen Museums, Nürnberg", Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Treppenhaus des Neuen Museums«, Nürnberg, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Über den Um- und Erweiterungsbau des Folkwang-Museums in Essen wurde viel Lob ausgeschüttet. Richtig spannend und toll ist für mich aber der Neubau des Neuen Museums in Nürnberg durch den Berliner Architekten Volker Staab. Er passt trotz großer Glasfassaden wunderbar in die Nürnberger Altstadt. Es ist eine große Überraschung das Museum mit der großen, transparenten Fassade zum Klarissenplatz, mit der großzügigen Eingangshalle, dem lichten Treppenhaus und den abwechslungsreichen Ausstellungsräumen zu entdecken.

Ulrich Rückriem hatte eigens zur Eröffnung des Neuen Museums im Jahr 2000 für den großen Ausstellungssaal ein Werk geschaffen. Elf Kuben aus Normannischem Granit, die als Grundfläche die Größe der Bodenfliesen aufweisen, hat der Künstler jetzt als dritte Version zum zehnjährigen Bestehen neu arrangiert: Granit Bleu de Vire, zugeschnitten 2000, Version 3. In der Berliner Nationalgalerie waren 2009 (und auch 1998 und 2004) ähnliche Kuben zu sehen, die aus statischen Gründen nicht so hoch waren. In Nürnberg gefiel mir aufgrund des schlichten, großzügigen Raumes und insbesondere wegen der sehr guten Beleuchtung mit Tageslicht (aber auch ähnlich gut mit Kunstlicht), das Werk wesentlich besser.

In einer Auswahl von Werken unter dem Titel Gesammelt – 2000 bis 2010 stehen weitere Neuankäufe und Leihgaben im Mittelpunkt.

Hans-Peter Feldmann hat ein einem wandgroßen Tableau 100 Jahre, bestehend aus 101 Schwarz-Weiß-Fotografien, Porträts von Menschen der einzelnen Lebensalter gemacht. Es beginnt mit dem Bild der acht Wochen alten Felina und endet mit einer Fotografie der 100jähigen Maria Victoria. Feldmann ist eigentlich ein Bildersammler. Für diese Arbeit hat er aber selber Modelle aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis fotografiert.

Ulrich Rückriem: “Granit Bleu de Vire, zugeschnitten 2000, Version 3” im Neuen Museum, Nürnberg, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
Ulrich Rückriem: »Granit Bleu de Vire, zugeschnitten 2000, Version 3«, Neues Museum, Nürnberg, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Gerhard Richter ist mit acht großzügig gehängten Werken in einem eigenen Raum vertreten. Es sind Werke dabei, die ich bisher nicht kannte, die aber unbedingt erwähnungswert sind: Olympia, 1967 und Birgit Polk, 1971. Weitere Fotos finden sich von Thomas Ruff, Substrat 1, 2001 und drei großformatige Fotografien von Axel Hütte.

Einen sehr guten Überblick über das fotografische Werk von Bernd und Hilla Becher gewinnt man in den in mehreren Räumen ausgestellten zehn Typologien (so der Titel der Ausstellung): Fördergerüste, Kühltürme, Aufbereitungsanlagen, Fachwerkhäuser, Hüttenwerke-Hochöfen, Feinkohletürme, Lagerhäuser, Wassertürme, Gasbehälter und Kalköfen.

Im gesamten Museum darf übrigens fotografiert werden. Das gibt einen dicken zusätzlichen Pluspunkt. Der Besuch des neuenmuseums hat viel Freude bereitet und am liebsten hätte ich nach der Besichtigung noch einmal von vorne angefangen, aber es gibt in Nürnberg ja noch mehr zu sehen.

Da ist zunächst einmal die komplette Altstadt zu nennen. Sie wurde im zweiten Weltkrieg durch systematische Bombardierung durch die Alliierten zu über 90 Prozent zerstört. Die Stadt bestand darauf, sie wieder originalgetreu aufzubauen – und das hat sich gelohnt.

Die 950-jährige Geschichte der Stadt lässt sich im Stadtmuseum Fembohaus in wertvoll restaurierten Originalräumen nachvollziehen. Leben und Wohnen, Arbeiten und Werk Albrecht Dürers (1471 – 1528) sind im Albrecht-Dürer-Haus, indem er von 1509 bis zu seinem Tode gelebt hat, unterhalb der Nürnberger Burg, zu besichtigen.

Zur Geschichte der Stadt gehört leider auch die Zeit während des nationalsozialistischen Regime. Sie wird auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände mit den noch immer gigantischen Bauresten von Kongresshalle und Zeppelinfeld erkennbar und im neuen, neugebauten, gut gelungenen Dokumentationszentrum dargestellt. www.nmn.de

C|O Berlin muss das Postfuhramt verlassen

Von Friedhelm Denkeler,

MAGNUM. Shifting Media. New Role of Photography. Fotos der legendären Bildagentur bei C|O Berlin

“Postfuhramt”, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Postfuhramt«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

C/O Berlin feierte kürzlich seinen zehnten Geburtstag. Anlässlich dieses Jubiläums gibt es, wie schon zu der ersten Ausstellung im Jahr 2000, Fotos der Agentur MAGNUM zu sehen. Die Jubiläumsfeier hatte leider einen bitteren Beigeschmack: Die Galerie muss nach fünf Jahren ihren ruinös-charmanten Standort zum 1. April 2011 verlassen. Die Gespräche mit dem neuen Investor, der Elad-Gruppe aus Tel Aviv, verliefen ergebnislos. Wir werden also demnächst wieder ein Einkaufscenter und ein Hotel mehr in Mitte haben.

Im Gegensatz zu den bewegten Bildern aus Film und Fernsehen sind fotografische Bilder merkfähig und werden Teil des kollektiven Bildgedächtnisses. Das trifft auf die Schwarzweiß-Fotografien der Gründungsmitglieder von MAGNUM in den ersten Räumen der aktuellen Ausstellung zu: Henri Cartier-Bresson, David ›Chim‹ Seymour und die Kriegsfotografen Georg Rodger und Robert Capa. Die Ausstellung zeigt in großen Vitrinen die Verwertung der Bilder in Zeitschriften, wie Life, Look oder dem Stern.

Bis heute ist MAGNUM der Club der fotografischen Elite. Aber die Zeiten ändern sich. Als in den 1950er Jahren Capa den Alltag im jungen Staat Israel und Cartier-Bresson in der Sowjetunion fotografierten, hatten ihre Aufnahmen nachrichtlichen, aber auch ästhetischen Wert. Heute kann jeder an jedem Ort der Welt mit der Digitalkamera und dem Fotohandy Schnappschüsse machen und sie im Internet veröffentlichen.

Vom Verkauf der Aufnahmen an Zeitungen und Zeitschriften kann die Agentur in der heutigen Zeit nicht mehr leben. Die Zukunft des Unternehmens ist ungewiss, trotz Finanzierung durch zusätzliche Buch- und Ausstellungsprojekte. Ein Teil des Archiv von MAGNUM wurde inzwischen an eine Kapitalgesellschaft aus der Computerbranche (Dell) verkauft.

Da sich die Basis des fotografischen Zielpublikums vom Presse- zum Kunstmarkt verschiebt, will dies die Ausstellung durch entsprechende Fotos im oberen Stockwerk des Postfuhramtes dokumentieren. Junge Magnum-Fotografen versuchen ihre Recherche-Fotos zu Kunstprojekten, zu großen, farbigen ›Schinken‹ zu stilisieren, um sie an Sammler und Museen verkaufen zu können. Sie haben zwar einen politischen Hintergrund, aber man merkt: Sie sind für die Wand gemacht. Wenn ich mir die Bilder ansehe, ist da aber etwas schiefgegangen. Bildreporter sind etwas anderes als Künstlerfotografen, auch wenn die Übergänge fließend sind. Meiner Meinung nach wird das große Konzept von MAGNUM, die Bildreportage, damit verwässert und auch der Ausstellung bekommt es nicht gut.

Von der Extraction zur Inception

Von Friedhelm Denkeler,

Christopher Nolens Cyberkrimi »Inception« mit noch nie dagewesenen Bildern

Wir laufen durch Paris und plötzlich klappen Häuser, Straßen und Parks hoch. Die Stadt faltet sich zu einem endlosen Band. Das haben wir vielleicht auf Bildern von M. C. Escher oder in unseren Träumen gesehen – und jetzt in Christopher Nolens Heist-Movie »Inception«.

Wir sehen einen sich ruhig drehenden Hausflur, in dem Agenten vermeintlich schwerelos miteinander kämpfen, einen Güterzug, der mitten durch die Häuserschluchten von Manhattan rast. Die Szenen sind sehr realistisch, wenn wir sie im Traum erleben und gleichzeitig irreal, wenn wir sie auf der Leinwand sehen.

»Von der Extraction zur Inception«, Christopher Nolens Cyberkrimi »Inception«, aus dem Portfolio »Pentimenti«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Von der Extraction zur Inception«, Christopher Nolens Cyberkrimi »Inception«, aus dem Portfolio »Pentimenti«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Leonardo DiCaprio ist Don Cobb, ein Meisterdetektiv der Extraktion. Er ›entnimmt‹ anderen Menschen Geheimnisse aus deren Unterbewusstsein. Jetzt erhält er einen Auftrag, den bisher scheinbar noch niemand durchführte, einen Gedanken in den Kopf eines anderen, in diesen Fall in den eines Konzernerben, einzupflanzen. Er soll auf den Anfangsgedanken (Inception) kommen, sein ererbtes Vermögen aufzuteilen, wie es Cobbs Auftraggeber (ein Konkurrent des Konzernerben) wünscht.

Cobb muss mit seinem Team dafür verschiedene Ebenen des Unterbewusstseins des Opfers passieren, damit die Eingebung für die Zielperson so realistisch wie möglich ist. Auf jeder Ebene des Traumes versetzen sie sich wieder in einen Traumzustand, also ein Traum im Traum. So geht es weiter bis auf die vierte Ebene. Oder noch weiter? Man muss als Zuschauer schon sehr genau aufpassen, auf welcher Ebene der Film gerade spielt.

Erst allmählich ahnt man, dass die Trennung zwischen Traum und Wirklichkeit in »Inception« nicht klar gezogen ist. Die Filmhelden prüfen mit kleinen Totems, ob sie sich in der Realität befinden, zum Beispiel mit Hilfe eines Kreisels, der sich im Traum immer weiter drehen würde, in der Realität aber irgendwann umkippt. Am Ende der Geschichte dreht sich der Kreisel, er kippelt, aber es bleibt offen, ob er umfällt.

Christoper Nolen hat bislang noch nie gesehene, surreale Bilder erfunden – viele davon erinnern an moderne Kunst und zeitgenössische Fotografie – allein deshalb ist es ein großer Film geworden. Wer die drei »Matrix«-Filme der Wachowski-Brüder, die beiden »Kill Bill«-Filme von Quentin Tarantino und James Camerons »Avatar« mag, wird auch Christopher Nolens »Inception« mögen. Trailer zu Inception (in hoher Auflösung 1080p HD ansehen)

Fruta Prohibida

Von Friedhelm Denkeler,

Fruta Prohibida oder: »Die Haut, die war das erste Kleid, das Evas Körper zierte.« Die Berliner Galerien Tammen, Camera Work und der Verein Berliner Künstler zeigen im August »Verbotene Früchte«

Momentan erlebt der fotografisch interessierte Mensch einen Sommer mit verbotenen Früchten. Allerorten stellen Galerien und Museen Kunst mit erotischem Themenbezug aus. In Berlin läuft seit längerem die Ausstellung Double Sexus (siehe Artikel vom 24.07.2010), in Wuppertal 150 Jahre Körperbilder in Fotografie und Malerei (siehe Artikel vom 18.08.2010) und in Hannover zeigt die Kestnergesellschaft The Valley von Larry Sultan. Larry Sultan fotografierte die Drehorte der kalifornischen Pornofilmindustrie, die sich zur Filmproduktion in amerikanischen Privathäusern einmieteten.

Karl-Heinz Schmid schreibt in der Sommerausgabe der Kunstzeitung, dass sich dieser Trend alle zwei Jahre wiederholt und dass er sich auch beim Rundgang auf der Art Basel ausmachen lässt. Auch an Europas größtem Galerienstandort Berlin gibt es Nacktes zu sehen: Die fulminante Ausstellung Körpernah – Akte/Nudes in der Tammen-Galerie, die Sommerpausen-Ausstellung NUDES – Positionen der Aktphotographie bei Camera-Work und im Verein Berliner Künstler (VBK) die Vereinsschau AKTionale – Das nackte Sein. Alle drei Berliner Ausstellungen möchte ich nun in einem Zug vorstellen.

»Manfred-Michael Sackmann im Verein Berliner Künstler (VBK)«, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Manfred-Michael Sackmann im Verein Berliner Künstler (VBK)«, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Tammen-Galerie: »Körpernah – Akte/Nudes«

Die Schau bei Tammen ist eine der besten zusammengestellten Aktausstellungen, die ich in der letzten Zeit gesehen habe. Das ist sicherlich auch dem Gastkurator Dr. Enno Kaufhold zu verdanken, den sich der Galerist Werner Tammen hinzuholte. Während bei Camera Work Männer nur eine Nebenrolle spielen, ist das Verhältnis bei Tammen ausgewogener. Die Fotografie spielt eine große Rolle, aber es sind auch andere Kunstgattungen vertreten, die sich in der Ausstellung vorteilhaft ergänzen.

Die Liste der 25 ausgestellten Künstler mit Kunstwerken aus den letzten zwei Jahrzehnten ist lang, aber für jeden ist in den großzügigen Räumlichkeiten Platz für eine ausreichende Übersicht der jeweiligen Werkgruppe. Unter anderen sind dies: Tina Bara, Michel Comte, Amin El Dib, Elliot Erwitt, Rainer Fetting, Abe Frajndlich, Clemes Gröszer, Boris Mikhailov, Manfred Paul, Gundula Schulze Eldowy, Annegret Soltau und Bert Stern.

Für mich war der der Fotograf Abe Frajndlich eine Neuentdeckung. Allerdings weniger wegen seiner bekannten Porträts von Prominenten, sondern wegen seines Werkes Eros Interna. »Eine Private Odyssee nennt Abe Frajndlich seine Arbeit an Eros Interna, dessen Bilder in seiner dreißigjährigen Tätigkeit als Fotograf entstanden. Frauenkörper, Bäume, Erde, Wolken, Skulpturen, und Graffiti sind die Materie, aus der Abe Frajndlich seine Zauberformel Eros Interna komponiert hat« (aus dem Klappentext des Buch Eros Interna, Umschau/Braus Verlag, 1999). Das gleichnamige Buch ist leider nur noch antiquarisch erhältlich. In der Ausstellung selbst sind allerdings nur Frajndlich neueste Werke aus dem Jahr 2010 zu sehen. Sie sind mir zu direkt auf die Schaulust eingestellt. Vielleicht hätten sie im kleineren Format besser gewirkt.

In der Einleitung zur Ausstellung schreibt Dr. Enno Kaufhold: »Der Darstellung des Menschen, insbesondere des nackten Menschen, galt seit Beginn des bildnerischen Gestaltens eine besondere Aufmerksamkeit, aus vielerlei Gründen. Befreit von den Fesseln restriktiver Normen zeigt sich der Akt heute in vielfältigen Formen und das in allen Medien. Die Ausstellung Körpernah – Akte/Nudes möchte genau das exemplarisch zeigen. Gerade das Interferieren unterschiedlichster Ansätze, vom körperlichen Begehren bis zur platonischen Distanz, in Kombination mit den differenzierten Ausdrucksmitteln in den verschiedenen Medien geben ein spannungsreiches Bild von dem, wie Nacktheit heute gesehen und gelebt wird.«

Gestern Abend wurde, thematisch zur Ausstellung passend, eine weitere Kunstgattung dargeboten: Es gab Hörbares. Evelin Förster (Gesang) und Matthias Binner (Piano) brachten etwas lüsterne Chansons und Texte von Brecht bis Wedekind in den Tammen-Räumlichkeiten unter dem Titel »Erotisches zur Nacht oder Ein Fräulein beklagt sich bitter« zu Gehör. Die Zusammenstellung der Chansons passte bestens zum Thema der Ausstellung und ließe sich auch mit dem von Evelin Förster zitierten Satz »Die Haut, die war das erste Kleid, das Evas Körper zierte« betiteln. Es war ein rundum gelungener Abend!

Camera Work: »NUDES – Positionen der Aktphotographie«

Für ihre Sommerausstellung konnte Camera Work aus dem riesigen Fundus ihrer Fotosammlung eine spannende Überblicksausstellung durch die Geschichte Aktfotografie zusammenstellen. Rund 150 Bilder von über 40 Fotografen sind zu sehen. Ausgesuchte Fotos habe ich in drei Kategorien zusammengestellt:

Das Bekannte: Da viele der ausgestellten Fotos bereits zu Ikonen der Fotografie geworden sind, gab es in dieser Rubrik nicht viel Neues zu sehen: Der Klassiker Edward Weston, die erotischen und provozierenden Aufnahmen von Helmut Newton und Bettina Rheims, Man Ray und Andre Kértesz mit Mehrfachbelichtungen, Solarisationen und Collagen und die beinah abstrakten Detailaufnahmen von Ralph Gibson. Natürlich muss auch Thomas Ruff mit einem verwischten Pornobild für 90.000 EURO (sic!) dabei sein.

Das Neue: Von Larry Sultan sind zwölf Farbfotos aus seiner zwischen 1999 und 2003 entstandenen Arbeit The Valley zu sehen. Sie dokumentieren die Einsamkeit und Melancholie hinter den Kulissen der Pornoindustrie.

Das Schönste: Das Buch »Spiegel der Venus« von Wingate Paine befindet sich zwar in meiner Fotobuch-Sammlung, aber die fünf Vintage-Prints in der Größe 30×45 cm, unter anderem Metamorphose, habe ich zum ersten Mal im Original gesehen. Auch eine der schönsten Aktaufnahmen überhaupt, zwei Bilder aus meiner Lieblingsserie »Meret Oppenheim mit Louis Marcoussis« von Man Ray aus dem Jahr 1933, sind ausgestellt. Zum Schluss möchte ich noch eine sinnliche Aktaufnahme von Manuel Alvarez Bravo, Titel Fruta Prohibida, Mexiko 1976, erwähnen.

Verein Berliner Künstler VBK: »AKTionale – Das nackte Sein«

»Fünfzig Künstler aus Deutschland, Dänemark, den Niederlanden, Iran, Korea, Schottland und Amerika zeigen Arbeiten zum Thema Nacktheit in all ihren Facetten, von Liebe, Hass, Schönheit, Wahnsinn, Trauer, Glück, Gier, Lust, Traum, Flucht, Hoffnung, Perversion, Mord und Tod« (aus dem Einladungstext) in der Galerie des VBK am Schöneberger Ufer.

Zu sehen ist eine riesengroße Bandbreite an Stilen. Bei den Gemälden sind so ziemlich alle Genres vertreten, die es gibt: Alte Meister, Expressionismus, Pop Art und abstrakte Malerei, dazu kommen Fotoarbeiten, Collagen, Skulpturen und Installationen. »Wer sich dafür interessiert, was Berliner Künstler aus dem Verein Berliner Künstler so machen, und wer Aktbilder mag, der kann sich hier einen Überblick verschaffen und sicher auch das eine oder andere finden, das ihm gefällt. Es sind wirklich gute Bilder und Objekte dabei, die man im Übrigen auch kaufen kann.« (Kulturradio).

Manfred Michael Sackmann stellt seine Lisa in ihrem ›ersten‹ Kleid aus. Es ist eines der besten Fotos in der Ausstellung. Das Foto vom Foto konnte ich gerade noch auf der Vernissage am 11. August machen, danach waren die drei Räumlichkeiten der Galerie total überfüllt und an ein Weiterbewegen war angesichts der tropischen Temperaturen nicht mehr zu denken.

Die Unmittelbarkeit des Augenblicks

Von Friedhelm Denkeler,

»Unbeachtete Momente – Fotografien 1927 bis 1936«.  Das Lebenswerk von Marianne Breslauer in der Berlinischen Galerie in Berlin-Kreuzberg.

Berlinische Galerie
»Berlinische Galerie«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Die Berlinische Galerie in Kreuzberg stellt mit einer Retrospektive der gebürtigen Berlinerin Marianne Breslauer deren Porträtfotografien und das Alltagsleben der Weimarer Republik dem Publikum vor.

Die etwa 130 Bilder stammen zu einem Großteil aus dem Nachlass Marianne Breslauers, den sie der Fotostiftung Schweiz, Winterthur, überlassen hat, aber auch aus der eigenen Sammlung der Berlinischen Galerie, sowie – ganz kurios – aus der »Sammlung Stefan Thull: Die Krawatte in der Photographie«. Alle Fotos wurden auf Silbergelatinepapier belichtet.

Das Werk von Marianne Breslauer, das sie in zehn Jahren geschaffen hat, ist aus heutiger Sicht zwar bedeutend, aber am Beispiel der gleichfalls ausgestellten Fotos von Marta Astfalck-Vietz zeigt sich exemplarisch, dass Breslauer, als sie die Fotografie aufgab und sich dem Kunsthandel zuwandte, den Höhepunkt ihres fotografischen Schaffens noch nicht erreicht hatte.

Marta Astfalck-Vietz ist zusammen mit neun weiteren Fotografinnen wie z.B. Yva, Steffi Brandl und Lotte Jacobi, die alle große Bedeutung für die Fotografie der Moderne hatten, in einer Ergänzung zu Breslauers Fotos in einem zweitem Teil der Ausstellung, die aus den eigenen Beständen der Berlinischen Galerie zusammengestellt wurde, zu sehen.

Lette-Verein

Zu Beginn der Ausstellung ist Breslauers Gehilfenstück, ihre Examensarbeit Das Porträt, Berlin 1929 zur Gehilfenprüfung am Lette-Verein, Berlin, zu sehen. Eher surrealistisch ist das Foto Edgar Wallace von 1927/28 einzuordnen. Eine Szene im Spiegel, im Hintergrund ein Mann mit dem Rücken zur Kamera und im Vordergrund eine ins Bild ragende Hand (die der Fotografin?) geben Rätsel auf. Erwähnenswert ist auch ein Selbstporträt: Im offenen Bademantel neben der Kamera gibt sie zwar die Schönheit ihres Körpers preis, aber nicht ihre Identität

Paris

1929 und 1932 reiste Marianne Breslauer für längere Zeit nach Paris. Sie nahm von Man Ray den Rat an und fotografierte ganz nach ihrer Intuition und entdeckte die Unmittelbarkeit des Augenblicks. Sie fing die klassischen Paris-Themen ein: Straßenszenen, die Boulevards, die Clochards, den Jardin du Luxemburg, aber auch die mondäne Welt der Pferderennen.

In Paris hatte sie neben Man Ray auch Kontakt zu Martin Munkási und Georg Hoyningen-Huene und fotografierte sie. Auch von weiteren Prominenten, wie Erich Maria Remarque, Oskar Kokoschka und Paul Citroen finden sich Bilder, insbesondere von der Neuen Frau der 1920er Jahre, zu der Kurzhaarschnitt ebenso wie demonstrative Geste gehörten. Auf dem Bild Défense d’afficher (Schriftzug auf der Mauer), das um 1936 in Paris entstanden ist, zündet sich eine Frau, obwohl damals verpönt, in aller Öffentlichkeit eine Zigarette an.

Berlin

Ein Block von sechs Fotos erzählt von einem Sommertag im Jahre 1934 in Sacrow bei Potsdam. Breslauer traf sich dort mit ihren Freundinnen im Garten des Sommerhauses der Kunsthistorikerin Grete Ring. Die Freundinnen scherzen und rauchen und räkeln sich beim Sonnenbad auf der Liegewiese.

Palästina

Die 21jährige Marianne Breslauer war auf Einladung ihrer Jugendfreundin Djemilla Nord, der Tochter des ersten deutschen Generalkonsuls, zu deren Hochzeit zwei Monate nach Palästina gereist. Das Porträt der bildhübschen Djemila, Jerusalem 1931 ist eines ihrer schönsten und bekanntesten Porträts der Fotografin. Breslauer fühlte sich in die Märchenwelt aus Tausend und einer Nacht versetzt. In ihren Fotos ist zu spüren, dass sie vom orientalischen Leben, das sich auf den Straßen und in den Gassen der Städte abspielte und von der Andersartigkeit der Menschen, denen sie in der kargen Landschaft begegnete, beeindruckt war.

Spanien

Eine Freundin von Breslauer war die androgyne Schweizer Autorin und Fotografin Annemarie Schwarzenbach. Mit deren Porträt hätte sie auch einen jungen Mann darstellen können. Breslauer bezeichnete sie als »das schönste Lebewesen, dem ich je begegnet bin«.

Mit Annemarie Schwarzenbach unternahm sie eine Reise nach Spanien. Sie wollten darüber mit Text und Bild berichten. Beide Frauen trafen im Frühling 1933 im Auftrag der Berliner Agentur Academia in Südfrankreich ein, von wo aus sie mit Schwarzenbachs weißem Mercedes durch Spanien fuhren. Es entstanden eindrückliche Aufnahmen, die von den kulturellen Besonderheiten des Landes erzählen, den Eigenarten seiner Bewohner und immer wieder Annemarie Schwarzenbach und ihr Auto zeigen.

Amsterdam

Eine der schönsten und stimmungsvollsten Nicht-Porträtaufnahmen hat Breslauer 1932 in Amsterdam gemacht: Aufgehängte Wäsche flattert auf einem Schiff in einer der zahlreichen Grachten im Morgenlicht. In Amsterdam, der Stadt in die sie vor den Nazis flüchtete, heiratete sie 1936 den Kunsthändler Walter Feilchenfeldt. Sie lebten dort bis 1939. Anschließend emigrierten beide in die Schweiz.

Die Kunsthändlerin

Das Fotografieren gab Marianne Breslauer 1937 auf und widmete sich, zusammen mit ihrem Mann, auch in der Schweiz dem Kunsthandel. Als 1953 ihr Mann in Zürich starb, übernahm sie das Geschäft und arbeitete als Marianne Feilchenfeldt von 1966 bis 1990 gemeinsam mit ihrem Sohn Walter zusammen. 1999 hat Marianne Breslauer in Berlin den Hannah-Höch-Preis erhalten. Sie starb im Alter von 92 Jahren am 7. Januar 2001 in Zürich.

Mit Puppen und Prothesen im Double Sexus

Von Friedhelm Denkeler,

Die erotisch aufgeladenen Werke von Hans Bellmer und Louise Bourgeois in der Sammlung Scharf-Gerstenberg, Staatliche Museen zu Berlin (Charlottenburg).

Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Körper verformen sich, lösen sich auf; Gliedmaßen fehlen, andere verdoppeln sich; männliche und weibliche Geschlechtsformen verschmelzen zu androgynen Wesen – ich musste manchmal zweimal hinschauen, ob es das Werk von Hans Bellmer oder Louise Bourgeois war – in der kleinen, aber feinen Kabinett-Ausstellung im Marstall des östlichen Stülerbaus gegenüber dem Schloß Charlottenburg. Aufgrund der großen Werbeaktionen für die Ausstellung hatte ich allerdings mehr Werke – insbesondere weitere Photographien von Bellmer mit seinen anarchistisch-erotischen Inszenierungen – erwartet.

Hans Bellmer (1902 Kattowitz – 1975 Paris) interessierte sich weniger für sein Studium an der Technischen Hochschule Berlin, sondern eher für Karl Marx und die Künstler der Dada-Bewegung und die Surrealisten, die er in Paris kennenlernte. Ab den 1930er-Jahren beschäftigte er sich bis zum Lebensende mit erotischen Darstellungen der weiblichen Anatomie. 1934 entstand Bellmers erste Puppe. Auslöser war die mechanische Puppe, die Bellmer in einer Aufführung von Jacques Offenbachs Hoffmanns Erzählungen gesehen hatte und wohl auch der Besuch seiner jungen Cousine Ursula, die ihn faszinierte.

Bellmer konstruierte aus Teilen von Schaufensterpuppen und verschiedenen Materialien fetischartige Puppen, die er immer wieder fotografierte und zeichnete. Die Bilder/ die Puppen sind künstlich und zugleich real. Sie rufen die Höhen und Tiefen der – männlichen? – Phantasie hervor. Die Fotografien schickte er an Paul Éluard und André Breton nach Paris, die ihn darauf hin als Surrealisten ansahen. 1934 hatte Bellmers erste Fotoserie La poupée große Erfolge, die anschließend auch im  Museum of Modern Art in New York in der Surrealismus-Ausstellung zu sehen waren.

»1953 begegnete Bellmer der an Schizophrenie und Depression leidenden Schriftstellerin Unica Zürn, mit der er bis zu ihrem Lebensende zusammen arbeitete. Sie zogen in das Pariser Hotel L’Espérance, wo sie kaum Freunde und wenig Kontakte hatten, kaum ausgingen, und sich immer mehr von der Außenwelt abschotteten. 1954 erschien in Frankreich die “Geschichte der O” mit einer Lithografie Bellmers auf der Titelseite. 1959 und 1964 wurde Bellmer zur documenta II und documenta III in Kassel eingeladen. 1970 stürzte sich Zürn aus der gemeinsamen Wohnung in Paris in den Tod. Bellmer starb 1975 vereinsamt in Paris« (Quelle: Wikipedia).

Louise Bourgeois Familie hatte in Paris eine Galerie für historische Textilien. »Mein Vater redete pausenlos. Ich hatte nie Gelegenheit, etwas zu sagen. Da habe ich angefangen, aus Brot kleine Sachen zu formen. Wenn jemand immer redet und es sehr weh tut, was die Person sagt, dann kann man sich so ablenken. Man konzentriert sich darauf, etwas mit seinen Fingern zu machen. Diese Figuren waren meine ersten Skulpturen, und sie repräsentieren eine Flucht vor etwas, was ich nicht hören wollte. […] Es war eine Flucht vor meinem Vater. Ich habe zahlreiche Arbeiten zu dem Thema The Destruction of the Father gemacht. Ich vergebe nicht und ich vergesse nicht. Das ist das Motto, das meine Arbeit nährt« (Bourgeois).

»Louise Bourgeois hat sich im Laufe ihres künstlerischen Schaffens mit den unterschiedlichsten Materialien und Techniken auseinandergesetzt. Dabei nimmt sie in einigen Bereichen eine Pionierrolle ein: So ist sie eine der ersten Künstlerinnen, die installativ arbeitete, indem sie ihre Skulpturen als zusammenhängende Teile in einem räumlichen Kontext arrangierte. Ihre Experimentierfreudigkeit führt sie immer wieder zu neuen Verarbeitungsmöglichkeiten und Materialkombinationen. Beispielsweise dienen bei einigen der seit Mitte der neunziger Jahre entstandenen Stofffiguren die verarbeiteten Kleidungsstücke aus Kindheit und Jugend als Fülle sowie als Umhüllung – sie sind Material und Thema, Inhalt und Form« (Quelle: Wikipedia).

1982 fand im Museum of Modern Art Bourgeois erste Retrospektive statt. Für den Katalog fotografierte Robert Mapplethorpe sie mit einem – scheinbar – riesigen Phallus, unter dem Arm. Es handelt sich um ihr Werk La fillette (das Mädchen), das zugleich ein  weibliches Wesen mit Vulva ist, die ich erst auf dem zweiten Blick gesehen habe. Mit diesem Werk beginnt die Berliner Ausstellung. Die Doppelgeschlechtlichkeit zieht sich durch ihr ganzes Werk (und das von Hans Bellmer). Internationales Interesse erweckte Bourgeois mit der Teilnahme an der documenta IX in Kassel (1992) und der Biennale in Venedig (1993). Louise Bourgeois ist am 31. Mai 2010 im Alter von 98 Jahren in New York verstorben.

John Lennon: »Before Elvis, there was nothing!«

Von Friedhelm Denkeler,

»A Star Is Born. Fotografie und Rock seit Elvis« im Museum Folkwang. Viele der Bilder sind im kollektiven Gedächtnis vorhanden.

»A Star Is Born«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Zur Geschichte des Rock and Roll gehören auch die visuellen Darstellungen der Rockstars auf Fotos und Titeln der Plattencover, der Magazine und natürlich in Musik-Videos. Viele dieser Bilder sind im kollektiven Gedächtnis, zumindest meiner Generation, vorhanden. Die Bilder sind fast so berühmt wie die Rockstars selbst. Das Essener Museum Folkwang zeigt nun in dem Überblick A Star Is Born die, insbesondere visuelle, Geschichte des Rock and Rolls von seinen Anfängen der Blues-Ära bis heute.

Zu sehen sind Fotos von bekannten und unbekannten Fotografen, Plattencover, Musik-Zeitschriften und Musik-Videos. In der Ausstellung laufen in den einzelnen Räumen aus »Soundduschen« Musikcollagen und Videos zur Rockgeschichte, unter anderem das Video von »Prince And The Revolution« aus dem Jahr 1985 mit einem seiner besten und schönsten Songs »Raspberry Beret«.

In der Ausstellung selbst habe ich eine Menge wichtiger Fotografien zur Rockgeschichte vermisst. Zum Beispiel hätte ich gerne die Fotos von Robert Mapplethorpe, die er von Patti Smith für ihre Alben, insbesondere Horses, gemacht hat, einmal im Original gesehen. Auch Fotos von Pink Floyd und Robert Plant von Led Zeppelin habe ich nicht gefunden. Diese großen Lücken sind angeblich wegen juristischer Probleme entstanden.

»Man würde nicht nach Lücken suchen, konzentrierte sich die Ausstellung auf exzellente Fotografie, in diesem Fall also auf Bilder, bei denen Fotograf und Star in gleichem Maße zur Schöpfung einer Ikone beitragen. Aber es werden so viele Schnappschüsse, Album- und Magazincover, Filmausschnitte und Hörbeispiele aufgehäuft, dass die besten Fotoarbeiten zu bloßen historischen Dokumenten degradiert werden« (Kölner Stadtanzeiger, 09.07.2010). Einige, erwähnenswerte, gute Fotos möchte ich kurz vorstellen.

Alfred Wertheimer fotografiert 1956 den damals noch unbekannten 21-jährigen Elvis Presley. Ungehindert und ohne Zensur durch Manager oder Plattenfirma zeigen sie den jungen, attraktiven Elvis beim Flirt mit einer Kellnerin, im Studio und auf der Bühne.

Während Wertheimers Bilder Erotik und Lebensfreude ausstrahlen, ist auf dem Bild der Agentur dpa (anonymer Fotograf) der gigantische Bühnenaufbau der Band U2 im Berliner Olympia-Stadion zu sehen. Bono ist nur zu erkennen, weil er auf der Video-Leinwand groß dargestellt wird. Das Foto gehört aber zu einem der Spitzen-Fotos der Ausstellung.

1968 hat Michael Joseph ein zweitätiges Fotoshooting mit den Rolling Stones auf einem verfallenem Anwesen bei Sarum Chase in West Hampstead, dem ehemaligen Zuhause des viktorianischen Gesellschaftsmalers Frank Owen, durchgeführt. Anlass waren die Aufnahmen für das Album Beggars Banquet. Mit Beggars Banquet kehrten die Rolling Stones nach ihrem psychedelisch orientierten Album Their Satanic Majesties Request zu ihren Wurzeln zurück. Viele dieser Fotos sind bis heute unbekannt. Die Beggars Banquet-Collection war im November 2008 in der Blink Gallery in Soho, London, zu sehen. In der Essener Ausstellung ist eines der Spitzen-Fotos ausgestellt, das die Stones an einem riesigen Tisch, in verwegener Kleidung, sitzend und teilweise liegend, während eines mittelalterlichen Gelages zeigt.

Erwähnungswert ist auch Mick Jagger auf dem Cover der Zeitschrift Rolling Stone, Ausgabe 195 vom 11.09.1975. Das Foto ist von Annie Leibovitz und zeigt ihn – meine Interpretation – als Jesus oder die Fotos von David LaChapelle von Rockstars – erwähnenswert ist Marilyn Manson: Crossing Guard. Auch das berühmte Cover-Foto für das Album “Abbey Road” von Iain Stewart Macmillan, auf dem die Beatles über den Zebrastreifen der Abbey Road gehen oder die Fotos von The Velvet Underground von Stephen Shore im Original zu sehen, war schön. Gut gefallen hat mir das Foto Colone” von Helga Paris aus dem Jahr 1981. Es zeigt einen Rock ‘n Roll-Tänzer mit karierter Anzugsjacke in Aktion. Kurios waren eher die Zuführungsfotos der Stasi von Ost-Punks.

Im letzten Raum waren zeitgenössische Objekte zu sehen und zu hören: Franz Ferdinand mit Walk Away (2005), The White Stripes mit The Hardest Button zu Button (2003), Coldplay In My Place (2002) und die Artic Monkeys mit Cornerstone (2009). Die Artic Monkeys kannte ich bisher nur dem Namen nach, Cornerstone ist aber ein toller Song.

Ohne Mode in Wuppertal

Von Friedhelm Denkeler,

Vom Bromöl-Druck zum Glamour-Foto: 150 Jahre Körperbilder in Fotografie und Malerei im Von der Heydt-Museum Wuppertal.

Ein Vierteljahrhundert nach der ersten erfolgreichen Ausstellung »Das Aktfoto. Ansichten vom Körper im Fotografischen Zeitalter« zeigt das Wuppertaler Von der Heydt-Museum jetzt wieder eine Auswahl von Aufnahmen aus der »Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum«. Nachdem ich diese Ausstellung, die damals auch Fotos von mir ausstellte, nicht gesehen hatte, konnte ich jetzt die Ausstellung in Wuppertal sehen. In sieben Kapiteln werden die Möglichkeiten und Höhepunkte der Aktfotografie von ihren Anfängen bis heute beleuchtet.

In jedem Raum bzw. zu jedem Thema werden die Fotos mit einem gemalten Akt aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums konfrontiert. Die mehr als 190 Körperbilder, Mappenwerke mit gedruckten Aktstudien sowie Beispiele aus der rund 700 Bände umfassenden Aktbibliothek hier vorzustellen, würde den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen. So beschränke ich mich darauf, pro Kapitel ein subjektiv ausgewähltes Foto ausführlicher vorzustellen und weitere wichtige Fotografien zu erwähnen.

»Nude Visions«, Van der Heydt-Museum, Wuppertal, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Nude Visions«, Van der Heydt-Museum, Wuppertal, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Akademien und Exotik im 19. Jahrhundert

Vincenzo Galdi (1971 Neapel – 1961 Rom). Das freizügigste Foto aus der damaligen Zeit, der Weibliche Akt (Kat.-Nr. 41) aus dem Jahr 1891, dürfte sicherlich den malenden Künstlern als Vorlage gedient, aber auch den Markt der Erotika bedient haben. Es führte schließlich auch zu einer Anklage wegen Verbreitung ›obszöner‹ Motive.

Weitere Fotos finden wir in diesem Ausstellungsteil neben vielen anonymen Fotografen u.a. von Wilhelm von Gloeden, Eadweard Muybridge, Auguste Belloc, Gaudenzio Marconi, Oscar Gustave Rejlander, Guglielmo Plüschow, dessen »Weiblicher Akt im Schilf« um 1890 auch in der heutigen Zeit hätte entstanden sein können und die “Akademie”-Fotos von Johann Josef Blitz, Nachstellungen von religiösen Szenen, wie die Kreuzabnahme, Beweinung Christi oder Pietà, die als Bildvorlagen für den Künstlerbedarf dienten. Ab 1870/80 entstanden – als Visionen eines irdischen Arkadiens – die ersten Freilichtakte im mediterranen Süden Italiens und Nordafrikas.

Kunstfotografie um 1900

Frank Eugene Smith (1865 New York – 1936 München). Seine Fotogravüre Adam und Eva von 1898 war eine der bekanntesten Aktkompositionen der damaligen Zeit und steht für den internationalen Piktorialismus. Zart illuminierte Torsi treten in dem Photo in der Art Rembrandts aus dem Dunkel hervor. Um den malerischen Charakter zu betonen, bearbeitete er seine Negative und Positive mit Radiernadel und Pinsel. Smith gründete 1902 gemeinsam mit Alfred Stieglitz und Edward Steichen die Photo-Secession.

Weitere Fotos finden wir in diesem Ausstellungsteil u.a. von Germaine Krull, Elfriede Reichelt, Franz Grainer, Hanna Seewald und Fritz Witzel, dessen Fotos aussehen, als seinen es schwarz/weiß fotografierte Gemälde. Die Fotografen versuchten den menschlichen Körper mit sphärischer Weichzeichnung physisch entrückt als künstlerisches Sujet zu ›adeln‹.

Künstlerische Positionen nach 1945

Wynn Bullock (1902 Chicago – 1975 Monterery). Das Foto Woman und Thistle aus dem Jahr 1953 ist eine klassische Schwarz-Weiß-Aufnahme. Das Bild eines Farmhauses wird im goldenen Schnitt durch einen Außen-Kamin, links ein weiblicher Akt im Fenster und rechts eine mannshohe Distel im Türrahmen, zweigeteilt. Das Bild ist eines von Bullocks bekannten poetischen Akt- und Landschaftsaufnahmen.

Weitere Fotos finden wir in diesem Ausstellungsteil u.a. von Otto Steinert, Herbert List, Lucien Clergue, Heinz Hajek-Halke, Franz Roh, Jerry Uelsmann, Will McBride, Dieter Appelt, Stefan Moses, Jan Sudek, Nan Goldin, Laryy Clark und Timm Ulrichs. Timm Ullrichs hat Bildausschnitte aus Pornoheftchen abfotografiert, wobei es sich ausschließlich um Bilder handelt, die in bürgerlicher Umgebung fotografiert wurden und an deren Wänden schmückende Kunstbilder, wie die Mona Lisa, hängen.

Freikörperkultur

Gerhard Riebecke (1878 Sonnenwald/ Lausitz – 1957 Berlin). Das gestochen scharf fotografierte Bild Paar beim Ausdruckstanz in der freien Natur ist ein Beispiel für Riebeckes Spezialität, die Herstellung von Sport-, Tanz- und Naturismusfotografien. Seine Fotos gehörten zur Reformbewegung der Freikörperkultur der 1920er Jahre. Weitere Fotos finden wir in diesem Ausstellungsteil u.a. von Josef Breitenbach und Guido Mangold. Viele der überlieferten Fotos in diesem Kapitel sind von anonymen Fotografen.

Der männliche Akt

Herbert List (1903 Hamburg – 1975 München). Das schönste Bild in diesem Teil der Ausstellung ist der männliche Rückenakt in Hammamet/ Tunesien aus dem Jahr 1935 mit dem Titel Junger Araber mit Steppenkerzen. Trotz dieses Ausstellungsteils, weibliche Akte sind im kollektiven Gedächtnis stärker verhaftet als die männlichen. Weitere Fotos finden wir in diesem Ausstellungsteil u.a. von Guglielmo Plüschow, Wilhelm von Gloeden und Will McBride.

Glamour

Bert Stern (1929 Brooklyn – lebt in New York ). Aus diesem Bereich möchte ich die Fotos aus der Foto-Serie The Last Sitting mit Marylin Monroe aus dem Jahr 1962 hervorheben. Sie sind während einer mehrtägigen Fotositzung mit der wenig später verstorbenen Marilyn Monroe entstanden. Die Aufnahmen von Bert Stern sind sicherlich Schlüsselbilder in der Geschichte der Aktfotografie. Weitere Fotos finden wir in diesem Ausstellungsteil u.a. von Guido Mangold, André Gelke und – er darf natürlich nicht fehlen – Helmut Newton.

Den Titel dieses Artikel habe ich dem Buch »Ohne Mode – 20 weibliche Aktstudien nach der Natur in Heliogravüre für Künstler und Kunstfreunde« Stuttgart 1902, entlehnt. »Ich versuche den nackten Menschen ohne Hässlichkeit und Hintergedanken darzustellen, so schön und echt wie möglich, immer mit der Perspektive, dass hinter den Dingen noch etwas steht, das wir nicht kennen und was wir doch alle fühlen.« (Germaine Krull, 1924). www.von-der-heydt-museum.de

Überraschung am frühen Morgen

Von Friedhelm Denkeler,

Berlin Biennale: Der Fotograf Michael Schmidt im öffentlichen Raum

Michael Schmidt: »Frauen«, Plakatwände während der Berlin Biennale, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
Michael Schmidt: »Frauen«, Plakatwände während der Berlin Biennale, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Das war heute morgen nun doch eine Überraschung: Seit Wochen versuche ich Fotos von Michael Schmidt, die öffentlich auf Plaktwänden aushängen sollen, zu finden. Und dann dies: Direkt vor meiner Haustür hängen auf dem S-Bahnhof Steglitz drei große Fotos auf den Reklametafeln. Es handelt sich um einen künstlerischen Beitrag zur 6. Berlin Biennale. Michael Schmidts fotografische Arbeiten werden während der gesamten Dauer im öffentlichen (Plakate) und medialen Raum (Zeitungen und Zeitschriften) an wechselnden Standorten und in wechselnden Medien zu sehen sein. Die Bilder stammen aus Schmidts Fotoserie »Frauen« (1997–1999).

Born To Be Wild

Von Friedhelm Denkeler,

Easy Rider, der Kultfilm, beschreibt das Lebensgefühl der späten 1960er. Ein in sich gekehrter Peter Fonda, ein kiffender Dennis Hopper und ein abenteuerlustiger Jack Nicholson sind Born to be Wild.

Neben den beiden Filmen Blow Up aus dem Jahr 1966 und Zabriskie Point von 1970, beide von Michelangelo Antonioni, ist insbesondere Easy Rider der Kultfilm, der für mich das Lebensgefühl der späten 1960er Jahre beschreibt. ARTE zeigte gestern Abend im Rahmen des »Summer Of The 60er« den Fim aus dem Jahr 1969. Es war mein erstes Jahr in Berlin, nachdem ich im Oktober 1968 aus Westfalen hierher zog, mitten in die 68er-Szene mit ihren vielen Uraufführungs- und Programmkinos und den entsprechenden Szene-Lokalen. Aber das wird einmal eine andere Geschichte werden.

Foto © Friedhelm Denkeler 2010
Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Easy Rider, unter der Regie von Dennis Hopper, habe ich seit langem des erste Mal wieder gesehen und war angenehm überrascht, wie ›saugut‹ der Film ist: Tolle Bilder, tolle Musik, eine überzeugende Story und grandiose Landschaftsbilder. Eine aus heutiger Sicht ruhige, wohltuende Kameraführung und ein Schluss, das spricht eher für einen guten Film – ohne Happyend. Und der Film ist vermutlich das erste Road Movie, das diese Bezeichnung verdient.

Und wir sehen zwei spitzenmäßige Hauptdarsteller: Dennis Hopper als Billy und Peter Fonda als Wyatt und natürlich – in wenigen Szenen – den bereits damals genial agierenden Jack Nicholson als Georg Hansen, der hier sein Filmdebüt hatte. Wenn ich heute an Peter Fonda denke, sehe ich ihn in seiner Rolle in Easy Rider, bei Dennis Hopper denke ich eher an Rollen in jüngeren Filmen, wie Blue Velvet von David Lynch mit Isabella Rossellini aus dem Jahr 1986. Für Dennis Hopper war Easy Rider der erste Film in dem er Regie führte und auch das Drehbuch schrieb – eine erstaunliche Erst-Leistung.

Easy Rider ist einer der ersten Filme, der nicht mit einem speziell für den Film komponierten Soundtrack ausgestattet wurde. Den sollte eigentlich Crosby, Stills & Nash nachliefern. Stattdessen wurden – wie ich finde glücklicherweise – die bereits in der Rohfassung verwendeten zeitgenössischen Lieblingssongs von Peter Fonda verwendet. Und das sind in erster Linie die Songs Born to Be Wild und The Pusher von Steppenwolf, I Wasn’t Born To Follow von The Byrds, If Six Was Nine von The Jimi Hendrix Experience, Ballad of Easy Rider von Roger McGuinn und – passend zu den ruhigen Filmszenen in Easy Rider – The Weight von The Band (der teilweisen Begleitband von Bob Dylan). Das passende Video habe ich hier gefunden: The Band mit »The Weight« im Film Easy Rider

Easy Rider handelt von zwei Marihuana rauchenden Motorradfahrern, die auf der Suche nach dem geistigen El Dorado sind. Wie die früheren Pioniere Amerikas reiten sie von Los Angeles auf ihren umgebauten Harley-Davidsons (Choppern) nach Westen – im Gegensatz zu damals also von Ost nach West. In Arizona werden sie die erste Nacht vom Hotelbesitzer schroff abgewiesen. Sie übernachten am Lagerfeuer. Später campieren sie in einer Hippie-Kommune, mit deren Mädels gibt es einen Ausflug zu den heißen Quellen mit einem idyllischen Bad. Als sie mit ihren Choppern in einer Freiheits-Parade mitfahren, werden sie wegen »unerlaubter Teilnahme an einer Parade« ins Gefängnis gesteckt.

Dort schläft Anwalt Hansen (Jack Nicholson) seinen Rausch aus. Dank seiner Beziehungen kommen die Biker frei. Hansen gefällt der Trip der beiden, also kommt er mit. In einem ländlichen Ort in Louisiana flirten die drei mit Mädchen in einem Restaurant. Sie werden von den Männern des Dorfes, einschließlich des Sheriffs, bedroht. Das Trio übernachtet in der Wildnis in der Nähe des Dorfes. Nachts werden sie von den Dorfbewohnern mit Baseball-Schlägern überfallen. Georg Hansen stirbt dabei.

Foto © Friedhelm Denkeler 2010
Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Je weiter der Ritt geht, desto misstrauischer und hasserfüllter reagieren die Menschen, denen sie begegnen. Nur ein einfacher Farmer und seine mexikanische Frau gewähren Gastfreundschaft und die große Familie lädt sie zu einem gemeinsamen Mahl ein. Billy und Wyatt fahren weiter nach New Orleans in ein Bordell, das ihnen Hansen empfohlen hatte. Mit zwei Prostituierten ziehen sie auf einen Friedhof, auf dem die Einnahme von LSD zu einem psychedelischen Trip führt, der den gewaltsamen Tod der beiden Biker vorwegnimmt. Am nächsten Morgen geht es auf der Landstraße weiter gen Osten. Während der Fahrt werden Wyatt und Billy von zwei autofahrenden »Rednecks« (rechts-konservativen Arbeitern) grundlos aus den Sätteln geschossen.

»Ich finde es ist wirklich schwer, frei zu sein, wenn man verladen und verkauft wird wie eine Ware. Aber wehe du sagst jemand, er sei nicht frei – dann ist er sofort bereit, dich zu töten oder dich zum Krüppel zu schlagen, um zu beweisen, dass er frei ist« (Hansen/ Nicholson im Film). Übrigens, die beiden Vornamen – das fiel mir wirklich erst zum Ende meines Textes ein – erinnern natürlich an Wyatt Earp und Billy the Kid, die legendären Western-Helden.

Blackout in New York oder: Die Abwesenheit von Licht

Von Friedhelm Denkeler,

René Burri in der Galerie argus fotokunst, Berlin.

Foto © Friedhelm Denkeler 2010
Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Der 9. November 1965 ging als Tag des »Northeast Blackouts« in die Geschichte von Nordamerika ein. In der Nacht, in der in ganz New York das Licht ausfiel, startete der Fotograf René Burri eine »Foto-Expedition« um die »Abwesenheit von Licht« zu fotografieren. Er wollte die Gelegenheit nutzen, um im Schein von Autoscheinwerfern, Taschenlampen und Kerzen die Stadt und ihre Bewohner zu fotografieren. Eine Nacht lang bannte Burri die Ereignisse der Nacht auf acht Kleinbildfilme. Bisher wurden die Fotos nie veröffentlicht. Erst im letzten Jahr sind sie im Moser-Verlag, München, unter dem Titel »Blackout New York« erschienen.

In diesem Sommer stellt Nobert Bunge in seiner Galerie argus fotokunst, Berlin, Marienstraße 26, diese «Meditation über das Licht« (Hans-Michael Koetzle) erstmalig aus. Neben den Blackout-Fotos sind von Burri aus den siebziger Jahren Farbaufnahmen von Straßenszenen in New York zu sehen. Das ungewöhnlichste Bild zeigt in drei Sequenzen ein Model, hoch über den Dächern des alten New York, das sich im Laufen bei einer Modeaufnahme auszieht. Im folgenden Video sprechen René Burri und Hans-Michael Koetzle, der ein Essay für das Buch »Blackout New York« verfasst, über Burris Werk, Insbesondere sind Burris Porträts von Prominenten zu sehen: Video »Porträts mit Geschichte«

René Burri wurde am 9. April 1933 in Zürich geboren. Er entdeckte seine Freude an der Fotografie bereits als Jugendlicher und ließ sich im Alter von 18 Jahren zum Fotografen ausbilden. 1950 wurde er Meisterschüler des Fotografen Hans Finsler, der im Stil der Neuen Sachlichkeit Burris erste Arbeiten stark beeinflusste. Ab 1955 arbeitete er für die Fotoagentur Magnum und bereiste die ganze Welt. 16 vollgestempelte Reisepässe bezeugen dies. Seine ersten Bildberichte wurden in den Schweizer Zeitschriften “Du” und “Camera” gedruckt. Durch seine Tätigkeit in verschiedensten Genres des Fotojournalismus wurden seine Bildberichte zunehmend auch in international renommierten Magazinen wie Look, Paris Match, Life ,Stern und GEO veröffentlicht. Sein wohl bekanntestes Bild ist das von Che Guevara mit Zigarre (im Video zu sehen). Es wurde zu einer Ikone der Fotografiegeschichte. argus fotokunst

1960 trat René Burri mit einer aufsehenerregenden Reportage und Ausstellung »Die Deutschen« an die Öffentlichkeit. Durch seine Neutralität als Schweizer hatte er die Möglichkeit, Bilder sowohl in der DDR als auch in Westdeutschland aufzunehmen und so die beiden Seiten des geteilten Deutschland aus einem einheitlichen neutralen und unvoreingenommenen Blickwinkel darzustellen. Dieses Material verarbeitete er später zu einem Buch (Erstauflage 1962), dessen Neuauflagen er bis in die Neunziger Jahre um aktuelle Fotos, u.a. des Falls der Berliner Mauer, ergänzte. Damit ist ihm wohl als Einzigem der Versuch geglückt, ein gültiges Bild Deutschlands vor und nach dem Mauerbau sowie vor und nach dem Mauerfall zu zeigen (Quelle: Wikipedia).

Burris Bildserie »Blackout New York« ist keine Reportage im herkömmlichen Sinne, keine überlegt gebaute Story. Als Experiment ist sie weniger und mehr zugleich. Burris Zyklus ist ein Versuch, ein Essay im Wortsinn. Eine Meditation über das Licht beziehungsweise dessen Abwesenheit. Eine Reflexion über das Sehen – und damit über die Fotografie selbst. [Hans-Michael Koetzle]

Nude Visions – 150 Jahre Körperbilder in Fotografie und Malerei

Von Friedhelm Denkeler,

Ausstellung im Von der Heydt-Museum Wuppertal

In enger Zusammenarbeit mit dem Münchner Stadtmuseum zeigt das Von der Heydt-Museum eine umfassende Ausstellung zum Thema Akt. Denn trotz der medialen Überflutung mit Bildern nackter Körper hat der Mensch im Adamskostüm bis heute nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Die Ausstellung lädt den Besucher zu einer Reise durch die Kollektion von Körperbildern aus der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum ein.

»Selbst mit Nude Vision«, Van der Heydt-Museum, Wuppertal, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Selbst mit Nude Vision«, Van der Heydt-Museum, Wuppertal, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Mehr als 190 Körperbilder, Mappenwerke mit gedruckten Aktstudien sowie zentrale Beispiele aus der rund 700 Bände umfassenden Aktbibliothek aus dem 19. und 20. Jahrhundert werden in sieben Kapiteln von den Anfängen bis heute gezeigt. Diese hervorragenden Werke der Fotografiegeschichte kontrastieren wir mit Gemälden aus der großen Sammlung des Von der Heydt-Museums, so dass die ästhetische Wechselbeziehung zwischen den beiden unterschiedlichen Genres erkennbar wird, die auch Rückschlüsse auf unterschiedliche Wahrnehmungsweisen des Aktes im Verlauf von 150 Jahren zulässt.

Am Beginn der Ausstellung stehen so genannte Akademien, Bildtafeln, die Malern, Zeichnern und Bildhauern als Studienvorlagen dienten und sich an kunsthistorischen Vorbildern der Antike und Renaissance orientierten. Aktfotografien entstanden jedoch nicht nur im Dienste der Malerei und Skulptur, sondern folgten auch eigenen künstlerischen Ambitionen. Theodor Her etwa schuf Fotografien, in denen er seine Modelle in historischen Kostümen als Bacchus oder Orientale präsentierte. Solche und ähnliche Aktaufnahmen wurden gewöhnlich im geschützten Atelier arrangiert. Ab 1870/80 entstanden die ersten Freilichtakte, fast ausschließlich im Süden Italiens und in Nordafrika. Fotografen wie Roberto Rive, Wilhelm von Gloeden, Guglielmo Plüschow, Vincenzo Galdi oder Lehnert & Landrock begannen dort ihre Visionen eines irdischen Arkadien zu inszenieren.

Um 1900 wurde das Angebot an Studienvorlagen zur Aktfotografie immer vielfältiger. Mit dieser Massenproduktion hatten die Vertreter des Piktoralismus in ihren Bestrebungen, den Akt als künstlerisches Sujet zu nobilitieren, jedoch wenig gemein. Fotografen wie Frank Eugene, Alfred Stieglitz, Clearence White oder Fritz Witzel haben den Akt in sphärischen weichzeichnerischen Darstellungen wiedergegeben, in denen der menschliche Körper wie ein kostbares Gefäß aufscheint. Mit Hilfe von aufwändigen Druckverfahren wurde die Bildwirkung der Motive verändert, das konkret Physische entzogen und in entrückte Sphären versetzt.

Im Rahmen der Lebensform-Bewegung, die seit Ende des 19. Jahrhunderts vor allem in Deutschland erheblichen Zulauf fand, nahm die Freikörperkultur eine besondere Stellung ein. Das Nacktbaden in Licht, Luft und Wasser gehörte ebenso zu den Aktivitäten wie Kraftsport und Tanz. Eine wirksame Reklame für die Ideale der Naturalisten stellten Aktfotografien dar, die den Körpter in seiner Natürlichkeit feierten. Die künstlerische Fotografie im Umfeld von Neuer Sachlichkeit, Neuem Sehen und Surrealismus führte in den 1920er und 1930er Jahren auch im Bereich der Aktdarstellung zu völlig neuen Bildlösungen. Mehrfachbelichtungen, Solarisation und Collagen, extreme Bildausschnitte und Perspektiven sowie das Spiel mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten gaben der Aktkunst entscheidende Impulse. Der entblößte Körper wurde verfremdet, entmaterialisiert, durchleuchtet, fragmentiert und auf seine prinzipielle Darstellbarkeit hin analysiert.

Der experimentelle Umgang mit der Aktfotografie blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg wichtig. Den abstrakt-experimentellen Bildfindungen im Umfeld der subjektiven Fotografie standen in den 1950er und 1960er Jahren Aktbilder von größerer Klarheit und Natürlichkeit gegenüber. Individualität und Haltung werden zugunsten der Erkundung der Körperoberfläche zurückgedrängt. Die im Kontext der Body-Art und Performance arbeitenden Fotokünstler der 1970er Jahre erklärten die Unmittelbarkeit der eigenen körperlichen Erfahrungen zur politischen Notwendigkeit. Im Rückblick betrachtet kommt ihre Arbeit einem letzten großen Ringen mit dem sich auflösenden Sujektbegriff vor der postmodernen Wende gleich.

Eine neue Dimension der Aktdarstellung eröffnete die digitale Fotografie. Doch Körperbilder veränderten sich im digitalen Zeitalter nicht nur infolge der Möglichkeiten ihrer Manipulierbarkeit. Auch die Räume des Privaten werden mittlerweile anders ausgeleuchtet als noch vor 25 Jahren. Die öffentliche Zugänglichkeit von Momenten des Privaten hat zu einer regelrechten Tyrannei der Intimität (Richard Sennett) geführt. Nacktheit im Dschungelcamp oder im Big Brother-Container veränderten unseren Begriff der Intimsphäre grundlegend. Die verborgenen, zum Teil verbotenen Begierden sind einem Exhibitionismus gewichen, der in den Internetforen bis zur pornografischen Selbst- und Fremdentblößung geht. Mit solchen digitalen Pornobildern, die er durch digitale Bearbeitung einer Unschärfe unterzieht, arbeitet der Künstler Thomas Ruff.

Dem Thema Glamourfotografie widmet die Ausstellung ein eigenes Kapitel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kreierten die Hollywoodstudios neue Bildformen des Glamourösen. In eigenen Fotoabteilungen entstanden mehr oder weniger freizügige Glamourfotografien für die illustrierte Presse. In den 1940er Jahren war eine besondere Variante des Glamourakts gefragt: das Pin-up. Es zeigt die Frauen weniger entrückt, dafür mehr den Bedürfnissen von Männern in Kasernen oder Schiffskojen angepasst. Seit den 1960er Jahren wurde die Bildform des Glamourakts von der Werbung übernommen. Fotografen wie Guy Bourdin oder Cheyco Leidmann spielen für ihre Fotokampagnen in Hochglanzmagazinen mit surrealen Bildwelten. Andere Fotografen wirken hingegen den Tendenzen der Entindividualisierung der Modelle entgegen. André Gelpke etwa porträtierte Tänzerinnen im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli ohne die sonst übliche verführerische Pose als selbstbewusste Frauen.

Im Vergleich zum weiblichen Akt ist der Männerakt weniger stark in unserem kollektiven Gedächtnis verankert. Im 19. Jahrhundert war er als Vorlagenstudie im Rahmen der künstlerischen Ausbildung an Kunstakademien legitimiert. Gesellschaftliche Akzeptanz genossen außerdem sogenannte Körperkulturen, wie vor dem Ersten Weltkrieg das Bodybuilding genannt wurde. Die Piktoralisten inszenierten ihre männlichen Modelle häufig als lyrische Motive mit Anklängen an mythologische Themen. Im Zuge einer ersten homosexuellen Emanzipation in der Weimarer Republik entstanden für homosexuelle Künstler gewisse Freiräume zur Veröffentlichung von Männerakten. Überhaupt waren Männerakte in vielen Zeitschriften dieser Zeit präsent, wie Aufnahmen von Herbert List, George Hoyningen-Huene oder Horst P. Horst veranschaulichen. Von einem neuen Selbstbewusstsein seit den 1960er Jahren zeugen die Aufnahmen von Will McBride, Herbert Roettgen und Norbert Przybilla.

»Ohne Zweifel vermag nichts den Blick so auf sich zu lenken, wie der nackte menschliche Körper«. Diese genau einhundert Jahre ältere Äußerung hat bis in die Gegenwart Gültigkeit. Unsere Ausstellung von Aktfotos im Museum macht sich diesen Umstand zunutze und bleibt eine Gratwanderung zwischen Aufklärung, Anregung und Schaulust. Zugleich dokumentiert sie den Wandel von Schönheitsidealen und Moralvorstellungen.

Bruce Nauman – Dream Passage

Von Friedhelm Denkeler,

Nationalgalerie Hamburger Bahnhof Berlin vom 01. Juni bis 15. August 2010. Raum ohne meine Seele, ein Raum, dem das gleichgültig ist.

Unter dem Titel Dream Passage stellt die Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof den amerikanischen Künstler Bruce Nauman erstmals mit einer großen Werkschau in Berlin vor. Anlass der Ausstellung ist die Realisierung der Architektur-Skulptur »Room with My Soul Left Out, Room That Does Not Care« von 1984, die der Nationalgalerie unlängst durch den Sammler Friedrich Christian Flick geschenkt wurde. Damit ergibt sich die Möglichkeit, die größte Innenraumskulptur des Künstlers permanent zu zeigen, nachdem bereits seit 2005 seine Außenraumskulptur »Double Cage Piece« von 1974 auf dem Gelände des Hamburger Bahnhofs zu sehen ist.

»Room with My Soul Left Out, Room That Does Not Care« (Detail), Bruce Nauman, Hamburger Bahnhof, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Room with My Soul Left Out, Room That Does Not Care« (Detail), Bruce Nauman, Hamburger Bahnhof, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Am Ende des Ganges durch die Rieckhallen und ist nun dauerhaft die Skulptur in der unrenovierten Halle 5 installiert. Sie besteht aus drei sich durchkreuzenden Korridoren, die begehbar sind. Am interessantesten finde ich den vierten Korridor, der abgedeckt durch ein Gitter, in das Kellergeschoss führt. Ob diese Skulptur, wie der Einladungstext schreibt, der Höhepunkt innerhalb der Werkserie der »Dream Passages« ist, sei dahingestellt. Kleinere Skulpturen, wie das Modell »for for Room with My Soul Left Out, Room That Does Not Care« finde ich spannender.

In der zentralen Halle des Museums werden in einer Installation einige herausragende Beispiele der sogenannten Erfahrungsarchitekturen des Künstlers gezeigt. Ende der 1960er Jahre begann Nauman, Korridore und Räume zu bauen, die von den Besuchern betreten werden können und die Erfahrungen des Eingeschlossenseins, des Ausgesetztseins und der räumlichen Verunsicherung hervorrufen. Präsentiert wird etwa die komplexe Arbeit »Corridor Installation (Nick Wilder Installation)« von 1970, in der die Besucher, von Videokameras erfasst, ihrem eigenen Bild gegenübertreten. Der »Corridor with Mirror and White Lights« von 1971 ist hingegen nicht betretbar: Das Werk evoziert jedoch die Vorstellung, sich in dem schmalen Raum dem eigenen Spiegelbild anzunähern. In dem für die documenta 5 gebauten »Kassel Corridor: Elliptica Space« von 1972 wiederum darf sich jeweils nur ein Besucher für maximal eine Stunde aufhalten, um die klaustrophobische Situation zu erfahren. Die Besucher waren jedoch nach wenigen Minuten wieder draußen, aber weniger wegen der klaustrophobische Situation. Da die Skulptur nach oben offen ist, stellte sich die Gefühl jedoch nicht ein.

Seit Beginn der 1980er Jahre traten in Naumans Werk zusätzliche Vorstellungen in den Vordergrund. Hiervon zeugen zum einen aggressiv anmutende Skulpturen, in denen hängende Stühle aus Metall zum Einsatz kommen – zu sehen ist die Arbeit »Musical Chair« von 1983 – mit denen der Künstler eine Kritik an Folter und Gewalt in totalitären Regimen verband. Zum anderen entstanden komplexe Neonarbeiten wie »American Violence«, 1981- 82, oder »Sex and Death / Double 69«, 1985, die den Zusammenhang von Sex, Gewalt und Tod thematisieren.

Anlässlich der Ausstellung Dream Passage sind in den Rieckhallen des Hamburger Bahnhofs weitere Arbeiten Naumans im Dialog mit Werken von Generationsgenossen wie z.B. Robert Morris, Eva Hesse, Richard Jackson oder Nikolaus Lang und jüngeren Künstlern wie Absalon oder Manfred Pernice aus den Sammlungsbeständen des Museums zu sehen.

Der Sommer kann kommen …

Von Friedhelm Denkeler,

Mein Sommerhit 2010 Yolanda Be Cool & DCUP – We No Speak Americano.

Der Sommer kann kommen, denn für mich ist der Sommerhit 2010 soeben erschienen. Der Ohrwurm dürfte in in den Discotheken und In-Bars die nächsten sieben Wochen rauf und runter gespielt werden, denn laut Siebenschläfer soll es nun sonnig und und sehr heiß werden.

»Der Sommer kann kommen …, Sylt, (gewidmet dem Sommerhit 2010 von Yolanda Be Cool & DCUP: »We No Speak Americano«), Foto © Friedhelm Denkeler 2008
»Der Sommer kann kommen …, Sylt, (gewidmet dem Sommerhit 2010 von Yolanda Be Cool & DCUP: »We No Speak Americano«), Foto © Friedhelm Denkeler 2008

Das australische DJ-Team Yolanda Be Cool hat mit We Speak No Americano einen Track produziert, der die Sonne noch wärmer strahlen lässt. Alle, die diesen Sommer in den Urlaub fahren, dürfte dieser Song über den Weg laufen, bzw. ins Ohr gehen. Und hier ist, wie ich finde, das tolle Video: Yolanda Be Cool & DCUP: »We No Speak Americano«.

Der Song hat eine lange Geschichte. Das Original kommt aus dem Land, in dem die Zitronen blühen, aus Neapel. Er wurde bereits 1956 von Renato Carosone geschrieben und mehrfach gecovert, unter anderem von Lou Bega mit “You Wanna Be Americano”. Und jetzt liegt der Song vom australischen Elektoduo „Yolanda Be Cool“ vor. Das angesagte DJ-Team aus Down Under hat sich mit dem Produzenten DCUP zusammengeschlossen und eine Mischung aus Funk und Eleletrobeat mit Samples aus dem Fünfziger-Jahre-Klassiker ‚Tu Vuo Fa ‚L‘ Americano (du willst amerikanisch sein) zusammengerührt. Das Original ist aber auch nicht zu verachten: Tu Vuo Fa ‚L‘ Americano.

Der Song wurde 1960 auch bekannt durch den Film »Es begann in Neapel«, in dem er von Sophia Loren höchstpersönlich gesungen wurde. Im Film »Der talentierte Mister Ripley« von Anthony Minghella aus dem Jahr 1999 mit Gwyneth Paltrow und Matt Damon spielte der Song ebenfalls eine Rolle.

Hans Bellmer und Louise Bourgeois – Double Sexus

Von Friedhelm Denkeler,

Erstmalige Sonderausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin in der Sammlung Scharf-Gerstenberg in Charlottenburg

Foto © Friedhelm Denkeler 2010
Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Ab dem 24. April 2010 zeigt die Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin erstmals eine Sonderausstellung in der Sammlung Scharf-Gerstenberg. Unter dem Titel Hans Bellmer – Louise Bourgeois. Double Sexus werden rund 70 skulpturale, zeichnerische und fotografische Arbeiten von Hans Bellmer (1902 – 1975) und Louise Bourgeois (geb. 1911) präsentiert.

Die erotisch aufgeladenen Werke von Hans Bellmer und Louise Bourgeois weisen bemerkenswerte Parallelen auf. Sie kreisen um ähnliche Themen und verwenden oftmals dieselben Motive. Beide Künstler verarbeiteten frühe Erlebnisse und Fantasien und schufen Werke, die als Tabubruch empfunden wurden.

Erstmals werden jetzt die Werke des Berliner Surrealisten und der heute in New York arbeitenden Künstlerin in einer Ausstellung gegenübergestellt. Mit dieser Schau feiert die im Sommer 2008 in Charlottenburg eröffnete Sammlung Scharf-Gerstenberg eine Premiere: Es ist die erste Sonderausstellung in diesem Hause. Mit Leihgaben aus dem In- und Ausland – darunter jüngste Arbeiten aus dem Studio Bourgeois – arbeitet sie zudem einen wichtigen Aspekt der eigenen Surrealisten-Sammlung heraus, zu der auch zahlreiche Werke von Hans Bellmer gehören.

JOURNAL – Ein neuer Photographie-Blog aus Berlin

Von Friedhelm Denkeler,

Neues JOURNAL von Friedhelm Denkeler mit aktuellen Berichten und Besprechungen zu Photographie und Kunst

Im neuen »Journal – Berichte aus Berlin zu Photographie und Kunst« finden Sie ab sofort regelmäßig Berichte zum Thema Photographie, Besprechungen von Ausstellungen zur Photographie und Kunst, sowie Ankündigungen von Ausstellungen, die demnächst eröffnet werden. Die Beiträge beziehen sich bevorzugt auf die Hauptstadt-Region, aber auf auf bundesweite Veranstaltungen. Auch die Ankündigung von Fotomessen und fotografischen Veranstaltungen sind vorgesehen. Die Vorstellung von Fotografen und Künstlern, von Filmen und Videos und dem Zitat des Monats runden diese Rubrik ab.

Friedhelm Denkeler, Berlin 1. Juli 2010

»Ein Fotograf in den Potdamer Platz-Arcaden«, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2005
»Ein Fotograf in den Potdamer Platz-Arcaden«, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2005

Kategorien des JOURNALs

Ausstellung(290)

In dieser Kategorie werden entsprechend des Blog-Untertitels »Berichte von Friedhelm Denkeler aus Berlin zu Photographie und Kunst« in erster Linie selbst besuchte Ausstellungen, hauptsächlich in Berlin, zu Photographie und Kunst besprochen oder angekündigt.

Filmbesprechung(87)

Unter dieser Kategorie diskutiere ich die selbst gesehenen aktuellen Kino-Filme, hin und wieder auch einmal einen Klassiker. Um eventuelle Copyright-Ansprüche zu umgehen, sind in der Regel alle Beiträge mit eigenen Fotos versehen.

Fotografisches Fundstück(115)

In dieser Kategorie finden Sie aktuelle Photographien, die bisher keinem Portfolio zugeordnet sind, wie Impressionen von Stadtgängen, Landausflügen, Urlaubsreisen, Stillleben, oder auch Erlebnisse aus dem Alltag.

Gemischtes(34)

In dieser Kategorie erscheinen alle Artikel und Bilder, die nicht in die anderen Kategorien passen. Dazu gehören auch Artikel über grafische und technische Veränderung meiner Websites LICHTBILDER und JOURNAL. Auch Artikel über Theaterstücke habe ich hier erst mal untergebracht.

Historisches Foto(56)

In dieser Kategorie zeige ich unregelmäßig Photographien aus meinem fotografischen Archiv. In der Regel wurden sie vor über dreißig Jahren aufgenommen.

In den Straßen von Berlin(15)

Die work in progress-Serie »In den Straßen von Berlin« besteht aus großformatigen Farb-Fotos aus dem Nach-Wende-Berlin. Die Photographien zeigen den Wandel des Stadtbildes seit dem Jahr 2000: Abriss des Palastes der Republik und neue Hotels, hauptsächlich im Ost-Teil der Stadt, Bautätigkeiten im alten Westen, das Tempelhofer Feld, das seit 2008 als Flugbahn ausgedient hat, Touristenströme am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie, am Hauptbahnhof und im Lustgarten in Mitte. Das Portfolio wird laufend ergänzt. Ein Künstlerbuch ist für 2024 geplant.

Portfolios(94)

In dieser Kategorie stelle ich meine Portfolios vor, die ich auf der Website LICHTBILDER neu eingestellt habe; das können auch ältere Serien sein, die ich aktuell dafür aufbereitet habe. Diese Kategorie ist eine der Hauptaufgaben des Blocks. Neben neuen Portfolios werden immer wieder ältere vorgestellt.

Rock-Archiv(48)

Im Rock-Archiv finden Sie ›ältere‹ Beiträge von Songs und ihre Interpreten zur Rock- und Pop-Geschichte. Alle im Text erwähnten Songs sind als Video oder Audio auf den bekannten Musik-Portalen wie YouTube, Vimeo, etc. zu finden. Diese Artikel werden nach und nach in die Kategorie »Siebzig Jahre – Siebzig Songs« einfließen.

Siebzig Jahre – Siebzig Songs(36)

In dieser Kategorie finden Sie Beiträge zu Songs und ihren Interpreten aus 70 Jahren Rock- und Pop-Geschichte 1946 bis 2016. In der Regel werden pro Jahr ein Song, manchmal auch mehrere, vorgestellt. Alle im Text erwähnten Songs sind als Video oder Audio auf den bekannten Musik-Portalen wie YouTube, Vimeo, etc. zu finden. In einer Tabelle habe ich die Songs auf die entsprechenden Videos/Audios verlinkt. Die Serie befindet sich zur Zeit im Aufbau und wird nach und nach vervollständigt. Jeder Artikel ist ein Auszug aus meinem für 2025 geplanten Künstlerbuch »Siebzig Jahre – Siebzig Songs«.

Sonntagsbild(167)

Der Versuch einer Definition: Was ist eigentlich ein Sonntagsbild? Ein ›schönes‹ Bild (was auch immer das nun wieder heißen mag; es ist in Farbe; es passt in keine andere Kategorie; es gehört nicht zu einer Serie von Bildern, es ist ein Einzelbild. Aber es ist kein Sonntagsbild im Sinne der Sonntagsmalerei.

Stadtverschönerung(38)

Alles fing 1986 mit den Spray-Bananen an, die der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel in Berlin verteilte und zwar nicht willkürlich, sondern mit System als besondere Auszeichnung für Galerien und Kultureinrichtungen. Kunstinsider kennen deren mittlerweile international gewordene Bedeutung.

Texte zur Photographie(15)

In dieser Kategorie finden Sie Betrachtungen zum photographischen Bild, zur Geschichte der Fotografie, zur analogen und digitalen Technik, zum Fotografischen Print und Künstlerbuch, aber auch Historisches, wie die »Kleine Geschichte der Werkstatt für Photographie«. Diese Kategorie findet sich noch im Aufbau.

Zitat des Monats(122)

In dieser Kategorie erscheint am ersten Tag eines Monat öfter ein bildlich umgesetzter Post mit einem Zitat. Das kann eine Photographie mit einem Spruch sein oder ein Bild, das grafisch mit dem Zitat des Monats gestaltet wurde.

Was ist Qualität?

Von Friedhelm Denkeler,

»Qualität ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Qualität«, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2002
»Qualität ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Qualität«, Foto/Grafik © Friedhelm Denkeler 2002
Anmerkung zur Kategorie »«

In dieser Kategorie erscheint am ersten Tag eines Monat öfter ein bildlich umgesetzter Post mit einem Zitat. Das kann eine Photographie mit einem Spruch sein oder ein Bild, das grafisch mit dem Zitat des Monats gestaltet wurde.

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