Eine Dame. Ein Herr. Ein Pianeur.

Von Friedhelm Denkeler,

Ein weihnachtliches Märchen als Vorgeschichte zu den Berliner Diven

Es war einmal eine Druckerei in der Kulmer Straße 20a.  Im Märchen kommt spätestens jetzt die gute Fee, schwingt dreimal ihren Zauberstab und kurz darauf sind alle Wünsche in Erfüllung gegangen. Alternativ ließe sich auf die »Sieben Zwerge« oder »Das tapfere Schneiderlein« hoffen. Nein, es war alles ganz anders. Also ziemlich harte Arbeit.

Nach etlichen Jahren auf Tournee und Gastspielen an verschiedenen Bühnen, suchten die legendären »O-TonPiraten« eine feste Spielstätte und fanden sie, wie im Märchen, direkt vor ihrer eigenen Tür im Schöneberger Kiez. Nebenbei gesagt, glaube ich, dass eine gute Fee eventuell hier doch ihre Hände im Spiel gehabt hat, aber das bleibt unter uns. In Eigenregie und weil viele ihrer Freunde schon lange einmal Keller und Dachboden aufräumen wollten, zauberten sie das »Theater O-TonArt« hervor, das mit seinem Mobiliar nicht nur Charme und Patina verschiedener Epochen ausstrahlt, sondern seit nunmehr fünf Jahren Stammpublikum und Gäste verzaubert.

Auf der Bühne stehen bekannte und noch weniger bekannte Künstler; es gibt Eigenproduktionen, Gastspiele und bunte Abende und noch mehr Pläne für kommende Zeiten. Was dieses Theater aber besonders liebenswert macht, sind seine Gastgeber. Wo sonst wird man noch mit freundlichen Worten persönlich an seinen Platz geleitet? Alle Zauberwesen, die Sie dort abendlich sehen, sind ehrenamtlich tätig. Also doch wie im Märchen?

»Ein Pianeur, eine Dame und ein Herr« (Berliner Diven: Florian Ludewig, Sabine Schwarzlose, André Fischer v.l.n.r), Foto © Frank Wesner & Theater O-TonArt
»Ein Pianeur, eine Dame und ein Herr« (Berliner Diven: Florian Ludewig, Sabine Schwarzlose, André Fischer v.l.n.r), Foto © Frank Wesner & Theater O-TonArt

Nicht ganz oder fast doch, denn auch im Märchen müssen die Helden gegen das Böse kämpfen und sei es auch nur, dass es in Form nicht bewilligter Förderanträge und anderer Widrigkeiten daher kommt. Wahre Helden besinnen sich auf ihre eigenen Kräfte und so geschah es auch in diesem Jahr als eine Produktion platzte. Aller guten Dinge sind drei und so nahmen »Eine Dame. Ein Herr. Ein Pianeur« sich mutig der Sache an und stellten innerhalb kürzester Zeit die »Berliner Diven« so genial auf die Bühne, dass man wünscht, der Abend würde nie enden.

Die Brüder Grimm, die nur wenige Meter entfernt auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof ihre Ehrengräber haben, wären mächtig stolz auf diese heldenhaften Retter der darstellenden Kunst gewesen. Und weil bald Weihnachten ist und weil ohne Märchen, Träume und gute Feen das Leben ärmer wäre, soll noch einmal dezent auf die aktuelle Produktion hingewiesen werden. Und Helden sollen genannt werden: Sabine Schwarzlose, André Fischer und Florian Ludewig haben unter der Regie von Gregor Mönter die Diven zum Leben erweckt und dies so zauberhaft, wie es eigentlich nur im Märchen sein kann. Auf dass es heißen möge: »Und sie spielen vergnügt bis an ihr Ende!«

Am 13.12.2014 um 19.30 Uhr und 14.12.2014 um 15.00 Uhr im »Theater O-TonArt«, Kulmer Straße 20a, 10783 Berlin und wieder am 23., 24. Januar 2015 (je 19.30 Uhr) und 25. Januar 2015 (15 Uhr). Siehe auch: Acht Berliner Diven plus eine im Theater O-TonArt.

Acht Berliner Diven plus eine im Theater O-TonArt

Von Friedhelm Denkeler,

Der Olymp hat seine neun Musen – Berlin hat seine Diven

"Berliner Diven", Foto & Grafik Theater O-TonArt
»Berliner Diven«, Foto & Grafik Theater O-TonArt

Die neun Musen des Olymp sind die Schutzgöttinen der Künste. Und ganz nahe bei den Göttinnen thronen die Diven. Und Diven hatten und haben in Berlin immer ihren festen Platz. Und nun stehen sie endlich wieder auf einer Bühne und dürfen sich feiern lassen. Und sie werden gefeiert.

Wenn vermeintliche Diven abspringen, dürfen echte Diven ihr wahres Gesicht zeigen. Was aus einer real geplatzten Produktion werden kann und wenn Künstler mit Können und Engagement die Sache selbst in die Hand nehmen, um eine angesetzte Premiere zu retten, zeigt sich im Schöneberger Theater O-TonArt.

Hier geben sich acht Diven unter der Regie von Gregor Mönter ein Stelldichein. In die Rollen und den Habitus von Fritzy Massary und Claire Waldoff, Zarah Leander und Marlene Dietrich, Marika Rökk und Evelyn Künneke, Hildegard Knef und Helga Hahnemann schlüpfen Sabine Schwarzlose und André Fischer.

Florian Ludewig begleitet den Abend am Flügel und dank seines ausgeglichenen Charakters und Charmes, eskaliert der Zickenkrieg am Abend nur ansatzweise. Sabine und André machen den Diven alle Ehre und zelebrieren sie samt ihrer Exzentrik und Empfindlichkeit mit einem echt Berliner Augenzwinkern und voller Esprit.

Denn eigentlich hat ‹sie› absolut keine Lust mehr auf Diven und Angst, ihre Stimme damit zu ruinieren – keine Angst, ›sie‹ schafft den Abend spielend; ›er‹ hingegen fühlt sich gefordert, alles und noch mehr zu geben und wird als Moderator/in und Interpret/in der Diven größte/r Konkurrent/in.

Einen solch grandios unterhaltsamen Abend hat Berlin schon lange nicht mehr gesehen und weil neben der Unterhaltung auch die einzelnen Biografien beleuchtet werden, werden die »Berliner Diven« von mir als Bildungsprogramm empfohlen. Das Geheimnis, der nicht im Programm erwähnten neunten Diva, müssen Sie selber erkunden. Der griechische Olymp ist jedenfalls ganz nahe und der Mythos lebt in der Stadt, die gerne auch Spree-Athen genannt wird, weiter. Kommen, Sehen, Staunen und bitte achten Sie auf die Kostüme!

Am 13.12.2014 um 19.30 Uhr und 14.12.2014 um 15.00 Uhr im »Theater O-TonArt« und wieder am 23., 24. und 25. Januar 2015.

Durch das Ehrenamt in die Insolvenz

Von Friedhelm Denkeler,

Theater O-TonArt in Schöneberg in Not – Ein Spendenaufruf

»Durchs Ehrenamt in die Insolvenz«, so fasst Theaterleiter Bernd Boßmann seine aktuelle Situation zusammen. Vor fünf Jahren gründet er das Theater O-TonArt in der Schöneberger Kulmer Straße 20a. Ohne jegliche Subventionen und mit Hilfe von zehn Ehrenamtlichen bringt Boßmann seitdem Shows, Solo-Abende und klassische Stücke auf die Bühne. Die auftretenden Künstler erhalten ihre Gage,  die Ehrenamtlichen machen ihrem Namen alle Ehre und das Publikum liebt die Bühne. Soweit so gut.

Eine kräftige Mieterhöhung seitens des Vermieters, Gema-Gebühren und Nachzahlungen an die Künstlersozialkasse bedrohen ganz akut diese noch einzig im Kiez verbliebene Spielstätte. Um sie zu retten, hat Theaterleiter Boßmann eine Pressemitteilung veröffentlicht und bittet mit einer guten Idee ganz dringend um Spenden engagierter Berliner und Idealisten. Wer mehr als 1 Euro für das Theater O-TonArt spendet, bekommt zum Dank und gegen Vorlage des Einzahlungsbelegs im nahe gelegenen Café finovo auf dem St. Matthäus-Kirchhof eine von ihm kreierte Berliner Brause, die »Berlinade«, geschenkt.

Bernd Boßmann habe ich 2013 als Finalisten beim »Deutschen Engagementpreis« vorgestellt. Seit acht Jahren ist er in Schöneberg sozial und kulturell engagiert. Urkunden hat er mittlerweile genügend; was er nun braucht ist Geld, um den Pfändungsbescheid vom Finanzamt abzuwenden. Wer mit mindestens 1 Euro dabei sein möchte, der notiert sich bitte die folgenden Kontaktdaten: Bernd Boßmann, Commerzbank 100 400 00, Konto-Nr. 273 3939 00, Stichwort Berlinade. Im Gegensatz zu den subventionierten Bühnen leistet sich das Theater O-TonArt übrigens keine Sommerpause, sondern bringt im August »Felix Krull«, »Allerdings Ringelnatz« und »An Evening with Marlene D.« auf die Bühne. Und wie heißt es so schön in der Dreigroschenoper: »Ist das nötige Geld vorhanden, ist das Ende meistens gut«. Wir wünschen es Bernd von Herzen.

»Oma Kläre's Kabinett der kuriosen Köstlichkeiten«, Theater O-TonArt, Foto © Friedhelm Denkeler 2014
»Oma Kläre’s Kabinett der kuriosen Köstlichkeiten«, Theater O-TonArt, Foto © Friedhelm Denkeler 2014

Mein Foto ist gestern Abend im Theater O-TonArt bei »Oma Kläre’s Kabinett der kuriosen Köstlichkeiten« entstanden. Oma Kläre (Bernd Boßmann) präsentierte illustre Überraschungsgäste, unter anderem Tima die Göttliche, Dieter Rita und Schmidtke der zerfallene Engel. Zukünftig will Oma Kläre immer am letzten Montag des Monats in »Berlins Hoftheater für königliche Unterhaltung« einladen.