Unter den Linden verschwindet die Kunst in den Wolken – Deutsche Guggenheim vor dem Rückzug
Die Deutsche Bank und das New Yorker Guggenheim schließen den Ausstellungsort Unter den Linden in Berlin zum Jahresende – nach 15 Jahren erfolgreicher Ausstellungsgeschichte. Über einige der Ausstellungen der letzten zwei Jahre habe ich hier im Journal berichtet (siehe hier und hier).
Für die Kunstinteressierten ist dieser Schritt nicht nachvollziehbar: Die Bank verliert mit dem Deutschen Guggenheim ein Alleinstellungsmerkmal und die Linden verlieren ihre wichtigste Kunstadresse. Die Bank will in den Räumlichkeiten weg von Kunst, hin zu Wirtschaft und Politik. Aber diese Dialoge mit der Wirtschaft haben wir in Berlin zur Genüge, in unmittelbarer Nachbarschaft alleine Bertelsmann, Allianz und die DG-Bank.
Das Deutsche Guggenheim in Berlin hat seit 1997 insgesamt 16 Auftrags-Arbeiten an zeitgenössische Künstler vergeben. Jeff Koons (2000), Bill Viola (2002), Gerhard Richter (2002), John Baldessari (2004), Jeff Wall (2007), Agathe Snow und in diesem Jahr Roman Ondák. Einen Künstler des Jahres soll es aber weiterhin geben und er soll auch eine Ausstellung erhalten. Roman Ondák zeigt aktuell seine eigens für den Ausstellungsraum konzipierte Arbeit.
Mit seinen Installationen, Performances und Zeichnungen untersucht Ondák die Grenzen zwischen Kunst und alltäglichem Leben. Das beginnt gleich am Beginn der Ausstellung: Das erste Werk, das man erblickt, ist das rote Besetzt-Zeichen einer altmodischen Türklinke. Das Gegenstück ist auf der Rückseite der Ausstellungswand zu finden („Wall Being a Door“).
Der Mittelpunkt der Ausstellung ist jedoch der Tragflügel einer Boing 737 über den man balancieren kann. Und endlich kann man auch den Warnhinweis lesen, den man aus dem Kabinenfenster bisher nicht so richtig zuordnen konnte: Do Not Walk Outside This Area. Für die spektakulärste Arbeit dieser Ausstellung ließ Ondák in Holland den riesigen Flügel einer Original-Boeing 737-500 absägen und ihn passgenau in einen Raum der Ausstellungshalle in Berlin einfügen. Wenn man über den Flügel vom ersten in den zweiten Raum geklettert ist, ist die Ausstellung auch schon zu Ende. Ein Zurückgehen ist nicht erlaubt.
Wer kommt eigentlich auf die Idee in 20 000 Fuß Flughöhe auf dem Flügel herumzuwandern? Und was genau macht das outside der schwarzen Linie so verboten? Und noch etwas ist verboten – nämlich das Fotografieren in den Ausstellungsräumen, übrigens zum ersten Mal im Deutschen Guggenheim. Deshalb habe ich ein Foto aus meinem Fundus zum Thema Fliegen herausgesucht. Die Ausstellung läuft noch bis zum 18. Juni 2012.