»Roni Horn – Photographien« in der Kunsthalle in Hamburg
Zuerst sehen wir Doppelportraits aus Island, d.h. Aufnahmen von heißen Quellen und blubbernden Erdlöchern in Gegenüberstellung. Roni Horn zeigt mehrmals zwei oder mehrere motivgleiche Bilder, um die Prägung und Veränderung der Motive im Laufe der Zeit darzustellen. Mit diesen Aufnahmen kündigt sie bereits ihr nächstes wichtiges Thema an: Das Wasser.
In der Arbeit Some Thames (2000), zeigt sie 80 verschiedene Gesichter der Themse in London mit ihren jeweiligen Stimmungen auf der Oberfläche des Flusses, von aufwühlend bis spiegelglatt, von innerlich bewegt bis leuchtend im Morgenlicht. Anhand der Reflexionen erkennt man, ob der Himmel blau oder grau ist, ob die Themse an einer Stelle schnell und an jener langsam fließt.
In der Serie You are the Weather aus dem Jahr 1995 (siehe mein Photo) nimmt die Amerikanerin mehrfach das Gesicht einer jungen Frau beim Bad in den heißen Quellen Islands auf, nur ihr Gesicht ragt aus der Wasseroberfläche heraus. Vor dem Hintergrund des blauen Wassers sehen wir an die 100 Nahaufnahmen mit minimal veränderten Gesichtsausdrücken, die wiederum ähnlich der Themse verschiedene Stimmungen widerspiegeln.
Die New Yorker Künstlerin Roni Horn (*1955) ist mit ihren Serien von Photographien, Zeichnungen, Objekten und Skulpturen international bekannt geworden. Sie lebt abwechselnd in New York und auf Island. Nach ihrer großen Einzelausstellung 2009 in der Tate Modern in London und im Whitney Museum in New York sind nun ihre Photographien, insgesamt elf Serien mit über 300 Arbeiten, erstmals in einer Einzelausstellung in Deutschland bis zum 15. August 2011 zu sehen.
DIE WELT fragt: »Ist Roni Horn, die eigentlich auf den Namen Rose getauft wurde und 1955 als Tochter jüdischer Eltern im New Yorker Schwarzenviertel Harlem geboren wurde, wirklich die große Poetin des Wassers und des Wetters, als die sie lange Zeit charakterisiert wurde? Oder ist sie nicht am allermeisten mit sich selbst beschäftigt und nutzt die gewaltige Landschaft Islands vor allem als Spiegel ihrer von Widersprüchen und Gegensätzen faszinierten Psyche? Diese Frage stellt sich zwangsläufig wer länger durch die Ausstellung geht, und kommt wahrscheinlich zu dem Ergebnis, dass auf Roni Horn beides zutrifft.« www.hamburger-kunsthalle.de