Unscharf. Nach Gerhard Richter

Von Friedhelm Denkeler,

… in der Hamburger Kunsthalle in Hamburg

"Die kleine Riesin nach Gerhard Richter", Foto © Friedhelm Denkeler 2011
»Die kleine Riesin nach Gerhard Richter«, Foto © Friedhelm Denkeler 2011

Mit Unscharf. Nach Gerhard Richter widmet die Hamburger Kunsthalle dem in der zeitgenössischen Kunst weit verbreiteten Phänomen der Unschärfe erstmals eine umfassende Museumsausstellung.

Wie kein anderer Künstler hat der in Dresden geborene Maler Gerhard Richter (*1932) die Motive seiner Malerei durch Effekte des Verwischens und Verschleierns von Beginn an als unscharf erscheinen lassen. Er setzt das Prinzip der Unschärfe konsequent ein: in seinen figürlichen Gemälden, deren Motive er häufig den populären Printmedien entnimmt, in seinen auf photographischen Vorlagen beruhenden Figuren, Landschaften und Stillleben und nicht zuletzt auch in seiner abstrakten Malerei.

Richter verabsolutiert damit ein Prinzip, das seit dem 15. Jahrhundert Eingang in die Malerei gefunden hat, wie zum Beispiel bei Leonardo da Vinci. Dabei wirft er immer wieder die Frage auf, was ein Bild überhaupt wiedergeben kann, ob es einen Inhalt transportiert oder doch nur seine eigene verführerisch schöne Oberfläche darstellt.

Anhand von Gemälden, Photographien sowie einem frühen, unscharfen Film von Gerhard Richter vertritt die Ausstellung die These, dass sich die Ästhetik der Unschärfe wie ein roter Faden als zentrales Motiv durch sein gesamtes Schaffen zieht.

In dieser Weise ist Gerhard Richter zum Vorreiter für eine ganze Generation geworden. Die Ausstellung zeigt die Auseinandersetzung bedeutender, junger Künstlern mit der Unschärfe anhand von über achtzig exemplarischen Werken. Veranschaulicht wird, auf welch unterschiedliche Art sie sich in den Medien der Malerei, Photographie, Installation und Video mit der Unschärfe beschäftigen, und welche vielfältigen Aspekte und Fragen sich aus dem Thema ergeben.

Häufig sind die Werke Ergebnisse eines komplexen Entstehungsprozesses, der die Grenzen zwischen Malerei und Photographie selbst verschwimmen lässt. Der Bezug der Bilder zu den Motiven, die sie abbilden und ihr Verhältnis zum Betrachter scheint unsicher geworden zu sein. Für die Künstlerinnen und Künstler nach Richter ist diese Verunsicherung zugleich eine Befreiung. Aus ihren individuellen Herangehensweisen entsteht eine sehr vielfältige und faszinierende Bilderwelt der Unschärfe, die zugleich irritierend und verführerisch wirkt.

Insgesamt werden rund 110 Werke gezeigt: Photographien, Gemälde, Installationen und Filme von 24 national und international bedeutenden Künstlern, zusammen mit etwa 20 ausgewählten Gemälden sowie Photographien und einem Film von Gerhard Richter: Volker Bradke von 1966.

Die an der Ausstellung beteiligten Künstler sind: Pablo Alonso, David Armstrong, Anna und Bernhard Blume, Michael Engler, Wolfgang Ellenrieder, Isca Greenfield-Sanders, Maxine Henryson, Nicole Hollmann, Bill Jacobson, Adam Jankowski, Tamara K.E., Wolfgang Kessler, Karin Kneffel, Peter Loewy, Marc Lüders, Ralf Peters, Qiu Shihua, Gerhard Richter, Ugo Rondinone, Johanna Smiatek, Thomas Steffl, Ernst Volland, Franziskus Wendels, Michael Wesely und Paul Winstanley. [Quelle: Presseerklärung].