Europa-Center
Es werde Licht!
Von Friedhelm Denkeler,
Anmerkungen zum Portfolio/ zur Kategorie »Sonntagsbilder»
Der Versuch einer Definition: Was ist eigentlich ein Sonntagsbild? Ein ›schönes‹ Bild (was auch immer das nun wieder heißen mag; es ist in Farbe; es passt in keine andere Kategorie; es gehört nicht zu einer Serie von Bildern, es ist ein Einzelbild. Aber es ist kein Sonntagsbild im Sinne der Sonntagsmalerei.
Am 26. Februar 2012 erschien in meinem Blog das erste Sonntagsbild. Und jeden Sonntag gab es ein neues – Ausnahmen bestätigten die Regel. Die Sonntagsbilder stammen aus dem Portfolio »Sonntagsbilder«, das ich 2005 abgeschlossen habe. Aber der Titel Sonntagsbild ist einfach ein zu schöner Titel. Unter dieser Prämisse führe ich die Kategorie »Sonntagsbilder« in meinem Blog bis auf weiteres mit Fotos aus meinem Archiv und mit neuen Aufnahmen weiter.
Der leidende Mensch am Europa-Center
Von Friedhelm Denkeler,
Meine ersten Jahre in Berlin nutze ich 1968 und 1969 – vor allem, wenn man aus Ost-Westfalen kommt – natürlich zuerst dazu, eine Großstadt kennenzulernen. Das war in erster Linie die Gegend um den Kurfürstendamm mit seinen Urauffüh-rungskinos und alle Straßen rund um den Savignyplatz. Das Nachtleben spielte sich anfangs zwischen Sperlingsgasse und Loretta in der Lietzenburger Straße (beides gibt es heute nicht mehr) und später dann in Kreuzberg ab.
Die Stadterkundungen hielt ich in der Regel fotografisch fest und so entstand auch die folgende Aufnahme auf DIA-Film-Material, mit der ich 1969 eine spektakuläre Kunstaktion am Europa-Center festhielt.
Das Europa-Center war gerade erst vier Jahre alt, als die Fassade des Büro-Hochhauses mit einem 72 Meter hohen, 12 Meter breiten und 500 Kilo schweren Gemälde teilweise verdeckt wurde. In einer fünfstündigen Aktion wurde mit Hilfe des Technischen Hilfswerks (THW) in der Nacht vom 19. auf den 20. September das größte Gemälde der Welt angebracht. Es wurde in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen; allerdings dürften es nur wenige Berliner gesehen haben, denn nur zwei (!) Tage blieb es hängen.
Das Bild wurde vom Berliner Maler Michael Ostwald (*1925, †1995) geschaffen. Er arbeitete mit Atemschutzmaske ein ganzes Jahr daran und verbrauchte 80 Kilo Farbe. Das Bild sollte an das Elend in der Welt erinnern. Ostwald hoffte, dass sich das Leiden z.B. in Biafra und Vietnam dadurch verändern würde. Eingefädelt hatte die Kunstaktion Konrad Jule Hammer, der auf dem Dach des Europa-Centers einen Skulpturengarten betrieb und mit dem Hausherrn des Centers, Karl H. Pepper auch bei anderen Aktionen eng zusammenarbeitete.