Zwischen Makro-Ebene und Mikro-Ebene: Der Sammler Gabriel Orozco baut aus Fundstücken eine Collage.
Nach der Rückkehr aus Kassel von der Documenta fürchtete ich schon »Entzugserscheinungen«, aber dem war nicht so: auch in Berlin gibt es viel »Documenta« zu sehen. Da ist zunächst der Mexikaner Gabriel Orozco mit seinem Werk Asterisms“ im Deutsche Guggenheim Unter den Linden.
Die Arbeit erinnert sehr an Tage zuvor auf der Documenta Gesehenes: Kein Wunder, Orozco war bereits auf der Documenta 10 (1997) und Documenta 11 (2002) vertreten. Die aktuelle Berliner Ausstellung besteht aus zwei Teilen: Sandstars und Astroturf Constellation und ist eine Auftragsarbeit für das Deutsche Guggenheim.
Sandstars entstand als Reaktion auf den einzigartigen Landschaftsraum der Isla Arena, einem Schutzreservat an der mexikanischen Pazifikküste, deren Gewässer Wale immer wieder als Paarungsgebiet und Friedhof ansteuern. Orozco legte dort vor einigen Jahren bereits ein Walskelett frei… Die gewaltigen Müllmengen am Strand inspirierten ihn bei seinem zweiten Besuch zu einer neuen Arbeit.
Aus aus dem vom Meer angespülten Material fertigte Orozco eine große skulpturale Installation. Auf dem Fußboden ausgebreitet und geordnet bilden die beinahe 1.200 Fundstücke einen monumentalen Objekt-Teppich. Diesen ergänzen zwölf großformatige Fotografien, auf denen Orozco die typologisch nach Material, Farbe und Größe sortierten Objekte im Studio aufgenommen hat.
Astroturf Constellation erkundet solche Ordnungsmuster auf ähnliche Weise. Allerdings haben die Objekte einen völlig anderen Maßstab: Das Werk besteht aus einer Ansammlung von sehr kleinteiligem Abfall, den Sportler und Zuschauer auf einem Sportplatz in New York City zurückgelassen haben.
Orozco präsentiert diese Fundstücke, wiederum fast 1.200 an der Zahl, auf einem Podest. Wie in Sandstars werden neben den Objekten dreizehn Fototableaus gezeigt, so dass die einzelnen Objekte visuell mit ihrer fotografischen Darstellung korrespondieren.
Die Ausstellung Asterisms stellt diese zwei Installationen, die sich zwischen Makro- und Mikroebene bewegen, einander gegenüber und greift typische Themen von Orozcos Werk auf: poetische Begegnungen mit alltäglichen Materialien, die Präsenz von Erosionsspuren und die stets gegenwärtige Spannung zwischen Natur und Kultur.“
[Quelle: Presseerklärung].
Die Makro- und Mikro-Ebenen verschwinden natürlich auf den Fotografien von Orozco, genau das ist vom ihm auch so gewollt. Meine beiden Fotos zeigen die Sandstars, die mehr als die Hälfte der Ausstellungsfläche einnehmen, von beiden Stirnseiten. Eine sehenswerte Ausstellung, deren Konzept wohltuend überzeugend ist.