»Beuys« – Ein Dokumentarfilm von Andres Veiel. Dokumentarfilme sind in Zeiten der Klickraten wichtiger denn je.
Immer, wenn Beuys vermeintlich in die Enge getrieben wird, schlägt er plötzlich einen Haken, lacht, entspannt die Situation. [Andres Veiel]
Andres Veiel hat aus teilweise unbekanntem Archivmaterial einen Dokumentarfilm über die künstlerischen und politischen Ideen des Künstlers Joseph Beuys (1921-1986) gedreht. Der Film lief im Wettbewerb der 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin; damit ist Veiel (*1959) der erste Deutsche, der es mit einer Dokumentation in den Wettbewerb der Berlinale geschafft hat.
»Wir leben in Zeiten schneller Schlagzeilen, in der ein ungeheurer Produktionsdruck herrscht. Für Klickraten ist es nicht mehr wichtig, ob eine Nachricht wahr ist. Sie kann auch einfach nur ein Weltbild möglichst polarisierend in die Öffentlichkeit drücken. Darin liegt aber eine gigantische Chance für den Dokumentarfilm, denn er tut genau das Gegenteil. Er hat das Privileg, sich über einen langen Recherchezeitraum mit einem komplexen Thema zu beschäftigen. Das Ergebnis ist ein Kondensat von präzise erzählter Wirklichkeit.« [Andres Veiel]
Beuys hat in den 1960er- und 1970er-Jahren die richtige Frage gestellt: Sind wir dazu befähigt, die Zukunft und die Gesellschaft zu gestalten? Seine Antwort war, jeder Mensch ist ein Künstler, also hat jeder die Fähigkeit die Gesellschaft zu gestalten und sollte es auch tun. Ein neues Geld- und Wirtschaftssystem forderte er; diesem Wunsch kann man gut folgen, doch selbst mit 30 Jahren Abstand weiß man nicht, welches System er nun eigentlich meinte und wie es zu erreichen wäre. Was könnten wir heute besser machen? Ohne letztgültigen Interpretationsanspruch kreist die Dokumentation um den Aktionskünstler, der die alte Bundesrepublik herausforderte.