Das endgültige Porträt oder: Selbst 2+3, Giacometti 3+1

Von Friedhelm Denkeler,

»Final Portrait« von Stanley Tucci mit Geoffrey Rush

Erfolg ist der Nährboden des Zweifels [Giacometti im Film »Final Portrait«]

»Es gibt wenige Künstler, deren Werk so geschätzt wird wie Alberto Giacometti (1901 – 1966) mit seinen hageren Skulpturen. Der gebürtige Schweizer wird als wichtigster Bildhauer des 20. Jahrhunderts angesehen und wurde bereits zu Lebzeiten kultisch verehrt. Wo immer seine schmalen, geisterhaften Plastiken zu sehen waren, drängelten sich die Besucher.

"Selbst 2+3 mit Giacometti 3+1" (Berggruen-Museum, Berlin), aus "Schatten und Spiegel", Foto © Friedhelm Denkeler 2013
»Selbst 2+3 mit Giacometti 3+1«, Berggruen-Museum, Berlin, aus »Schatten und Spiegel«, Foto © Friedhelm Denkeler 2013

Zugleich gab es wohl wenige Künstler, die so mit sich und ihrer Kunst gehadert haben, wie Giacometti. Er war ein Grübler, ein introvertierter Grantler, ein Suchender, niemals zufrieden. Dass dieser zerstörerische Hang zum Selbstzweifel durchaus komische Züge haben kann, wenn er auf ehrliche Bewunderung und eine nüchterne Betrachtung der Dinge trifft, ist die Ausgangssituation von Stanley Tuccis Final Porträt«. [rbb]

Für ein paar Stunden nur möchte Alberto Giacometti (Geoffrey Rush) den amerikanischen Schriftsteller und Kunstliebhaber James Lord (Armie Hammer) in seinem Pariser Hinterhaus-Atelier porträtieren. Doch die Sitzungen arten aus, werden unterbrochen durch Wutausbrüche; das bereits fertig gestellte Porträt wird immer wieder verworfen und übermalt. Gefühlte zwanzigmal muss James Lord seinen Heimflug verschieben bis er mit einem Trick das Bild für eine Ausstellung in New York mitnehmen kann.

Unterbrochen werden die Sitzungen durch eheliche Streitigkeiten, Schäferstündchen mit der Dauergeliebten, den Appetit auf hartgekochte Eier im Bistro um die Ecke und Spaziergänge über den Friedhof Père Lachaise. Die Rolle Giacomettis ist Rush auf den Leib geschrieben, man glaubt den Künstler leibhaftig vor sich zu haben. Der Film spielt 1964, zwei Jahre vor Giacometti Tod in herrlichen Farben und Pariser Lokalkolorit und es war tatsächlich sein letztes Porträt.