»William Klein – Photographs & Films« bei C/O Berlin
Die Fotografie ist nur eine Verlängerung dessen, was wir fühlen, wenn wir Menschen, Landschaften und Situationen sehen. [William Klein]
Der 89-jährige Amerikaner William Klein war zur Eröffnung seiner Retrospektive bei C/O Berlin aus Paris, wo er seit 1948 lebt, angereist. Für ihn ist eine Ausstellung auch Gespräch mit sich selbst, denn es gibt Dinge, die man vergisst und durch Fotos wieder daran erinnert wird. Legendär sind seine in den fünfziger Jahren in New York entstandenen Bilder geworden: subjektiv, intuitiv und mit unerwarteten Perspektiven. Die Stadt von Coca Cola, großen Autos und blinkenden Reklametafeln. Das Buch »New York 1954-1955« mit dem Untertitel »Life is Good and Good for You is New York: Trance Witness Revels« zeigt die Stadt als einen dunklen, rauen und bedrückenden Ort. So ist der Titel eher eine ambivalente Empfehlung. Später folgten dann Bücher mit Fotos aus Rom (1956), Moskau (1959-1961) und Tokyo (1961).
Klein ist für seine schockartige Schwarz-Weiß-Fotografie berühmt, für das Draufhalten der Kamera auf Menschen in weniger als einer Armlänge Entfernung. Oder besser gesagt: Nähe. Nicht der moment décisif eines Cartier-Bresson ist Kleins Methode und Ziel, sondern die chaotische Fülle des Augenblicks, das pralle Leben und seine Situationskomik.[Der Tagesspiegel]
Systematisch wie ein Sammler hat August Sander im »Antlitz der Zeit« eine Serie von repräsentativen Portraits quer durch alle Berufs- und Bevölkerungsschichten geschaffen. William Klein dagegen hat seine weitwinkelbestückte Kamera in die Menge ›geworfen‹; in dieser anonymen Masse werden individuelle Typen für einen Augenblick wie ein ›Porträt‹ sichtbar.
William Klein wird 1928 in New York als Sohn immigrierter ungarischer Juden geboren. Nach einem Studium der Soziologie und dem Militärdienst reist er 1947 als GI nach Europa und macht Paris zu seinen Lebensmittelpunkt. Er beginnt eine Lehre im Atelier von Fernand Léger und stellt Anfang der 1950er-Jahre erstmals abstrakte geometrische Gemälde aus. Gleichzeitig beginnt er, sich für Fotografie und Film zu interessieren. Er führt ein fotografisches Tagebuch und arbeitet mit Federico Fellini, Pier Paolo Pasolini und Louis Malle an Filmprojekten. Bis 1965 ist er als Modefotograf für die Vogue tätig. Die Titel seiner Fotobücher wie New York 1956, Rom, 1959, Moskau, 1964, In & Out of Fashion, 1994, Close Up, 1989, Paris + Klein, 2002, sind zu festen Bestandteilen der Nachkriegsgeschichte der internationalen Fotografie geworden. Daneben entstehen über 20 Spiel- und Dokumentarfilme.