Der Österreicher Wolfgang Murnberger hat mit seinem Film »Mein bester Feind« als Welturaufführung im Wettbewerb der Berlinale außer Konkurrenz eine solide Arbeit vorgestellt. Die Darsteller Moritz Bleibtreu, Uwe Bohm, Udo Samel, Georg Friedrich, Ursula Strauss und Susanne Lothar spielen professionell, der Film ist temporeich, die Szenen wechseln zwischen Ernst und schwarzem Humor, Drehbuch und Regie sind gut. Bis zum Schluss bleibt der Film mit seinen zahlreichen Wendungen um eine Michelangelo-Zeichnung spannend.
Murnberger: »Es war in diesem Film sehr schwierig, die Balance zu halten zwischen der Komödie und der Tragödie.« Die beiden Hauptprotagonisten wechseln mit ihren Kleidern auch ihre Identitäten. Entstanden ist der Film nach der Romanvorlage von Paul Hengge »Wie es Victor Kaufmann gelang, Adolf Hitler doch noch zu überleben«. Ein heikles Thema an das sich der Österreicher herangetraut hat und ob Kleider wirklich immer Leute machen, bleibt eine andere Frage.
Murnberger inszeniert teilweise gewohnt komisch und ironisch. Hörbar erheitert er sein Publikum. Er arbeitet auch schön das spezifisch österreichische Kriechertum heraus (Smekal: I hoabs net so leicht ghobt, auf die Buttrseiten zu wechseln wie a Frau). Doch der wohlgenährte Bleibtreu wirkt in dem Nazi-Kostümfilm viel zu relaxt, um einen jüdischen Häftling nach fünfjährigen KZ-Aufenthalt darzustellen. Darüber täuscht auch ein an Tarantinos ‚Inglorious Basterds‘ geschulter Humor nicht hinweg. [TAZ]
In ‚Mein bester Feind‘ wird Moritz Bleibtreu durch einen Kleidertausch zum Nazi. Fest steht: Bleibtreu sollte keine Uniform mehr tragen … Es gibt immerhin einen schönen Moment, wenn Moritz Bleibtreu in SS-Uniform sich einmal selbst im Spiegel entdeckt. Und plötzlich Respekt vor sich selber hat. Das ist mal ein wirklich perfider Witz. Kleider machen Leute. [WELT]