Der Fliegende Teppich

Von Friedhelm Denkeler,

Impressionen von der dOCUMENTA 13 in Kassel

"Documenta 13: Die Documenta-Halle mit Arbeiten von Thomas Bayrle", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Documenta 13: Die Documenta-Halle mit Arbeiten von Thomas Bayrle«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

Die Documenta-Halle ist erfahrungsgemäß wegen ihrer vielen Ebenen und den langen, zum Teil sehr hohen Wänden schwer bespielbar (siehe Foto).

Der Frankfurter Altmeister Thomas Bayrle hat sie nun mit zwei riesengroßen Arbeiten bestückt: Ein collagiertes Flugzeug, welches aus Tausenden kleiner Bildchen zum Ganzen wird und die unübersehbare Wandarbeit Carmageddon, die er mit Autobahnfragmenten aus Karton geschaffen hat.

Zu Füßen dieser beiden Giganten stehen diverse aufgeschnittene Auto- und Flugzeugmotoren herum und bewegen sich teilweise. Als den Lautsprechern hört man ein leises Gemurmel.

Yan Lei aus Peking hat einen kleinen, aber sehr hohen Raum in der Documenta-Halle optimal genutzt: Bis unter die Decke hat er die Wände mit Bildern behängt, aber das allein reichte ihm noch nicht; auch von der Decke baumeln Bilder herunter und zusätzlich kann man noch einen Schrank voller Bilder öffnen.

Lei untersucht die Beziehung zwischen Künstlern, Malerei und Kultur. 360 Tage lang hat er für sein Limited Art Project je ein Bild aus dem Internet gespeichert und auf Leinwand übertragen; also eine Art Jahrestagebuch.

"Documenta 13: Der Fliegende Teppich (mit Arbeiten von Yan Lei)", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Documenta 13: Der Fliegende Teppich (mit Arbeiten von Yan Lei)«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

Während der 100 Tage der Documenta werden die Bilder nach und nach im VW-Werk in Baunatal nahe Kassel durch Auszubildende monochrom überlackiert und wieder aufgehängt. »Die Quellbilder und ihre Geschichte werden versiegelt und so für die Ewigkeit unzugänglich gemacht« [Katalog].

"Documenta 13: Limited Art Project von Yan Lei", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
„Documenta 13: Limited Art Project von Yan Lei“, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

»Dieser letzte Bruch, der das Bild negiert, fordert zur Suche nach ästhetischer Reflexion und Erinnerung statt nach leichter Unterhaltung auf. Zudem impliziert eine solche Geste einen symbolischen Protest gegen die Alternative: das zu tun, was von einem erwartet wird« [Katalog]. Ein erster Höhepunkt der diesjährigen Documenta. Wer allerdings erst gegen Ende der Documenta kommt, sieht dann nur noch Farbflächen. Die Documenta geht noch bis zum 16. September 2012.