Berlinale (V): Thomas Arslan: »Gold« mit Nina Hoss, Uwe Bohm
Das scheint die Berlinale der großen Dramen zu werden: Das polnische Homosexuellen-Drama angesichts der Kirche, das amerikanische Öko-Drama, das russische Bauern-Drama und heute Abend ein deutsches Einwanderungs-drama in Kanadas Nordwesten. Nicht, dass der Film »Gold« für den Goldenen Bären vorgesehen wäre; nein, die sieben Protagonisten sind auf dem Weg nach Dawson City, um Gold im Klondike River zu finden.
Thomas Arslan zeigte in seinen bisherigen Filmen das Leben junger Deutschtürken. Jetzt hat er seinen ersten historischen Film gedreht und dieses Mal sind die Deutschen die Migranten, die Einwanderer. Die Probleme stellen sich ihnen erst im Umgang mit der Natur. So spielt der Film überwiegend in den Wäldern, den Steppen und Bergen Kanadas und wenn sie Probleme mit Menschen haben, dann nur mit sich selbst und untereinander.
Ein Gemeinschaftsgefühl kommt in der Einwanderertruppe gar nicht erst auf. Das einzig verbindende Element ist der Wunsch nach Gold. Jeder ist für sich und redet wenig – genau wie im Western. Da passt die schweigsame und auf minimalistische Mimik beschränkte Nina Hoss bestens hinein. Natürliche Hindernisse stellen sich ihnen in den Weg, menschliche Schwächen erschweren das Weiterkommen. Die eigentlichen Bewohner der Region, die Bären, tauchen nicht auf, aber es gibt eine Bärenfalle und in diese tappt ausgerechnet der Journalist Gustav Müller, gespielt von Uwe Bohm, der außerordentlichen Spaß an seiner Rolle hat, hinein.
Arslan sieht seinen Film nicht unbedingt als reinen Western, es sind aber alle Elemente eines typischen Western vorhanden: Ein Mann hat ein dunkles Geheimnis (und wird von zwei Männern gejagt), einer ist der Verräter (ausgerechnet der Anführer), einmal geht ein schwarzer Mann (der Tod?) wortlos durch das Lager (aber von West nach Ost), die gesamte Gruppe besteht aus sieben Personen (»Die glorreichen Sieben«, »Die Sieben Samurai«), die herrliche Landschaft spielt eine große Rolle, nur Indianer waren wenige anzutreffen, die zudem noch friedfertig waren und gegen Geld den richtigen Weg wiesen.
Am Ende eines Westerns reitet in der Regel immer ein einsamer, übrig gebliebener Mann, gegen Westen in den Sonnenuntergang, heute Abend war es eine Frau: Nina Hoss als Emely Meyer. »Wir sind hier, um Filmen zu dienen, nicht um sie zu bewerten«, sagte der chinesische Regisseur Wong Kar Wai am Eröffnungstag der Berlinale, deshalb mein ehrliches Fazit: Mir hat der Film gefallen.
Kanada im Sommer 1898. Eine Gruppe deutscher Einwanderer macht sich mit Planwagen, Packpferden und wenigen Habseligkeiten auf den Weg in den hohen Norden. In Ashcroft, der letzten Bahnstation, brechen die sieben Teilnehmer auf. Mit ihrem Anführer, dem großspurigen Geschäftsmann Wilhelm Laser (Peter Kurth), wollen sie ihr Glück auf den neu entdeckten Goldfeldern in Dawson suchen.
Sie haben keine Vorstellung davon, welche Strapazen und Gefahren sie auf der 2500 Kilometer langen Reise erwarten. Unsicherheit, Kälte und Erschöpfung zerren an den Nerven der Männer und Frauen. Die Konflikte eskalieren. Immer tiefer führt sie der Weg in eine bedrohliche Wildnis.
Die Helden und Heldinnen des Berliner Regisseurs Thomas Arslan sind immer in Bewegung. Man lernt sie bei ihren Gängen durch ihren Alltag und durch ihr Leben näher kennen: den Gangster Trojan aus Im Schatten (Forum 2010) oder auch die aus der Türkei stammende junge Deniz aus Der schöne Tag (Forum 2001) und nun Emily. So gefährlich der Weg durch unerschlossenes Land ohne zuverlässige Karten auch ist – einer Sache ist sich Emily ganz sicher (Nina Hoss): Eine Rückkehr in ihr altes Leben kommt nicht in Frage. [Quelle: Filmbeschreibung] www.berlinale.de