Drei Kunstfreunde in der Museumshalle – ratlos. »Ashes and broken brickwork of a logical theory« noch bis zum 31.01.2011 in der Berlinischen Galerie
Susanne Kriemann hat für ihre Arbeit den Kunstpreis 2010 der GASAG, der erstmals in Kooperation mit der Berlinischen Galerie vergeben wurde, erhalten. Der Preis wird für einen in Berlin tätigen Künstler, dessen Werk sich an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technik bewegt, alle zwei Jahre vergeben.
Was sehen wir in der Ausstellung als Erstes? Vier große Aufnahmen einer wüstenähnlichen Landschaft, vier Luftbild-Fotos mit Spuren menschlichen Lebens auf im Raum platzierten Tischen, Doppel-Fotos von Stadthäusern im Orient (scheinbar in der heutigen Zeit entstanden), historische Fotos von Beduinen (schwarz/weiß und farbig) und acht Fotografien, auf denen ein Buchumschlag in verschiedenen Ansichten dargestellt ist. Ich bin erstmal ratlos.
Die Übersetzung des Titels »Asche und zerbrochene Ziegel einer logischen Theorie« bringt auch keine Klarheit. Der Einleitungstext im Vorraum hingegen erklärt schon mehr. Des Weiteren gibt es noch einen DIN A4-Zettel mit weiterführenden Informationen. Wer ihn geschrieben hat, bleibt unklar: Der Kurator, die Künstlerin, eine Praktikantin? Also, bei den Landschaften handelt sich um Fotos, die Agathe Christie persönlich gemacht hat. Die Schriftstellerin begleitete ihren Mann, einen Archäologen, auf seinen Ausgrabungen in den 1930er Jahren in Mesopotamien.
Die Aufnahmen aus der Luft sind Fotos von Grabungsfeldern. Die Beduinen selbst waren als Grabungshelfer engagiert und wurden auch von Agatha Christie fotografiert. Die Buchumschläge-Fotos hat Kriemann von der Publikation eines Archäologen digging up the past gemacht. Am unklarsten sind die schwarz/weiß-Fotos von sich gegenüberliegenden Häusern in Damaskus, scheinbar von Kriemann selbst fotografiert. An den Haaren herbeigezogen ist hier allerdings die Berufung auf die Bildsprache von Bernd und Hilla Becher.
Noch weiter hergeholt ist die Begründung für Kriemanns Eingriff in den Ausstellungsraum mit den beiden Hohlkehlen (siehe Fotos). Für das Ausstellungsdesign waren das unnütze Kosten. Auch meine Begleitung, zwei Kunsthistorikerinnen, stets guten Willens und bemüht um Verständnis für künstlerische Freiheiten, blieben ratlos. Eine Nachbesprechung in den ganz in Lila neu gestalteten Räumen des jetzt empfehlenswerten Cafés der Berlinischen Galerie brachte ebenfalls keine neuen Erkenntnisse.
Sahen wir eine künstlerische Arbeit mit einem kuratorischen Konzept oder umgekehrt? Machen es sich die Künstler heute vielleicht ein bisschen zu einfach? Die Werke bewegen sich scheinbar im Kontext Künstler, Kurator und Wissenschaftler. Jedenfalls scheint das ein neuer Trend zu sein, den ich erstmals in der Ausstellung Intolerance von Willem de Rooi und auch in Carsten Höllers Soma bzw. Ein Rentier im Zöllnerstreifenwald, gesehen habe.
Interdisziplinarität als neues Schlagwort reicht allein nicht aus. Eine Idee muss konsequent nachvollziehbar sein, irgendetwas muss sich mitteilen wollen. Schade, dass trotz des perfekten Ausstellungsdesigns, der beabsichtigte Inhalt nicht sichtbar wurde. www.berlinischegalerie.de