Impressionen von der dOCUMENTA 13 in Kassel
Wir sind zurück im „Künstlerdorf“ in der Karlsaue. Mitten im Landschaftspark, auf der zentralen Sichtachse zwischen der Orangerie und dem Schwanenteich, hat der US-amerikanische Künstler Sam Durant das hoch aufragende Holzkonstrukt Scaffold, ein Mittelding zwischen Klettergerüst und Aussichtsplattform, errichtet. Dass es ein Mahnmal gegen die Todesstrafe ist, erkennt man erst bei genauerem Hinsehen (siehe Foto).
Das Gerüst besteht aus einzelnen, ineinander verschachtelten Galgen. Noch deutlicher wird dies, wenn man auf das Gerüst klettert; erst dann sieht man, dass die Plattform keine normale Plattform ist, sondern eine seltsame Form aus Podesten, Toren und hoch aufragenden Pfosten aufweist. Einige Bauelemente erinnern an Falltüren. Größe und Material der einzelnen Galgen sollen so genau wie möglich mit der jeweiligen Originalkonstruktion übereinstimmen. Um den heutigen Bau- und Sicherheitsvorschriften zu entsprechen, waren Anpassungen notwendig. Zur Installation gehört eine chronologische Auflistung zur Verwendung dieser Galgen. Ein bedrückendes aber auch eindrucksvolles Werk.
Der mexikanische Künstler und Architekt Pedro Reyes hat in der Karlsaue ein Sanatorium errichtet (siehe Foto), in dem die typischen Krankheiten der Städter behandelt werden: Stress, Einsamkeit und Angstgefühle. Es gibt acht Behandlungsmethoden, die mit Placebos vorgenommen werden: Der Patient kann also seine Denkweise selbst korrigieren. Eine Behandlung war während unseres Besuches leider nicht möglich, da die behandelnde Ärztin eine typische Krankheit der Städter aufwies: Sie telefonierte ununterbrochen auf der Wiese vor dem Sanatorium (siehe Foto).
Auch den Kompatibilitätstest für Paare machten wir nicht mit: Beide Partner suchen sich jene Obstsorten aus, mit denen sie sich am meisten identifizieren können. Im Mixer werden diese Sorten dann zusammengerührt. Ob man zusammenpasst – das ist dann reine Geschmackssache. Putzig! Kunst mit heilender Sofortwirkung ohne Erfolgsgarantie?