Impressionen von der dOCUMENTA 13 in Kassel
Die Documenta beginnt mit einer visuellen Enttäuschung – der zentrale Friedrichsplatz ist kunstlos. Die Documenta-Container für Garderobe, Tickets und WC und ein besetzter Teil des Platzes mit Zelten der Occupy-Bewegung machen den Platz auch nicht schöner. 1992 befand sich hier immerhin Jonathan Borowskys Himmelstürmer und 2007 das Mohnfeld von Sanja Ivekovc.
Der Besuch des Fridericianums, das Hauptgebäude einer jeden Documenta seit 1955, steht an und es folgt die nächste Enttäuschung: Die großen Hallen links und rechts des Foyers und jeweils die beiden dahinterliegenden Räume sind vollständig leer (siehe Foto), nur an den offenen Türen weht ein leichter Wind: Zugluft oder Luftnummer? Der britische Künstler Ryan Gander lässt künstlich Wind erzeugen, wie und warum ist leider nicht erkennbar.
Also sehen wir uns die Rotunde an. Dort, wo früher das ›Herz‹ der Documenta schlug, befindet sich jetzt laut Documenta-Macherin Carolyn Christow-Bakargiev (von allen der Einfachheit halber CCB genannt) das Brain der Documenta 13. Geht es so im Gehirn zu?
Wir sehen ein Sammelsurium von Kunstwerken, Objekten und Dokumenten: Die Baktrischen Prinzessinnen (siehe Foto) aus dem dritten Jahrtausend v.Chr. aus Zentralasien, eine Auswahl von Gegenständen aus Hitlers Wohnung, Man Rays Object to be Destroyed, Konrad Zuses Funktionsmodell für einen Computer, eine Marmor-Skulptur, die aussieht wie ein Sack Mehl (siehe Foto) und Artefakte aus dem Nationalmuseum in Beirut, die während der Bombardierungen im Bürgerkrieg miteinander verschmolzen sind; um nur einige Objekte zu nennen.
Liegt hier etwa das »Konzept der Konzeptlosigkeit« von CCB vor? Hoffentlich bringen die nächsten Documenta-Orte mehr Klarheit. Morgen früh geht es in die Documenta-Halle.