The Artist – Eine Liebeserklärung an das Stummfilmkino

Von Friedhelm Denkeler,

Für den Oscar-Anwärter ist Reden Silber und Schweigen Gold

 "Lene Meinert", Archiv © Friedhelm Denkeler 1927
»Lene Meinert«, Archiv © Friedhelm Denkeler 1927

Schweigen wäre Gold – so könnte man häufig angesichts der Umstellung des traditionellen Zelluloid auf digitalen Film sagen. Sieht man den aktuellen Film »The Artist« des Franzosen Michel Hazanavicius, den er in Hollywood realisiert hat, so ist Schweigen tatsächlich Gold.

Ein Film ohne Ton, ohne 3D- und Dolby Surround-Effekte, nur mit Musik und im alten 4:3 Format in Schwarzweiß gedreht, gibt die Anmutung der alten Stummfilme wieder. Erzählt wird von jener Zeit, in der ein Film noch weltweit verstanden wurde, weil er eine universale Sprache sprach.

Gleichzeitig ist er auch eine Geschichte aus der Zeit des Übergangs vom Stumm- auf den Tonfilm, der den empörten und mimisch verzweifelten Ausruf des Hauptdarstellers »Ich bin doch Künstler« zur Folge hat.

»George Valentin (Jean Dujardin) ist der Superstar des großen Hollywood-Kinos der 20er Jahre. Dem unvergleichlichen Charmeur und Draufgänger fliegen die Herzen des Publikums zu. Er genießt und zelebriert seinen Ruhm und entdeckt wie im Vorbeigehen das Talent der jungen Statistin Peppy Miller (Bérénice Bejo).

Doch mit dem Wendepunkt vom Stummfilm zum Tonfilm stehen die beiden Schauspieler plötzlich zwischen Ruhm und Untergang: Valentin will nicht wahr haben, dass der Tonfilm seine Karriere zu überrollen droht. Für Peppy Miller aber bedeutet die neue Technik den Durchbruch: Das Sternchen wird zum gefeierten Kinostar!« [aus der Filmbeschreibung].

Doch obsiegt nicht nur die Liebe, sondern auch die dialektische Synthese in Form des stepptanzschuhklackernden Musicals, dem genuinen Tonfilm-Genre, das zugleich die triumphale Rückkehr des Körpers als Spektakel eigenen Rechts in der Filmgeschichte markiert. [Der Spiegel].

Das Erstaunlichste ist, dass der eigentlich anachronistische Film zurzeit mit Auszeichnungen und Nominierungen überhäuft wird. Der Film erhielt allein zehn Nominierungen für den Oscar. Fazit: Ein sehenswerter Film in dem am Ende das Kino über seine eigene Historie siegt und mit einem Happy-End, das so nur im Film erfunden wird. Es ist zu wünschen, dass dieses Jahr Schweigen wirklich zu Gold wird. www.theartist-derfilm.de