Dominique Perrault – Kleingarten hinter Glas

Von Friedhelm Denkeler,

Sechs Stunden Louisiana – Sechs Kunstwerke

»Kleingarten hinter Glas«, Dominique Perrault, 1996, aus dem P
»Kleingarten hinter Glas«, Dominique Perrault, 1996, aus dem Portfolio »Letztes Jahr in Kopenhagen«, Kapitel 1 »Louisiana«, Foto © Friedhelm Denkeler 2011

Direkt durch die Giacometti-Halle des »Louisiana – Museum Of Modern Art« (siehe »Louisiana – Ein geniales Zusammenspiel zwischen Kunst und Natur«) erreicht man den See-Garten. Rund um den See verteilt, finden sich auf verschlungenen Pfaden die Werke von fünf internationalen Architekten. Aldo Rossi (Italien), Ralph Erskine (Großbritannien), Joseph Kleihues (Deutschland), Heikkinen-Komonen (Finnland) und Dominique Perrault (Frankreich) haben ihre Vorstellungen eines Gartenhäuschens auf jeweils sieben Quadratmetern auf ungewöhnliche Weise neu interpretiert. Nur Dominique Perrault nutzte die ihm zur Verfügung stehende Fläche für einen Kleingarten hinter Glas. www.louisiana.dk

Yayoi Kusama: “The Gleaming Lights of the Souls”

Von Friedhelm Denkeler,

Sechs Stunden Louisiana – Sechs Kunstwerke

"Im Universum von Kusama", Foto © Friedhelm Denkeler 2011
»Im Universum von Kusama», Foto © Friedhelm Denkeler 2011

Auf dem Kunstspaziergang durch den Skulpturenpark im Louisiana – Museum Of Modern Art (siehe Louisiana – Ein geniales Zusammenspiel zwischen Kunst und Natur) trifft man zwischen vielen alten und wunderschönen Bäumen immer wieder auf Galeriegebäude, die durch gläserne Gänge miteinander verbunden sind. Einige der Gebäude weisen ein unterirdisches, zweites Geschoss auf. Dort fanden wir hinter einer Tür die fantastische Installation von Yayoi Kusma The Gleaming Lights of the Souls.

Öffnet man diese Tür, steht man mitten im Universum von Yayoi Kusama. Maximal zwei Personen dürfen gleichzeitig in den komplett schwarzen und verspiegelten Raum gehen. Man steht auf einem schmalen Steg mitten im Wasser und sieht die glänzenden Lichter der ›Seelen‹, die aus leuchtenden, abwechselnd in verschiedenen Farben sanft scheinenden Kugeln kommen. Die Endlosigkeit der sich spiegelnden Lichter, die über dem Wasser schweben und die Installation an sich, macht atemlos.

Ich sah auf das rote Muster der Tischdecke, als ich aufblickte, bedeckte dasselbe rote Muster die Decke, die Fenster und die Wände, und schließlich den ganzen Raum, meinen Körper und das Universum. Ich begann mich selbst aufzulösen, und fand mich in der Unbegrenztheit von nicht endender Zeit und in der Absolutheit der Fläche wieder. Ich reduzierte mich auf ein absolutes Nichts. [Yayoi Kusama]

Richard Serra – Das Tor in der Schlucht

Von Friedhelm Denkeler,

Sechs Stunden Louisiana – Sechs Kunstwerke

"Richard Serra: The Gate in the Gorge, 1986", Foto © Friedhelm Denkeler 2011
»Richard Serra: The Gate in the Gorge, 1986«, Foto © Friedhelm Denkeler 2011

Der labyrinthische Gang durch den Skulpturenpark im Louisiana – Museum Of Modern Art (siehe Louisiana – Ein geniales Zusammenspiel zwischen Kunst und Natur) in Ny Humlebæk, Helsingør, ist ein wichtiger Teil des Museumsbesuches und eine visuelle Erfahrung der besonderen Art. Hinter jeder Ecke erwartet den Besucher ein neuer Blick auf den Øresund oder auf eine Plastik, meist sogar auf beides. Über eine Brücke, die über eine kleine Schlucht führt, erreicht man Richard Serras Stahl-Skulptur The Gate in the Gorge. Diese ist in Absprache mit dem Künstler standortspezifisch entstanden und aufgestellt worden. Dieses Konzept trifft auch auf die meisten anderen Skulpturen im Park zu.

Richard Serra, geboren 1939 in San Francisco, wurde insbesondere durch seine monomentalen und tonnenschweren Arbeiten aus wetterfestem Corten-Stahl mit der dafür typischen rostigen Oberfläche, bekannt. So schuf er 1977 für die Documenta VI in Kassel das Werk Terminal, vier trapezförmige Platten aus Stahl, die vor dem zentralen Ausstellungsort, dem Fridericianum, aufgestellt zum „Wahrzeichen“ der Documenta wurden. Heute steht die Skulptur in Bochum vor dem Hauptbahnhof. Weitere Werke finden Sie in einer Bilderschau auf flickr. Der Kortenstahl, wie er auch genannt wird, bildet unter der Rostschicht eine dichte Sperrschicht aus festhaftenden Sulfaten, die das Werk vor weiterer Korrosion schützen. www.louisiana.dk

Jean Dubuffet: »Dynamic Manor«

Von Friedhelm Denkeler,

Sechs Stunden Louisiana – Sechs Kunstwerke

"Selbst mit Jean Dubuffets 'Dynamic Manor', 1969/82", Foto © Friedhelm Denkeler 2011
Selbst mit Jean Dubuffets »Dynamic Manor«, 1969/82, Foto © Friedhelm Denkeler 2011

Direkt aus dem Louisiana – Museum Of Modern Art tritt man über einen Steg, der über einen kleinen Teich führt, in einen Innenhof mit der Skulptur von Jean Dubuffet Dynamic Manor aus dem Jahr 1969/82 (siehe Louisiana – Ein geniales Zusammenspiel zwischen Kunst und Natur), die praktisch den gesamten Innenhof ausfüllt. Nur ein kleiner Weg führt um die Plastik herum. Dynamic Manor ist ein schwarz-weiß bemaltes, felsartiges Gebilde aus Polyester, das beim Umrunden jeweils unterschiedliche Perspektiven bietet.

Der Maler, Bildhauer und Collage-Künstler Jean Dubuffet, der 1985 im Alter von 84 Jahren in Paris starb, war der prominenteste Vertreter der französischen Nachkriegskunst. Er nahm in Kassel an der documenta 2 bis 4 teil und engagierte sich für die Art Brut, die eine autodidaktische und antiakademische Richtung bezeichnet. Seine Collection de l´Art Brut in Lausanne ist eine der größten Sammlungen von Kunst sogenannter sozialer Außenseiter. Sie diente ihm oftmals als Vorlage für seine eigene Kunst. www.louisiana.dk

Arne Quinze: My Home, My House, My Stilthouse

Von Friedhelm Denkeler,

Sechs Stunden Louisiana – Sechs Kunstwerke

Das Auge sucht nach dem Betreten der Eingangshalle des »Louisiana – Museum Of Modern Art« zugleich den Blick nach draußen, in Richtung auf den Öresund und auf den vor dem Ufer liegenden herrlichen Landschaftspark mit Skulpturen der berühmtesten Bildhauer der Moderne (siehe Louisiana – Ein geniales Zusammenspiel zwischen Kunst und Natur).

Arne Quinze: "My Home, My House, My Stilthouse", 2011, Foto © Friedhelm Denkeler 2011
Arne Quinze: »My Home, My House, My Stilthouse«, 2011, Foto © Friedhelm Denkeler 2011

Und somit fällt der Blick gleichzeitig auf eine farbig markante und überdimensional große Installation von Arne Quinze: My Home, My House, My Stilthouse. Der 1971 in Belgien geborene Quinze sammelt gebrauchte Materialien aus Holz und stellt sie mit Hilfe von fluoreszierenden Malfarben zu Objekten zusammen.

Für das Burning Man-Festival, das alljährliche Freak-Treffen in der Wüste von Nevada, hatte Quinze 2006 eine gigantische, begehbare Sperrholzskulptur entworfen, die am Ende der verrückten Tage abgebrannt wurde. Er bewegt sich als Künstler im Grenzgebiet von Kunst, Architektur und Design und hat für den Umbau des Bikini-Hauses in Berlin die künstlerische Leitung übernommen. In Deutschland ist er bisher – Achtung Klatsch und Tratsch! – in erster Linie als der neue Mann an der Seite von Barbara Becker bekannt geworden.

Ich liebe Regeln, denn wenn ich sie erst einmal kenne, weiß ich, wie ich sie umgehen kann. Ich bin ein leidenschaftlicher Verfechter von Chaos, dem Fehlen eines Systems. Chaos ist der Motor für meine Arbeit als Designer. Ich schaffe Chaos, das für mich am Anfang einer totalen Unabhängigkeit steht. Arne Quinze

Eine Auswahl von Quinzes verrückten Bauten finden Sie in der Google-Bildersuche, auf seiner Website und im Video beim Aufbau der Installation My Home, My House, My Stilthouse im Louisiana-Museum im Juni 2011. www.louisiana.dk

Louisiana – Ein geniales Zusammenspiel zwischen Kunst und Natur

Von Friedhelm Denkeler,

Sechs Stunden Louisiana – Sechs Kunstwerke

Vierzig Minuten mit der Regionalbahn von Kopenhagen entfernt, Richtung Helsingør, liegt in Ny Humlebæk das fantastische Louisiana – Museum Of Modern Art mitten in einem herrlichen Landschaftspark mit Skulpturen von Alexander Calder, Joan Miró, Richard Serra, Jean Dubuffet, Jean Arp, Max Ernst oder Louisie Bourgeois direkt am Ufer des Øresund mit Blick auf die schwedische Küste (siehe Foto).

Alexander Calder »Little Janey-Waney«, 1964/76, Foto © Friedhelm Denkeler 2011
Alexander Calder »Little Janey-Waney«, 1964/76, Foto © Friedhelm Denkeler 2011

Das Museum ist so konzipiert und in die Landschaft integriert, dass die Grenzen zwischen drinnen und draußen aufgehoben sind. Im Zusammenspiel zwischen Licht und Aussicht, und zwar innerhalb und außerhalb des Museums, wurde unser Ausflug zu einem Spaziergang durch die moderne Kunst nach 1945.

Die ständige Sammlung des Museums weist unter anderem Werke von Alberto Giacometti, Cindy Sherman, Thomas Demand, Gerhard Richter, Andreas Gursky, Richard Long, David Hockney, John Baldessari, Jim Dine, Roy Lichtenstein, Ed Ruscha und Hilla & Bernd Becher auf. Mehrere Sonderausstellungen ergänzten unseren Museumsbesuch: David Hockney: Me Draw on iPad, Louisiana on Paper: Josef Albers, Living Frontiers of Architecture III-IV und The Louisinan Collection Summer 2011.

Der Name des Museums geht auf die drei Ehefrauen des Vorbesitzers des ursprünglichen Gebäudes, Alexander Brun, die alle Louise hießen, zurück. Mit der Eröffnung des Museums im Jahr 1958 sollte ein Ort für moderne dänische Kunst geschaffen werden. Der veränderte sich aber bald in eine Stätte für internationale Kunst. Heute ist Louisiana eine private, aber staatlich anerkannte Institution. Ein Drittel des Etats kommt vom Land, der Rest von Sponsoren. Auch für den Ankauf von Kunstwerken ist das Museum auf private Geldgeber angewiesen.

Sechs begeisternde Stunden verbrachten wir im Louisiana und sechs Impressionen, insbesondere aus dem Außenbereich, habe ich für die nächsten Tage geplant. Ein kleiner Vorgeschmack ist auf den beiden Filmen (Video 1, Video 2), sowie auf der Website vom Louisiana – Museum Of Modern Art zu sehen.