Impressionen von der dOCUMENTA 13 in Kassel
Ein weiterer Standort der Documenta 13 ist der Haupt-/ Kulturbahnhof von Kassel. Jonathan Borofskys Man Walking to the Sky (Himmelsstürmer), die Ikone der documenta 9 (1992), ist mittlerweile vom Friedrichsplatz hierher umgezogen (siehe Foto), stürmt noch immer dem Himmel entgegen und hat nichts von seiner Aussagekraft verloren.
Es ist noch früh am Morgen und eine Documenta-Mitarbeiterin weist darauf hin, dass noch alles geschlossen sei, wir uns aber schon einmal den ›Schrotthaufen‹ ansehen könnten. Gemeint ist das Werk Momentary Monument IV der Italienerin Lara Favaretto am Ende des ehemaligen Güterumschlagsplatzes. Der Fotograf hat eine herrliche Aussicht auf Kunst, alte Gleise, eine wild wuchernde Natur (siehe Foto) und da es früh am Morgen ist, trüben ausnahmsweise auch erst wenige Kunstbegeisterte seine Sicht.
Lara Favaretto hat hier mehrere Lastwagenladungen voller Metall-Schrottteile aus Kasseler Recyclinghöfen auskippen lassen. Der Blick auf vierzig Tonnen Altmetall lässt eine fremde Welt entstehen, in der es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt, je nachdem, wo man gerade steht. Das Werk ist eine einzige amorphe Masse. Man sollte es sich nicht entgehen lassen (siehe Foto).
Aus diesem Schrotthaufen nimmt Favaretto einzelne Teile heraus und präsentiert sie museal in einem Raum innerhalb der Lagerhallen (siehe Foto). Die entstandenen Lücken im Schrotthaufen füllt sie mit ähnlichen Teilen aus rohem Zement aus. »Im Denken der Documenta gewinnt auch der Schrott eine Schönheit eigenen Rechts« [DIE ZEIT].
Über den 1850 gebauten Bahnhof wurde bis 1991 der gesamte Fernverkehr abgewickelt; heute läuft dieser über Kassel-Wilhelmshöhe. Der ehemalige Hauptbahnhof wird unterdessen nur noch für den Nahverkehr genutzt; große Teile des Bahnhofs stehen leer, werden gewerblich vermietet oder für Ausstellungen bespielt.