Von den Brücken – Ein großer, ästhetischer Genuss

Von Friedhelm Denkeler,

Karl-Ludwig Langes stimmungsvolle Photos in der Kommunalen Galerie Berlin

»Der Bunker im Volkspark Humboldthain«, Berlin-Wedding, Foto © Friedhelm Denkeler 1978, aus dem Portfolio und Künstlerbuch »Im Wedding«
»Der Bunker im Volkspark Humboldthain«, Berlin-Wedding, Foto © Friedhelm Denkeler 1978, aus dem Portfolio und Künstlerbuch »Im Wedding«

Mit dem Titel Von den Brücken: Stadtautobahnen und Eisenbahnanlagen, Berlin (West) 1973 bis 1998, zeigt die Kommunale Galerie am Fehrbelliner Platz Photographien von Karl-Ludwig Lange. Geboren 1949 in Minden/ Westfalen, lebt und arbeitet Lange seit 1967 als Photograph in Berlin.

Seit Jahrzehnten ist die Berliner Stadtgeschichte und Industriearchäologie Langes Arbeitsschwerpunkt. Darüber hinaus beschreibt er mit Hilfe der Photographie die Wechselbeziehung zwischen der Stadt Berlin und dem brandenburgischen Umland.

In der Kommunalen Galerie sind jetzt zwei große Gruppen von insgesamt 107 Photos zu sehen: Die Blicke von Berliner Brücken auf Schnellstraßen und Gleisanlagen. Die Eisenbahnanlagen zeugen von dem zentralen Verkehrsknotenpunkt, der Berlin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war und die Stadtautobahn verdeutlicht die Entwicklung in der zweiten Hälfte.

Der Berliner Fotograf Karl-Ludwig Lange versteht sich im wörtlichen Sinne als Stadtfotograf. Im Gegensatz zum Architekturfotografen interessiert Lange nicht das singuläre architektonische Objekt. In all seinen Projekten und Arbeiten … begreift Lange Architektur als Umfeld für soziale und gesellschaftliche Phänomene, als Teil eines gestalteten Raumes, eines Gesamtzusammenhanges. Karl-Ludwig Lange geht es um urbane Strukturen, deren Geschichte und Entwicklungen, deren Zusammenhänge und Zeichenhaftigkeit. [Simone Förster]

Ein Besucher schrieb in das Gästebuch. »Möge es in Deinem Herzen heiterer aussehen als in Deinen Fotografien«, andere vermissen die Bildunterschriften (obwohl es ein Handout mit den Titeln gibt). Verstanden haben wohl beide die Bilder nicht. Die Titel würden wieder nur eine Dokumentation vortäuschen, würden vom eigentlichen Inhalt ablenken.

Langes Photos muss man auf sich wirken lassen und die Stimmungen in ihnen erkennen, dann überkommen einen, zum Beispiel in den noch nicht durchgestylten Brachen auf dem Bahngelände, die Sehnsüchte: November-Nebel, schneebedeckte Industrielandschaften und Schienen im Gegenlicht. Alle Bilder weisen mehr oder weniger ihre eigene melancholische Ästhetik auf. Die hervorragend von Lange abgezogenen Baryt-Prints tun ein Übriges dafür. Sehenswert! Unbedingt noch bis zum 24.04.2011 anschauen. www.kommunalegalerie-berlin.de + www.k-l-lange.de