Joel Sternfeld – Pionier der künstlerischen Farbfotografie.
Die Ausstellung bei C|O zeigt, dass Joel Sternfeld (*1944), neben William Eggleston und Stephen Shore, zu Recht zu den Big Three der amerikanischen Farbfotografen zählt. Da die Ausstellung nur bis zum 13. Januar zu sehen ist, empfehle ich unbedingt noch einen Besuch der Galerie. Die Drei gehören zu den Vertretern der New Color Photography, die seit den 1970er Jahren Farbe in der künstlerischen Fotografie einsetzen. Die Bilder der klassischen Kunstfotografie waren bis dahin eher schwarz-weiß. In der populären Fotografie für Mode und Werbung und auch in der Amateurfotografie war Farbe natürlich schon länger angesagt.
Die Retrospektive zeigt die wichtigsten abgeschlossenen Projekte von Sternfeld. Sie beginnt mit Nags Head, North Caroline“ (1976). Ohne Farbe würden diese Bilder nicht funktionieren (so wie auch auf meinem Foto). In zwei weiteren Frühwerken Happy anniversara Sweeetie Face! (1970-1978) und Rush Hour (1976) arbeitet Sternfeld in der Tradition der Street Photography. Mit diesen Bildern habe ich Sternfeld in den späten 1970er Jahren kennen und schätzen gelernt.
In der Serie Stranger Passing (1987-2000) hat Sternfeld das menschliche Porträt in den Mittelpunkt gestellt. Aber im Gegensatz zu dem legendären August Sander zeigt er die Menschen nicht ihrer beruflichen Situation untergeordnet, sondern in ihren oft skurrilen (Selbst)-Inszenierungen. In der Summe ergeben sie ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft. Während einer mehrjährigen Reise mit einem VW-Bus entstand die Serie American Prospects (1978-1986), in der er die Beziehung zwischen den Menschen und der Umgebung zeigt. Im Gegensatz zu den frühen Aufnahmen entstanden diese mit einer Großbildkamera. Die Fotos sind dementsprechend groß abgezogen und man muss sie auch so sehen und genießen.
Im Oxbow Archiv (2005-2007) sind Landschaften in der Einzigartigkeit der Jahreszeiten zu erleben; sie zeigen aber auch die Narben der Zerstörung. In On This Site (1993-1996) werden Schauplätze von Verbrechen abgelichtet. Die Verbrechen selbst werden nicht dargestellt, aber Texte erläutern sie. In Walking the High Line“ (2000-2001) zeigt Sternfeld eine stillgelegte zwei Kilometer lange Hochbahnstrecke mitten in Manhattan, die von der Natur zurückerobert wurde.