Ein Bankenthriller mit Kevin Spacey, Jeremy Irons und Demi Moore
Gestern Morgen beim Studium des Wirtschaftsteils des Tagesspiegels dachte ich für einen kurzen Moment, hier fehlt doch eine Meldung über die Wirtschaftskrise. Der am Abend zuvor gesehene Berlinale-Film im Wettbewerb »Margin Call« von JC Chandor hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Als »Margin Call« wird übrigens in der Finanzwelt die Nachschusspflicht bezeichnet, die bei Verlust der festgelegten Mindest-Deckungshöhe angefordert wird. Oder so ähnlich.
Apropos Nachschuss: Die Parallelen zum Western »True Grit« sind verblüffend. In Margin Call agiert ein altgewordener 68er mit langer Mähne in bester Westernmanier als CEO einer Investmentbank. Vom Hippie zum Kapitalisten sozusagen. Auf dem roten Teppich trat Jeremy Irons übrigens mit Cowboy-Stiefeln und Fransen-Lederjacke auf. Das Finanzcasino wird, und das ist eine weitere Parallele zu True Grit, von der Männerwelt beherrscht. Die einzige Frau, Demi Moore, wird am Ende gefeuert.
Margin Call ist ein verdammt guter, sehr empfehlenswerter Film, einem Kammerspiel gleichend, mit wunderbar agierenden Schauspielern. Aber ich verließ den Berlinale-Palast mit einer gewissen Wut (oder war es Resignation?) im Bauch ob der Skrupellosigkeit der Finanzbranche und deren Brokern. Selbst kleinste Ansätze von Moral gehen in der Gier nach Money, Macht und Besitzstandswahrung auf hohem Niveau unter. Eine Änderung zeichnet sich selbst drei Jahre nach der Finanzkrise nicht ab. In einer gläsernen Welt, hoch in den Wolken und über allem thronend, findet der Kontakt zur Welt der Sterblichen maximal im zufälligen Zusammentreffen mit der Putzfrau im hauseigenen Fahrstuhl statt. Wer hier die Außerirdischen sind, ist wohl klar.
Der Thriller vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise von 2008 spielt in der New Yorker Wall Street – in den Büros einer bedeutenden Investmentbank während jener entscheidenden 24 Stunden, die dem Eingeständnis ihres finanziellen Bankrotts vorangehen. Hier wird dem jungen Analysten Peter Sullivan nach Durchsicht der Akten schlagartig klar, dass die Bewertungen, auf denen das Geschäftsmodell der Firma beruht, fehlerhaft sind, und dass die Aktiva im Hypothekengeschäft nicht jenen Wert besitzen, der in den Büchern ausgewiesen ist. Im Gegenteil: Sie haben das Unternehmen an den Rand des Ruins gebracht. Im Laufe der Nacht verbreitet sich diese Einsicht unter den führenden Mitarbeitern, die zusammenkommen, um die Bank zu retten. Zu ihnen gehören der erfahrene Börsianer Sam Rogers, sein Vorgesetzter Jared Cohen, die Risikoanalystin Sarah Robertson sowie der Firmenchef John Tuld, der mit dem Helikopter eingeflogen wird. Er ist es schließlich, der einen Rettungsplan entwirft: Sobald am Morgen die Börse öffnet, sollen sämtliche „toxischen“ Papiere abgestoßen werden. Dies ist ein Schachzug, der nicht nur für die Wall Street verheerende Folgen hat … (Quelle: Filmbeschreibung)