Impressionen von der dOCUMENTA 13 in Kassel
Nach den künstlerisch nicht so ganz überzeugenden Eindrücken im Fridericianum und in der Documenta-Halle suchten wir einen Ausgleich in einem Außenbereich der Documenta 13, dem anderthalb Quadratkilometer großen barocken Landschaftspark Karlsaue an der Fulda, der zum ersten Mal als Ganzes in die Documenta einbezogen wurde. Es wurde der längste Kunst-Spaziergang, den ich je machte.
Die Karlsaue ist ein um 1570 symmetrisch angelegter Lustgarten mit Perspektivachsen und künstlichen Kanälen. 1785 wurde er zu einem Englischen Garten umgestaltet. Seit 1959 dient er auch als Veranstaltungsort für die Documenta.
In der Nähe der Orangerie erblickt man bereits von der »Schönen Aussicht« aus, einen ›toten‹ Baum, in dessen Geäst irritierenderweise ein riesiger Granitfindling gestrandet ist (siehe Foto). Erst wenn man sich dem Werk weiter nähert, kann man erkennen, dass der neun Meter hohe Baum aus Bronze besteht.
Der schwere Stein muss vom Himmel gefallen sein und erinnert gleichsam an eine Wolke, die sich dort niedergelassen hat. Die Gesetze der Schwerkraft sind überwunden. Das irritiert gewohnte Denkweisen und stellt sie auf den Kopf.
Diese Plastik Idee di pietra (Ansichten eines Steines) des Italieners Giuseppe Penone, einem Vertreter der Arte Povera, war das erste Kunstwerk der Documenta 13, das in der Karlsaue bereits im Juni 2010 eingeweiht wurde. Das Werk könnte als das Symbol der Documenta 13 in die Geschichte eingehen. Am Fuße des Baumes pflanzte Penone eine kleine Stechpalme, die es mit dem Wachsen nicht besonders eilig hat; mal sehen, wie groß sie zur nächsten Documenta geworden ist. Und nun begann ein wahrer Kunst-Parcours durch die Karlsaue. Einige, der über fünfzig Kunst-Punkte möchte ich in den nächsten Tagen vorstellen.