Martin Gostner mit »Der Erker der Blauen Pferde« auf der Terrasse der Neuen Nationalgalerie Berlin
Bei einem Spaziergang auf der Terrasse rund um die Neue Nationalgalerie in Berlin muss man zurzeit sehr vorsichtig sein, sonst tritt man in einen Misthaufen. Wer danach sucht, entdeckt vier verschiedene Haufen mit blauen Pferdeäpfeln. Aber welche Pferde haben sie dort hinterlassen und vor allen Dingen, wo sind die dazugehörenden Pferde geblieben? Zur Beruhigung: es handelt sich um die geruchsneutrale „Hinterlassenschaft“ des Künstlers Martin Gostner; aber wo die Blauen Pferde und der dazugehörige Turm geblieben sind, kann er auch nicht erklären.
Das Gemälde »Der Turm der blauen Pferde« (1913) von Franz Marc wurde von den Nazis als entartet verfemt. Das Meisterwerk des Expressionismus wurde 1919 von der Nationalgalerie angekauft und gehörte bis zu seiner Beschlagnahmung 1937 zum Kernbestand des Museums. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gilt es als verschollen. Angeblich hat man es in Berlin-Zehlendorf bis 1949 noch gesehen, später vermutete man es in einem Schweizer Banksafe. Vielleicht lagert es als Kriegsbeute an einem unbekannten Ort oder es wurde zerstört?
Martin Gostner will mit seiner Installation, wie bereits mit seinen sechs vorhergehende Aktionen (Erker-Projekt) an verschiedenen Orten, auf das verschwundene Gemälde hinweisen; auf dass die Pferde in den Stall zurückkommen, dorthin, wohin sie gehören: in die Neue Nationalgalerie. Das Gemälde Der Turm der blauen Pferde finden Sie zum Beispiel hier.