Eine Dreiecks-Geschichte um den jungen Schiller

Von Friedhelm Denkeler,

»Die geliebten Schwestern« von Dominik Graf – eine berauschender »Brieffilm«

Vor kurzem noch in Weimar davor gestanden – Schillers Geburtshaus – und gestern als Schluss-Einstellung in Dominik Grafs Film »Die geliebten Schwestern« erneut in der Jetzt-Zeit gesehen. Zunächst ohne Menschen, aber dann kommen die Touristen von allen Seiten herbei. Der Film spielt um 1788 und die fernmündliche Kommunikation zwischen Friedrich Schiller, hier noch ohne ‚von‘ (Florian Stetter), Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius) und deren Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) wird ausschließlich durch verschlüsselte Briefchen hergestellt. Und das oft mehrmals am Tag. Jeden SMS-Tipper sehe ich ab sofort mit ganz anderen Augen.

»Schillers Wohnhaus in Weimar«, Foto © Friedhelm Denkeler 2014
»Schillers Wohnhaus in Weimar«, Foto © Friedhelm Denkeler 2014

Die Liebe bleibt … nach den träumerischen Wirren jenes Sommers 1788 letztlich doch so unfrei, dass sie weiter versteckt werden muss hinter fassadenwahrenden Arrangements … Ob die jüngere Charlotte durch die Ehe mit Schiller auch die Beziehung der älteren Caroline zu ihm ermöglicht, und ob Carolines zweite Ehe mit dem dann doch irgendwann auftauchenden von Wolzogen (Freund von Schiller) womöglich nichts als ein weiteres Arrangement ist, Schiller nahe zu sein? [DIE WELT].

Ob die Utopie einer Liebe, die Ménage-à-trois, sich wirklich so abgespielt hat, ist nicht überliefert. Nur ein Brief soll übrig geblieben sein, so der Erzähler (Dominik Graf) aus dem Off. So könnte es gewesen sein. Ein empfehlenswerter Film und mit 170 Minuten keine Minute zu lang.