Eine ost-westliche Bilderbiografie in Schwarzweiß

Von Friedhelm Denkeler,

Barbara Wolff: »In eigener Sache«, Ausstellung in der Collection Regard bis 08.12.2017

Fotografie ist mein Leben. Es sind die Bilder, die bleiben … Somit prägt die Erinnerung die Bilder – oder besser: Die Bilder prägen die Erinnerung. [Barbara Wolff]

„Fixpunkte im Werk von Barbara Wolff sind immer wieder Aufzeichnungen von biografischen Augenblicken und prägenden Stationen ihres Lebens in der DDR und in der Bundesrepublik – es entstehen mit persönlicher und subjektiver Bedeutsamkeit aufgeladene fotografische Momente, die den Betrachter einbeziehen in Barbara Wolffs individuelle Erfahrungswelt. Gleichzeitig gelingt Barbara Wolff auch die Abstraktion und Verallgemeinerung der persönlich-subjektiven Herangehensweise. Sie erschafft universell gültige, in ihrer Wahrheit über den Menschen berührende und so wiederum mit Bedeutsamkeit aufgeladene fotografische Momente, die durch ihre Allgemeingültigkeit eine gemeinsame Ebene und Kommunikationsmöglichkeit zwischen der Erfahrungswelt des Betrachters und der Fotografin herstellen.

Diese Werke gehen über die Dokumentation der realen, objektiven Wirklichkeit hinaus. Im wortwörtlichen entscheidenden Moment gelingt es Barbara Wolff, ihre Sujets feinfühlig in hoher fotografischer Qualität und in sehr ausgewogenen Kompositionen einzufangen und mit zusätzlichen Bedeutungsebenen aufzuladen. Es entsteht eine überwirkliche, magische Welt. Dabei hat die künstlerische Sprache von Barbara Wolff, die für mich im Magischen Realismus zu verorten ist, eine starke humanistische Komponente. Viele Bilder zeigen uns Menschen in ihrer unmittelbaren und kompromisslosen Würde, im Spannungsfeld zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke.

Das Werk von Barbara Wolff und die Bandbreite der von ihr genutzten Kameras, von Kleinbild bis zur Großformatkamera, ist vielfältig in seinen Sujets und seiner Umsetzung. Dabei ist stets ihre persönliche Handschrift zu erkennen. Der Wille, Themen auf ihre eigene unverwechselbare Art und Weise zu verfolgen, bleibt immer spürbar. Und genau darum heißt diese Ausstellung ‚In eigener Sache'“. [Marc Barbey]

Katalog zur Ausstellung Barbara Wolff: »In Eigener Sache« (Leipzig, Hauptbahnhof 1985), Foto © Friedhelm Denkeler 2017
Katalog zur Ausstellung Barbara Wolff: »In Eigener Sache« (Leipzig, Hauptbahnhof 1985), Foto © Friedhelm Denkeler 2017

Anhand von Vintage Prints zeigt Marc Barbey in seiner Collection Regard einen Überblick über das fotografische Werk von Barbara Wolff, die 1951 in Kyritz geboren wurde. Hier in Brandenburg hat sie noch vor der Wende ihr Langzeitprojekt über das Dorf Sechszehneichen realisiert (1982-1985), in dem sie unter anderem die Bewohner am Rande der schnurgeraden Pflastersteinstraße in und vor ihren Häusern sachlich und klar porträtiert hat.

Aber auch Wolffs fotografische Anfänge an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, die sie „Translucents“ (1975/76) nennt, sind zu sehen: Experimentelle Arbeiten mit Negativ-Positiv Belichtungen und Mehrfachbelichtungen, abgezogen auf Reprofilm , teilweise montiert zu zwei transparenten Bildern übereinander, so dass sich eine Dreidimensionalität ergibt. Die Ausstellung ist zwar bald beendet, aber Barbara Wolffs Gesamtwerk ist vorzüglich auf ihrer Website dokumentiert. Ein Besuch lohnt sich. Inzwischen lebt und arbeitet sie in Berlin. www.collectionregard.dewww.barbarawolff.eu

Sonnenschein. Oder: Fighting in a concrete Jungle

Von Friedhelm Denkeler,

Christian Schulz mit Fotografien aus den 1980er Jahren in der Collection Regard

Dagmar Stenschke (1947 – 2011), in den einschlägigen Kreuzberger Kneipen nur »Sunshine« genannt, soll ihre Anrede auf den Namen ihres Lieblings-LSD bezogen haben. Jetzt ist sie großformatig auf einer Fotografie von Christian Schulz in der Galerie »Collection Regard« von Marc Barbey in der Steinstraße 12 in der Ausstellung »Christian Schulz – Fotografien. West-Berlin 1981–1989«, noch bis zum 25. Mai 2017 zu sehen. Schulz (*1961) kam 1981 aus Nord-Deutschland nach West-Berlin, in die Halbstadt, die viele junge Leute wegen ihres besonderen Status als Freiraum begriffen und gestalteten. Schulz fotografierte für die tageszeitung (TAZ), Zitty, später auch für die Berliner Zeitung“ und arbeitet als Standfotograf u.a. bei den Filmen von Christian Petzold.

Christian Schulz mit der Arbeit »Dagmar Stenschke, genannt Sunshine« 1982, Foto © Friedhelm Denkeler 2017
Christian Schulz mit der Arbeit »Dagmar Stenschke, genannt Sunshine« 1982, Foto © Friedhelm Denkeler 2017

Es war die Zeit der Demonstrationen, CSD-Paraden, der besetzten Häuser in Kreuzberg und Schöneberg, die Zeit der Konzerte von Ton, Steine, Scherben mit Rio Reiser, den Bands Malaria oder IDEAL an den inzwischen legendären Orten wie dem SO36, der Brauerei Zehlendorf oder dem Tempodrom. Christian Schulz war immer mit der Kamera dabei. Seine ehrlichen und persönlichen Porträts von Penelope Cruz, Michelangelo Antonioni, Emmanuelle Béart, Maria Schrader, Johnny Depp, Jane Birkin oder Wim Wenders, die während der Internationalen Filmfestspiele in Berlin entstehen, lichten die Porträtierten nicht als unnahbare Stars, sondern als uns berührende Menschen ab.

Die Schwarz-Weiß-Fotografien von Christian Schulz sind fesselnde Erzählungen. Die Bilder sind informell und en passant aufgenommen, nichtdestotrotz gelingt es Schulz, die Essenz des Moments, der Bewegung und des Geschehens erzählerisch einzufangen. Die Bilder ermöglichen uns, in diese festgehaltenen Momente einzutauchen, sie wahrhaftig zu erleben und einzelnen Menschen zu begegnen. Ob mitten in einer Demonstration, im Konzertsaal oder im Privaten eines besetzten Hauses, erlauben uns die Bilder mit seltener, erfrischender Leichtigkeit und Respekt nah dran zu sein. Die eingefangene Welt wird lebendig und bringt uns zum Staunen, zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken oder zum Erschrecken. [Marc Barbey].

Die Ausstellung wird durch die Publikation aus dem Lehmstedt Verlag »Christian Schulz – Die wilden Achtziger. Fotografien aus West-Berlin« begleitet. www.collectionregard.de

Auf der Suche nach den verschwundenen Cibachromes

Von Friedhelm Denkeler,

Die Ruhe vor dem Sturm in Kreuzberg. Buchvorstellung Siebrand Rehberg: »West-Berlin 1972-1977«

»Berlin-Kreuzberg 1972«, Foto © Siebrand Rehberg 1972
»Berlin-Kreuzberg 1972«, Foto © Siebrand Rehberg 1972

Die Rezipienten von Kunstwerken lieben es, wenn diese eine besondere Geschichte haben – und der Berliner Photograph Siebrand Rehberg hat eine wunderbare Story für seine 1972 bis 1977 entstandenen Farbphotographien mit Berliner Kiezfassaden parat. Die auf 9×12 cm Dia-Material gemachten Aufnahmen wurden von Rehberg als Ausstellungsprints auf Cibachrome-Positivpapier vergrößert und waren im Herbst 1976 in der Fotogalerie Zillestraße in West-Berlin erstmalig zu sehen. Anschließend gingen sie nach Kopenhagen, wo sie Anfang 1978 in der »fotografisk galleri« ausgestellt wurden. Seitdem sind sie verschwunden.

Zusammen mit Marc Barbey von der Collection Regard hat Rehberg noch einmal nachgeforscht. Die Betreiber der »fotografisk galleri« bestätigten, dass die Bilder nach Ausstellungsende zurück nach Berlin gegangen sind. Bei Rehberg sind sie aber nicht angekommen und die Betreiber der Galerie Zillestraße sind nicht mehr ausfindig zu machen. Die insbesondere durch ihre hohe Archivfestigkeit, Lichtbeständigkeit und exzellente Farbbrillanz bekannten Cibachrome-Abzüge sind heutzutage nicht mehr herzustellen, da 2011 die Herstellung der Materialien von Ciba-Geigy/ Ilford eingestellt wurde. Vielleicht dient das hier vorzustellende Buch nun auch dazu, dass die Bilder wieder auftauchen; dies dürfte aber nach fast 40 Jahren eher unwahrscheinlich sein, wäre aber das märchenhafte Ende einer besonderen Geschichte.

Glücklicherweise befinden sich die Diapositive der Kreuzberger Fassaden noch im Besitz von Siebrand Rehberg. Sie waren die Grundlage für das jetzt erschienene exzellente Fotobuch im von Almut Weinland geleiteten ConferencePoint Verlag. Das Buch erlaubt den doppelten Rückblick auf die um 1900 im typischen Berliner Gründerzeitstil entstandenen Mietshäuser und deren Zustand in den 1970er-Jahren, kurz vor der Kahlschlag-Sanierung im Kreuzberger Kiez. Im Gegensatz zu Rehbergs Berlin-Fotografien der frühen Siebzigerjahre, die Stadtansichten und Menschen in Schwarzweiß zeigen, sind im vorliegenden Buch die maroden Hauseingänge, Läden und Fassaden auf Erdgeschosshöhe in Farbe zu betrachten.

»Berlin-Kreuzberg  Kottbusser Straße 24 1976«, Foto © Siebrand Rehberg 1976
»Berlin-Kreuzberg Kottbusser Straße 24 1976«, Foto © Siebrand Rehberg 1976

Die Menschen bleiben auf den Bildern unsichtbar, »aber sie haben fantasievolle Spuren hinterlassen, Farbinseln inmitten von Tristesse aus den Grautönen des Verfalls. Bunte, witzige, surreale, mitunter psychedelische Manifestationen von Lebenslust und Aneignung des neugewonnenen Lebensraums. Nicht ohne die farbenfrohe Hippie-Ära zu zitieren, mit anarchischem Gestus und politischer Empörung. Eine große Ruhe und Entschleunigung strahlen die Motive dennoch aus, eine Ruhe vor dem vermeintlichen Sturm. Denn viele Gebäude sind vor dem Abriss bedroht.« [Erik Steffen]

Anlässlich der neuen Publikation »Siebrand Rehberg West Berlin 1972-1977« mit 45 Photographien, herausgegeben von Marc Barbey, mit einem Text von Erik Steffen, findet am Donnerstag, den 19. November 2015, um 19 Uhr eine Buchpräsentation in Anwesenheit von Siebrand Rehberg, Almut Weinland vom Conference Point Verlag, Erik Steffen, Autor des begleitenden Textes und Marc Barbey in der Collection Regard statt. Am selben Abend wird auch das Portfolio »West Berlin 1972-1977 Siebrand Rehberg« mit zehn Fotografien im Passepartout in einer Kassette präsentiert.

Wikipedia über Siebrand Rehberg

Der Mann, der die Frauen(beine) liebte

Von Friedhelm Denkeler,

Fotoausstellung »Manfred Paul – En Passant« in der Collection Regard bis zum 18.12.2015

Die Beine der Frauen sind die Zirkel, die den Erdball in allen Himmelsrichtungen ausmessen und ihm sein Gleichgewicht und seine Harmonie geben. [Bertrand Morane in »Der Mann, der die Frauen liebte«]

"Manfred Paul – En Passant", 1986 – 1990, Spector Books, Leipzig 2015, Foto © Friedhelm Denkeler 2015
„Manfred Paul – En Passant“, 1986 – 1990,
Spector Books, Leipzig 2015,
Foto © Friedhelm Denkeler 2015

Als erstes fällt einem, wenn man Manfred Pauls neue Ausstellung »En Passant«  in Marc Barbeys Collection Regard sieht, François Truffauts Film Der Mann, der die Frauen liebte aus dem Jahr 1977, ein.

Der Ingenieur Bertrand Morane, gespielt von Charles Denner, verliebt sich in die Beine einer unbekannten Frau. Seit seiner  Jugendzeit interessiert er sich für Frauenbeine und letztendlich sind diese auch für sein tragisches Ende verantwortlich.

Auch Manfred Pauls Photographien kann man als Suche nach einem Traumbild, nach dem Geheimnis des Weiblichen verstehen. Aber im Gegensatz zu Truffauts Film sind sie eher zufällig, en passant, in der Zeit zwischen  1986 und 1990 entstanden und jetzt zum ersten Mal öffentlich bei Marc Barbey zu sehen.

Fast dreißig Jahre lang war Manfred Paul als Lehrer für Photographie tätig. Erst in den letzten Jahren hatte er Zeit, sein Archiv aufzuarbeiten und so bekommen wir neben den bekannten Stadtbildern wie »Berlin Nordost« (1973-1989),  nun auch den Werkzyklus »En Passant« zu sehen.

Die Beine der Frauen sind nackt oder tragen Strümpfe, mal undurchsichtig – mal durchsichtig; sie stehen sittsam nebeneinander, werden gekreuzt oder locker übereinander geschlagen; sie bleiben anonym und sind doch individuell und so unterschiedlich wie die dazugehörenden Besitzerinnen. Sagt die Phantasie zumindest. Zu sehen sind aber en passant eben nur die Beine und sie stehen ganz allein für sich.

»Manfred Paul mit der Arbeit »Im Restaurant«, 1986, Collection Regard, Berlin, Friedhelm Denkeler 2015
»Manfred Paul mit der Arbeit »Im Restaurant«, 1986, Collection Regard, Berlin, Friedhelm Denkeler 2015

Harald Martenstein hat in seiner Kolumne im ZEIT-Magazin darüber geschrieben, wie schwierig es heutzutage ist, Frauen Komplimente zu machen. Schnell steht man als Mann unter Verdacht, auf Anmache aus zu sein. Er kommt zu dem Fazit, dass es mit Komplimenten wie mit Humor ist, also meist eine Gratwanderung zwischen gutem und schlechtem Geschmack. Die Alternative, ein Leben ohne Humor und wertschätzende Komplimente, ist aber nicht erstrebenswert.

Marc Barbey in seiner Eröffnungsrede am 10. September 2015: »So ist diese Ausstellung auch ein Plädoyer für Komplimente, … für wohlwollende, freundliche und respektvolle Aufmerksamkeit, für einen Blick, der immer auf der Suche nach Schönheit ist. Und ich vertraue Manfred Pauls guten Geschmack, dem es gelingt, auf dem Grat zu balancieren, der es uns erlaubt, seine Freude am eingefangenen Moment zu teilen.«

Die Sinnlichkeit der Bilder ist offenbar, ohne je sich aufzudrängen liegt sie still in den Bildern, so wie ein stilles Begehren erweckt wird. [Hubertus von Amelunxen]

Kreuzberg wie es einmal war …

Von Friedhelm Denkeler,

Siebrand Rehberg in der Collection Regard mit Berlin-Fotografien der frühen Siebzigerjahre.

Die Fotografien … sind eine echte Entdeckung. Sie setzen die Tradition des flanierenden Fotografen fort und lassen uns den Wandel Kreuzbergs in den 70er Jahren nacherleben [tageszeitung TAZ].

Er war einer der ersten Schüler von Michael Schmidt, noch bevor dieser die legendäre »Werkstatt für Photographie« in Kreuzberg ins Leben rief: Siebrand Rehberg. Rehberg fotografierte in den 1970er Jahren, wie sein Lehrer, zunächst hauptsächlich in seinem Wohnbezirk Berlin-Kreuzberg (das frühere SO 36 wurde auf drei Seiten von der Mauer fast eingeschlossen). Im Gegensatz zu Schmidts damaligen Stadtlandschaften, bewegte er sich auf der Straße zwischen den Menschen und hielt diese einfühlsam in seinen Fotografien fest. Die Originale sind jetzt zum ersten Mal öffentlich in der Collection Regard unter dem Titel „BERLINER. Signale des Aufbruchs – Siebrand Rehberg – Fotografien 1971 – 1976 “ zu sehen.

»BERLINER. Signale des Aufbruchs – Siebrand Rehberg – Fotografien 1971 – 1976« in der Collection Regard; Foto © Friedhelm Denkeler 2014
»BERLINER. Signale des Aufbruchs – Siebrand Rehberg – Fotografien 1971 – 1976« in der Collection Regard; Foto © Friedhelm Denkeler 2014

Die Alltagsszenen hielt Rehberg in beeindruckenden Bildern fest: Kinder spielen auf einem VW-Käfer-Wrack im Engelbecken-Hof; ein Seil hüpfendes Mädchen spielt an der Mauer am Leuschnerdamm; der für die Urlaubsreise in die Türkei vorgesehene VW-Bus am Fraenkelufer wird bepackt und zusätzlich werden die Koffer mühselig auf dem Dach festgezurrt; eine Kiosk-Besitzerin posiert mit ihren Kunden am Schlesischen Tor oder ein Trupp von Ostberliner Grenzsoldaten repariert, unter Bewachung von Westberliner Polizisten, die Mauer an der Heidestraße.

Bereits in den 1970er Jahren spielte sich ein Teil des Lebens öffentlich in den Straßen Berlins ab. Die Gastarbeiter, wie sie damals genannt wurden, brachten ihre Kultur mit nach Deutschland und insbesondere nach Berlin-Kreuzberg. Die Fotografie „Görlitzer Straße“ hält dies bemerkenswert fest: Zwischen den beiden Hauseingängen, in denen jeweils ein türkisches Ehepaar getrennt sitzt, spielen Kinder und ganz am Rande des Bildes verfolgt eine deutsche Hausfrau das Geschehen hinter der Gardine.

Rehberg zeigt aber auch Berliner Stadtlandschaften in West und Ost: ein riesiges Brennnessel-Feld an der Mauer; ein Zeitungskiosk am Görlitzer Bahnhof, voll gepflastert mit Zeitschriften der Regenbogen-Presse; der Wochenmarkt am Winterfeldplatz, auf dem Wolfgang Menge gerade einkauft; eine neue Hochhaussiedlung an der Lindenstraße; ein startendes Flugzeug über dem Friedhof Neukölln und immer wieder Bilder mit der Mauer und dem Todesstreifen, zum Beispiel an der Oderberger Straße.

Die 1970er Jahren leiten den sogenannten Aufbruch ein und Rehberg zeigt die Zeit vor den kurz bevor stehenden Umbrüchen. Ein Zeitzeugnis, wie wir heute nach vierzig Jahren konstatieren können. Erik Steffens stellt im Katalog fest: „Das Aufkommen neuer sozialer Bewegungen setzt Siebrand Rehberg immer indirekt ins Bild, sein Interesse liegt vor allem an den Menschen. Ihnen begegnet er mit Respekt und Neugier, lässt ihnen ihre Würde.“

Siebrand Rehbergs Straßenfotografien haben mich auf Anhieb überzeugt, denn er hat es geschafft, einen sehr breiten Teil der Kreuzberger und Berliner Gesellschaft eindrucksvoll und einfühlsam einzufangen. Er liefert uns mit hohem fotografischem Können ein wunderbares Zeitdokument von Menschen aller Schichten, sowohl aus West- als auch Ost-Berlin. [Der Sammler Marc Barbey]

Kreuzberg wie es einmal war, heute ist es Geschichte. Die Ausstellung, die von Antonio Panetta kuratiert wurde,  findet im Rahmen des Monats der Fotografie in Berlin statt. Dieser ist zwar inzwischen beendet, aber viele Ausstellungen laufen bis Januar 2015 weiter. Die Ausstellung von Siebrand Rehberg gehört zu den sehenswerten fotografischen Arbeiten in diesen Wochen in Berlin. Die Ausstellung in der Collection Regard des Sammlers Marc Barbey ist noch bis zum 12.12.2014 zu besichtigen (wird hoffentlich verlängert). Im Nicolai-Verlag ist das Buch von Siebrand Rehberg Signale des Aufbruchs – Berlin-Fotografien der frühen Siebziger Jahre als Katalog erschienen. Collection Regard | Fotostrecke mit 20 Bildern auf Spiegelonline