Das Problem ist, dass das Problem das Problem ist

Von Friedhelm Denkeler,

Matti Geschonneck zeigt »In Zeiten des abnehmenden Lichts« unspektakulär den Verfall der DDR

Als am 1. Oktober 1989 der DDR-Funktionär Wilhelm Powileit (Bruno Ganz) an seinem 90. Geburtstag einen Empfang gibt, antwortet er auf die Frage, wie er die politische Lage in der DDR einschätzt »das Problem ist, dass das Problem das Problem ist«. Bruno Ganz spielt seine Rolle als starrsinniger Altstalinist ganz hervorragend, aber ebenso lobend hervorzuheben sind Ausstattung und Requisite; so eine perfekt verfallene, so lebendig vollgestopfte, so ›schöne‹ Villa, hat man selten gesehen. Der Film von Matti Geschonneck (»Sommer vorm Balkon«) handelt vom Ende einer Illusion, von der Auflösung eines Staates, vom Verlust der Heimat und von Idealen.

Filmplakat »In Zeiten des abnehmenden Lichts« mit Bruno Ganz, Foto © Friedhelm Denkeler 2017
Filmplakat »In Zeiten des abnehmenden Lichts« mit Bruno Ganz, Foto © Friedhelm Denkeler 2017

»kunstundfilm« urteilt, der Film »bündelt wie unterm Brennglas die vielschichtigen und widersprüchlichen Biografien und Mentalitäten, welche die Einzigartigkeit der DDR ausmachten. Ihr vermessener Anspruch, das bessere Deutschland zu sein, wird im Augenblick des Dahinscheidens am kenntlichsten: nicht als Polit-Theorie, sondern im Streben und Scheitern ihrer Bewohner – ihre Wünsche und Enttäuschungen wirken bis heute nach. Das ist großes Kino zur Zeitgeschichte, das dem Publikum seine Herkunft nuanciert vor Augen führt. Was hierzulande leider selten vorkommt: Es ist ja viel einfacher, auf tote Nazis einzudreschen.« Am 7. Oktober 1989 wurde in der DDR der 40. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert. Es war ihr letzter.