Der Schatten des Photographen

Von Friedhelm Denkeler,

Ein neues Portfolio auf meiner Website LICHTBILDER: »Schatten und Spiegel – Selbstbildnisse 1976 bis 2020«.

»Flucht aus dem Paradies« (Nicolas Roeg: »Walkabout«, GB/Australien 1971), Berlin, aus dem Portfolio »Schatten und Spiegel», Selbstbildnisse 1976 bis 2020, Foto © Friedhelm Denkeler 1989
»Flucht aus dem Paradies« (Nicolas Roeg: »Walkabout«, GB/Australien 1971), Berlin, aus dem Portfolio »Schatten und Spiegel», Selbstbildnisse 1976 bis 2020, Foto © Friedhelm Denkeler 1989

Meine erste Erinnerung an das Phänomen des Schattens habe ich durch eine Photographie, auf der meine Großmutter zu sehen ist. Das Bild mit Wilhelmine Augusta Meinert, eine in Borchersdorf, Kreis Neidenburg/Ostpreußen am 3. Oktober 1883 geborene Plewka, ist im Jahr 1940 in Ost-Westfalen entstanden. Meine Großeltern wohnten damals in der Ortschaft Varl im Kreis Minden-Lübbecke. Leider ist nicht überliefert, wer die drei kleinen Kinder sind, die meine Großmutter vermutlich im Frühjahr, unter einem mächtigen Baum vor dem Haus Kalkhake, umarmt.

»Wilhelmine Meinert«, Hof Kalkhake, Varl/Ost-Westfalen, 1940, Archiv © Friedhelm Denkeler
»Wilhelmine Meinert«, Hof Kalkhake, Varl/Ost-Westfalen, 1940, Archiv © Friedhelm Denkeler

Wie ich als kleines Kind meinen eigenen Schatten entdeckte und wie dieser meine eigenen Bewegungen nachmachte, kann ich nicht erinnern. Um auf einem Bild wie festgeklebt an den Gegenständen, ein schwarzes Etwas als Schatten zu identifizieren, dürfte nur mit Elternhilfe möglich gewesen sein. So war es dann auch mit dem Bild meiner Großmutter; die Eltern klärten auf, dass es der Schatten des Photographen ist. Und so sind neben meiner fotografischen Tätigkeit im letzten, fast halben Jahrhundert, die vorliegenden 190 Selbstbildnisse als eigene Schatten- und Spiegelbilder entstanden.

Die Bilder habe ich zwischen den Jahren 1976 und 2020 produziert. Sie waren ursprünglich nicht als Projekt geplant, sondern kristallisierten sich im Laufe der Jahre zu einem eigenständigen Portfolio aus. Der Schatten ist oft negativ konnotiert: Der hat wohl einen Schatten. Ist nur ein Schatten seiner selbst. Führt ein Schattendasein. Verschattet! Früher stand auf den Filmpackungen zur Einstellung der Kamera der Hinweis: Die Sonne lacht, Blende 8! Der Nachteil war allerdings der schwere Schlagschatten, den der Film oft nicht verkraftete. Künstlern wird empfohlen, ein nach Norden gelegenes Atelier zu wählen, um so störende Schatten zu vermeiden. In meinen Bildern spielen sie die Hauptrolle. Um das Rätsel des Schattens einzufangen, braucht man aber Licht. Zur Geschichte der Photographie gehört auch die Geschichte des Schattens. Im Alltag ist es oft so, dass man nicht auf den Schatten, seinen eigenen oder den Schatten der Dinge achtet. Und wenn man ihn doch sieht, fragt man sich wie dieses flüchtige Ding wohl zum Abbild seiner selbst werden kann. Davon handelt der nächste Post.

Anmerkungen zum Portfolio »Schatten und Spiegel«

Die Bilder des Portfolios habe ich während des letzten halben Jahrhunderts produziert. Sie waren ursprünglich nicht als Projekt Selbstbildnisse geplant, sondern kristallisierten sich im Laufe der Jahre 1976 bis 2020 zu einem eigenständigen Portfolio aus.

Fotografen wird empfohlen, ein nach Norden gelegenes Atelier zu wählen, um so störende Schatten zu vermeiden; in meinen Bildern spielen sie aber die Hauptrolle. Anders als ein Schlagschatten, der flach auf dem Boden liegt, ragt das Spiegelbild in den fiktiven Spiegelraum hinein. Die Bilder stellen eine Art bildliches Tagebuch dar.

Das Portfolio besteht aus 190 Photographien 30 x 45 cm. Die Bilder sind auch als Künstlerbuch mit 196 Seiten im Format 27 x 20,5 cm erschienen. (2021). Weitere Informationen zu den Original-Prints und zum Künstlerbuch finden Sie auf meiner Website LICHTBILDER. (direkter Link zum Portfolio).

Ausführliche Informationen zum Portfolio »Schatten und Spiegel« finden Sie im Artikel Ein halbes Jahrhundert in eigenen Schatten- und Spiegelbildern auf meiner Website LICHTBILDER.

Künstlerbuch »Schatten und Spiegel – Selbstbildnisse 1976 bis 2020«, 30×21 cm, 204 Seiten, Hardcover, Selbstverlag © Friedhelm Denkeler 2021
Künstlerbuch »Schatten und Spiegel – Selbstbildnisse 1976 bis 2020«, 30×21 cm, 204 Seiten, Hardcover, Selbstverlag © Friedhelm Denkeler 2021