Ich spürte eine Weite, fast möchte ich sagen, ein transzendenter Blick ließ mich die Kamera halten. Viele traumartige Bilder, Metaphern kamen beim Betrachten der Landschaft hoch. [Siebrand Rehberg]
Siebrand Rehberg fotografierte in den 1970er Jahren, wie sein Lehrer Michael Schmidt, zunächst überwiegend in seinem Wohnbezirk Berlin-Kreuzberg. Im Gegensatz zu Schmidts damaligen Stadtlandschaften, bewegte er sich auf der Straße zwischen den Menschen und hielt diese einfühlsam in seinen Fotografien fest. Zwischendurch zog es den in Friesland Großgewordenen auch immer wieder aufs Land, nach der Wende insbesondere in die Mecklenburgische Schweiz. Rehbergs Vater stammte aus Teterow. So haben seine fotografischen Erkundungen auch stets etwas mit der Suche nach den Familienwurzeln zu tun.
Ein Jahrzehnt lang hat Rehberg die von der Eiszeit geformte Landschaft dokumentiert. Entstanden ist bei seinen fotografischen Streifzügen über die Jahre und durch die Jahreszeiten eine Liebeserklärung an die Mecklenburgische Schweiz. »Über allem liegt eine Stille und Ruhe, die sich wie ein Kokon ausbreitet. Und das suggeriert, was sonst nicht möglich scheint, eine Sinnsuche und Einkehr der anderen Art, die Hoffnung auf ein Ankommen im Jetzt frei nach den Versen der Schriftstellerin Ricarda Huch: ›Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es Gott, Ewigkeit oder Liebe‹.« [Erik Steffen im Buch zur Ausstellung]
Rehberg zeigt menschenleere Landschaften, die nur von der Natur, nicht vom Menschen, geprägt sind. Fast vergisst man, dass es ja letztendlich doch ein Mensch sein musste, der hinter der Kamera auf den Auslöser drückte. Die eingefangenen poetischen Stimmungen erinnern an die romantischen Motive des englischen Malers William Turner (aber weniger abstrakt). Als Lichtquelle hat er oft das morgendliche oder abendliche Sonnen- und Gegenlicht gewählt.
Zusammen mit seinen wolkenverhangenen Bildern ergibt sich eine paradiesische Ideallandschaft, die sich bis zu einem in weiter Ferne erscheinenden Horizont erstreckt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Aufnahmen am Malchiner See im Regen und bei Nebel. Die einzigartige, fast magische Atmosphäre, die Rehberg einfühlsam eingefangen hat, ist allein der Natur mit all ihren wundersamen Erscheinungen zu verdanken. Es brauchte keine dekorativen Arrangements, nur der fotografische Blick zählt.
Noch bis zum 6. Juni 2018 ist das Portfolio »Mecklenburgische Schweiz« im Rathaus der Bergringstadt Teterow am Marktplatz 1-3 in 17166 Teterow zu sehen. Das dazugehörige Buch ist in einer signierten und limitierten Auflage von 500 Exemplaren mit einem signierten Originalabzug (21×26 cm, nummeriert von 1 bis 500) im Buchhandel für 150 Euro erhältlich (exklusiv bei der Buchhandlung Steffen in Teterow für die Dauer der Ausstellung 80 Euro).
Siebrand Rehberg, geb. 1943 in Aurich, lebt seit fast 50 Jahren als freier Fotograf in Berlin-Kreuzberg. In den 1970er Jahren hat er als Pressefotograf für die großen Magazine gearbeitet. Danach hat er sich der Angewandten Fotografie zugewendet: Architektur, Interieur- und Stadtansichtsfotografie. Bekannt wurde er in den letzten Jahren durch seine Fotobücher ‚Signale des Aufbruchs“ (Nicolai Verlag) und „West-Berlin 1972–1977“ (ConferencePoint Verlag), die ihn als einen wichtigen Chronisten der Berliner Stadtentwicklung ausweisen. Siehe auch die Artikel Kreuzberg wie es einmal war … und Auf der Suche nach den verschwundenen Cibachromes.