Ein rauchender Bergmann, ein Weddinger Hufschmied und eine Kutschenbank. Künstlerführung am 1. März 2013, 15 Uhr, in der Ausstellung im Bayer-Haus.
Am 1. März 2013 um 15 Uhr werden die drei Fotografen durch ihre Ausstellung 3 × Berlin – Fotografische Arbeiten – Drei Ausstellungen auf vier Etagen mit Arbeiten von Horst Hinder, Berlin – zerlegt und collagiert, Friedhelm Denkeler Im Wedding, 1977, und Ralf Hasford Sitzenlassen in Berlin führen, einen Einblick in ihre Arbeitsweise geben und mit den Anwesenden diskutieren. Die Ausstellung ist von Mo-Fr 8-19 Uhr im Bayer-Haus am Olivaer Platz, Kurfürstendamm 179, 10707 Berlin zu sehen.
Die Kunsthistorikerin Dr. Simone Kindler beschreibt die Ausstellung im Katalog zur Ausstellung so:
In den folgenden Wochen zeigen die drei Berliner Fotografen Horst Hinder, Friedhelm Denkeler und Ralf Hasford im Bayer-Haus drei unterschiedliche Blicke auf Berlin. Berlin ist vital, bunt und laut, aber auch nüchtern, grau und still. Obwohl die einzelnen künstlerischen Auseinandersetzungen mit Berlin große stilistische Unterschiede aufzeigen, vereint die Arbeiten unter anderem, dass die gezeigten Motive nicht die bekannten Postkartenhighlights Berlins sind, sondern zumeist unvertraute Orte, mit denen sich die Fotografen intensiv beschäftigt haben. Während Horst Hinder in seinen Collagen viele Aspekte des aktuellen Berlins vergegenwärtigt, zeigt Friedhelm Denkeler seine historischen Schwarz-Weiß-Fotografien aus dem Wedding der 70er-Jahre und präsentiert Ralf Hasford aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgehobene Berliner Sitzbänke aller Couleur. Farbige Fotografie-Collagen, Schwarz-Weiß-Fotografien und Pappmaschee-Fotografie-Collagen, sie alle interpretieren die Stadt Berlin auf ihre jeweils ganz individuelle Art.
In der zweiten Etage des Bayer-Hauses zeigen die drei Fotografen zu Beginn der Ausstellung gemeinsam ihre Bilder. Horst Hinder präsentiert an der linken Wand vier einzelne Arbeiten aus seinen Collageserien. Die quadratisch konzipierten Bilder „Berliner Pflaster Nr. 4“ und „Rauchender Bergmann“ sind jeweils zusammengefügt aus Einzelaufnahmen des Bodenpflasters in der hinteren Bergmannstraße in Kreuzberg. Beide Arbeiten thematisieren das Berliner Alltagsleben, die Menschen, die über das Pflaster gehen, fahren, ihre Zigarettenkippe fallen lassen und den Berliner Marathon, wie der dreilinige blaue Marathonstreifen belegt. Die beiden anderen Arbeiten „5×5“ (2009) und „10×10“ (2010) bilden vielfarbige Mosaike, in denen Linien und Flächen dominieren und die einzelnen Quadrate zu einer bewegt-dynamischen Farbfläche verschmelzen.
An der rechten Wand zeigt Friedhelm Denkeler vier Schwarz-Weiß-Fotografien aus seiner Serie „Im Wedding“, aufgenommen in den Jahren zwischen 1977 und 1978. Es sind Häuser und Orte wie der „Weddinger Hufschmied“ oder das „Humboldt-Eck“, die so nicht mehr existieren. Mittels der Schwarz-Weiß-Fotografie erhalten Denkelers Aufnahmen einen bewahrenden Charakter. Sie sind Dokumente einer vergangenen Zeit, die den Gang von Geschichte vor Augen führen und derart Vergänglichkeit thematisieren. Der Fotograf unterstützt dies durch eine möglichst reduzierte Aufnahmeart, er hält meist Distanz zum fotografierten Motiv und lässt damit Raum zwischen sich und dem aufgenommenen Objekt. Die Bilder verzichten auf dramatische oder anekdotische Inszenierung, was durch die Abwesenheit von Menschen unterstützt wird.
Ralf Hasford präsentiert mit der „Kutschenbank“ eine großformatige Arbeit (85 x 150 cm) aus dem Jahr 2006. Im Vordergrund ist deutlich die hervorgehobene gelbe Kutschbank zu sehen. Im Hintergrund erscheint das Deutsche Historische Museum mit dem berühmten Treppenturm des Pei-Baus. Hasford hat durch seine ausgefallene Montagetechnik das Museum aber nicht als Sightseeing-Highlight betont, sondern subtil das Thema Geschichte im Bild aufgegriffen. Zum einen durch die Kutsche als Reminiszenz an vergangene Fortbewegungsmittel und zum anderen durch das Deutsche Historische Museum als bekannten Ausstellungsort deutscher Geschichte. Zudem holt Hasford die Gegenwart – mit dem Fortbewegungsmittel unserer Tage – in der rechten unteren Ecke indirekt mit ins Bild: das Auto, denn zu sehen ist ein Autospiegel, in dem sich das Abbild des modernen Pei-Baus spiegelt.
Alle drei Berlin-Fotografen zeigen eine Stadt in Auseinandersetzung mit sich selbst, sie präsentieren weder Menschen noch deren Schicksale und Erlebnisse in Berlin, sondern alle drei Fotografen zeigen ihre Sicht auf Berlin als Stadt im Rekurs auf ihre aktuelle und vergangene Geschichte.