Miranda July hält in »The Future« die Zeit an

Von Friedhelm Denkeler,

Die Geschichte eines Paares in den Dreißigern, erzählt aus der Sicht einer Katze

The Future, Foto © Friedhelm Denkeler 2011
The Future, Foto © Friedhelm Denkeler 2011

In das Leben von Sophie und Jason hält die Panik Einzug: »In fünf Jahren, da sind wir 40. Und 40, das ist fast 50. Was danach kommt, ist nur noch das Kleingeld im Leben«. Sie hatten noch so viel vor: Die Welt retten oder berühmt werden, stattdessen halten sie Kontakt zur Außenwelt nur über Youtube und Facebook und führen langweilige, selbstironische Gespräche.

In der Anfangsszene liegen sich beide auf dem Sofa gegenüber, beide den Laptop mit dem angebissenen Apfel auf den Knien. Jasons bewegt sich und Sophie fragt: »Kannst du mir ein Glas Wasser mitbringen?« Jason: »Ich suche nur eine bequemere Sitzposition.« Ihr Alltag ist zunächst weniger Handlung als assoziative Ideenabwicklung, in der groteske Situationskomik überwiegt bis die Langeweile in eine echte Krise übergeht. Jason hält die Zeit an, aber die Welt dreht sich unablässig weiter.

Miranda July, das US-amerikanische Multi-Talent, ist Schriftstellerin, Performance-Künstlerin und Filmemacherin. In dem Film »The Future« führt sie Regie und spielt die Hauptrolle. Es ist bisher der fotografischeste Film, den ich auf der diesjährigen Berlinale gesehen habe. Die Kamera schwelgt in Bildern. Der künstlerische Film lässt sich nicht so einfach einem Genre zuordnen: Ist er eine Komödie, ein Beziehungsdrama, eine Fantasy-Story, eine Weltuntergang-Allegorie oder eine 90-minutige Performance?

»Auch Miranda Julys neue Hauptrolle lebt von jener kontrollierten Verspieltheit, die ihre Video- und Performance-Arbeiten auszeichnet. Ihre Kurzgeschichten weisen sie als liebevolle Sammlerin jener alltäglichen Absonderlichkeiten aus, mit denen Menschen glauben, ihre Gefühle auszudrücken.« [Berliner Zeitung]