Angelina Jolie und Johnny Depp spielen als Touristen Tod in Venedig. Für noch größere Eimer Popcorn im Kino
Welchen Film habe ich gestern Abend bloß gesehen? Einen Agententhriller, einen Reisefilm, eine Liebesgeschichte, eine Mafia-Story, einen Krimi, eine Gauner-Komödie oder einen Hollywood-Schinken? Oder war mein Kinobesuch Zeitverschwendung? Johnny spielt den Deppen – einen Mathematik-Lehrer aus Wisconsin, der seinen Liebeskummer in den Lagunen von Venedig ertränken möchte und Angelina in Haute Couture ist die laszive Diva mit Schmollmund und Hüftschwung, aber ohne jegliche erotische Finesse.
Die Story des Films in Kurzform: In einem Zug von Paris nach Venedig lernt Frank (Johnny Depp) Elise (Angelina Jolie) kennen, die sofort offensiv mit ihm flirtet. In Venedig angekommen sucht Elise weiterhin die Nähe zu Frank, der sich geschmeichelt fühlt. Aber die geheimnisvolle Unbekannte hat seinen Weg nicht zufällig gekreuzt. Nach einer gemeinsamen Nacht verschwindet sie. Hinter Frank sind sowohl russische Killer als auch der britische Geheimdienst her. Franks Ähnlichkeit mit Elises Ex-Freund, einem weltweit gesuchten Steuerbetrüger, wird ihm zum Verhängnis. Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Den Trailer zum Film finden Sie hier.
Das Unterhaltungskunsthandwerk »The Tourist« ist kein Film, der in die Geschichte eingehen wird. Es war – wenn man vergisst, dass der Film von Florian Henckel von Donnersmarck, der für sein Spielfilmdebüt »Das Leben der Anderen« 2007 noch den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhielt, halbwegs angenehme Kinounterhaltung. Meine Begleitung sah das allerdings anders. Sie möchte in den nächsten zehn Jahren Jolies Gesicht nicht mehr in Großaufnahme sehen (und ebenso wenig schlechte Filme von Donnersmarck). Auch die amerikanischen Kritiker konnten dem Film nichts abgewinnen: Euro-Chic-Bagatelle.
Zum Schluss noch eine Bemerkung zum Kino-Besuch im Cinemaxx am Potsdamer Platz: Eigentlich ist man nirgendwo so schön auf einen Film zentriert, wie im Kino. »Während uns der Bildschirm, egal wie groß, nur ein Fenster in die Welt anbietet, ist das Kino die Welt.« (so die Zeitschrift Neon). Wenn aber links und rechts Zuschauer sitzen, die aus fast eimergroßen Behältnissen Popcorn mampfen und vor und hinter einem Taco-Chips mit Chili-Soße den gesamten Film über hineingestopft werden, dann kann einem die Lust am Film vergehen.
Aber vielleicht war ich nur im falschen Film. Kritiker verwenden inzwischen den Begriff Popcornkino, wenn es um Filme für den breiten Massengeschmack geht. Scheinbar geht der Kino-Trend in Richtung reine Unterhaltung, weniger Auseinandersetzung, mehr Spektakel und Stars. Schade. Aber Venedig sieht auf der Leinwand sehr gut aus – denkbar, dass ich einmal ein neues Foto machen werde.