Ostberlin mit Kunst einschließen …
Der Verlauf der ehemaligen Mauer zwischen West- und Ost-Berlin ist auf dem Leipziger Platz gut zu erkennen; die einstige Grenze ist durch eine doppelte Pflastersteinreihe gekennzeichnet (wie an vielen anderen Stellen der Stadt). An beiden Enden des Platzes, getrennt durch die Leipziger Straße, stehen denkmalgeschützte Mauersegmente, die von den Street-Art-Künstlern Thierry Noir und Kiddy Citny bemalt wurden. Dreißig Jahre nach dem Mauerfall brauchten die Bilder jetzt eine Auffrischung, die von den Künstlern eigenhändig ausgeführt wurde. Noir und Citny begannen bereits in den 1980er Jahren in Kreuzberg, den Westteil der Mauer mit großformatigen Figuren zu bemalen. Gleich in der Nähe des Leipziger Platzes stehen auf dem Potsdamer Platz auch von Thierry Noir gestaltete Mauersegmente.
Der 1958 in Lyon, Frankreich, geborene Thierry Noir kam 1982 nach Berlin. Er war einer der ersten Künstler, der begann die mehr als drei Meter hohe Berliner Mauer zu bemalen. Inzwischen sind seine Figuren in einem Mix aus Graffiti und internationaler Pop-Art weltweit bekannt und unsterblich geworden. Noirs Figuren wirken gefällig, aber sein Ziel war es nicht, die Mauer zu verschönern; das war angesichts der vielen Schicksale und Opfer, die die Mauer hervor brachte, unmöglich. Man kann Thierry Noir als Vorreiter der modernen Street Art-Bewegung ansehen, ähnlich wie den auch 1958 geborenen New Yorker Popkünstler Keith Haring, der ebenfalls seine Karriere auf der Straße begann. Heute arbeitet Noir mit Siebdrucken und Skulpturen, die er in der eigenen Galerie verkauft.
Der deutsche Künstler Kiddy Citny (geboren 1957 in Stuttgart) zog 1977 nach Stationen in Bremen, Amsterdam, London, Zürich und Los Angeles nach Berlin. Hier wurde er zusammen mit Thierry Noir als Mauermaler bekannt. Sie wollten »Ostberlin mit Kunst einschließen«. Citny schuf die bekannten, kronentragenden Herzköpfe, als Symbol der Einheit Mitte der 1980er Jahre an der Berliner Mauer. Mit dem Mauerfall gelangte Citnys Malerei mitsamt den betonschweren Bildträgern in internationale Kunstsammlungen, unter anderem nach New York ins Museum of Modern Art (MOMA).