Miami Vice – ein Videoclip in 111 Episoden

Von Friedhelm Denkeler,

Neues Portfolio »Episoden« von Friedhelm Denkeler

Zwischen 1982 und 1989 habe ich sieben, teilweise mehrteilige, Serien produziert, die alle zusammen unter dem Thema »Televisionen« stehen. Sie sind alle am Fernsehgerät entstanden. Die vorliegende Arbeit ist in elf Episoden unterteilt, die alle für sich, mehr oder weniger, eine kleine Geschichte erzählen. Diese Geschichten haben nur bedingt etwas mit der Story der zu Grunde liegenden Filme zu tun. Das gesamte Portfolio besteht aus 152 Photographien, unterteilt in elf Episoden. Heute berichte ich über die Episode 6 »Sonny ‚Ray Ban‘ Crockett«  und zeige zwei von acht Photographien aus dieser Episode. Das Vorwort zu den »Episoden« finden Sie in meinem Blog »Journal«. Außerdem wird das Portfolio »Episoden« auf meiner Website LICHTBILDER ausführlicher vorgestellt.

»Sonny 'Ray Ban' Crockett«, aus »Episoden«, , Foto © Friedhelm Denkeler 1989
»Sonny ‚Ray Ban‘ Crockett«, aus »Episoden«, , Foto © Friedhelm Denkeler 1989

Wie Sonny ›Ray Ban‹ Crockett in den 1980er Jahren eine kleine Moderevolution auslöste

Der Serien-Freak bin ich nicht gerade, aber bei der US-Amerikanischen Fernsehserie »Miami Vice« in den 1980er Jahren mit den obercoolen Fahndern James ›Sonny‹ Crockett (Don Johnson) und Ricardo ›Rico‹ Tubbs (Phillip Michael Thomas) habe ich kaum eine Folge verpasst. Die beiden versuchten jeweils eine dreiviertel Stunde lang im Glamour- und Drogen-Mekka von Miami in schicken Autos, mit schönen Frauen und in Markenklamotten für Recht und Ordnung zu sorgen. Sie jagten vor allem Drogenhändler, Waffenschmuggler und Geldwäscher in und um Miami herum. Die Serie wurde durch den bahnbrechenden Look, ihren von aktuellen Rocksongs geprägten Soundtrack und die für damalige Verhältnisse ungewöhnlich harten Darstellungen von Gewalt zur stilprägenden und populärsten Serie der 1980er Jahre.

Zum Team des »Miami Vice Police Squad« gehören neben den verdeckt arbeitenden Ermittlern Crockett und Tubbs, ihr Chef Martin Castillo (Edward James Olmos), ihnen zur Seite standen Gina Calabrese (Saundra Santiago) und Trudy Joplin  (Olivia Brown). In den ersten Folgen hat Gina noch eine Affäre mit ihrem Kollegen Sonny. Was heute Standard in den Krimis ist, die privaten Probleme der Protagonisten neben den beruflichen Fällen zu zeigen, war damals völlig neu. Stanley Switek (Michael Talbott) und Larry Zito (John Diehl) observierten die kriminelle Szene mit einem Fahrzeug, das zur Schädlingsbekämpfung getarnt war – allerdings hatten sie auf dem Dach des Lieferwagens ein überdimensionales Insekt montiert (sic!). Und zum Schluss kann man als Teammitglied auch noch den Alligator ›Elvis‹ nennen, der als angekettetes Haustier auf der Segelyacht von Crockett lebte.

Die Filme waren eher im Stil der Videoclips gedreht, meistens untermalt mit der Musik von Jan Hammer; seine Titelmusik »Miami Vice Theme« schaffte es auf Platz 1 der US-Singlecharts. Er spielte selbst auch in einigen Folgen mit. 1987 erreichte Hammers Titel »Crockett’s Theme« in einigen Ländern Europas die Top 5. Während der Laufzeit der Serie zwischen 1984 und 1989 wurden in fünf Staffeln 111 Episoden produziert und drei reguläre Soundtrack-Alben mit diverser Musik aus Miami Vice veröffentlicht.

Zahlreiche Rock-Größen traten in der Serie auf und trugen zum Soundtrack bei. Hier kann ich nur wenige nennen: Frank Zappa (als Drogendealer), Miles Davis (als Ex-Knacki), James Brown (als Sektenführer), Phil Collins (mit dem Song »Take me Home« und der selbst in der Folge »Phils Tricks« als skurriler Showmaster mitspielte). Sheena Easton spielte eine länger angelegte Rolle als Popstar, die sich in Sonny Crockett verliebt, ihn dann auch heiratet und schließlich ermordet wurde. Auch viele damals noch unbekannte Schauspieler traten als Gaststars auf, unter anderen Ben Stiller, Julia Roberts, Liam Neeson, Wesley Snipes, Helena Bonham Carter, Viggo Mortensen, Bruce Willis  und Melanie Griffith (die spätere Ehefrau von Don Johnson).

»Miami Vice« löste in den 1980er Jahren eine kleine Moderevolution aus. Mit einmal trugen auch Männer pastellfarbene T-Shirts unter dem hellen Armani-Anzug und weiße Leder-Slipper ohne Socken. Damit man beim beidhändigen Halten des Revolvers mit gestreckten Armen auch die teure Rolex sah, wurden die Sakkoärmel hochgekrempelt – so wirkte das einfach besser. Diese Mode passte ideal zu den pastellfarbigen und weißen Fassaden des weltberühmten Ocean Drive mit dem angrenzenden South Miami Beach und Art-déco-Viertel in Florida. Zu Sonny Crocketts Erscheinung gehörten neben dem weißen Ferrari Testarossa auch eine Vielzahl von Sonnenbrillen, wie zum Beispiel die Wayfarer von der Marke Ray Ban. Bei uns hieß er deshalb auch Sonny ‚Ray Ban‘ Crockett. Als Reminiszenz hängt in meinem Kleiderschrank noch immer ein weißer Trenchcoat mit Miami Vice-Logo. Das Portfolio finden Sie als Indexprint mit einem ausführlichen Text auf meiner Website LICHTBILDER (direkter Link zu den »Episoden«).