Siurells – auch Joan Miró liebte die magischen Tonfiguren. Ein neues Portfolio von Friedhelm Denkeler auf der Website LICHTBILDER
Was kann man typischerweise von einem Aufenthalt auf Mallorca als Souvenir mitbringen? Natürlich die berühmten Siurells. Sie bestehen aus einzelnen aus Ton geformten Teilen, einschließlich einer Pfeife, die miteinander verbunden werden. Sie werden getrocknet, gebrannt und erhalten in einem Kalkbad ihre weiße Farbe. Beim Färben werden sie an der Pfeife aufgehängt, dadurch behält dieser Teil der Figur sein natürliches Aussehen. Anschließend werden die Tonpfeifen mit grünen und roten Pinselstrichen verziert.
Der Ursprung und die Bedeutung der Siurells sind unbekannt, aber es gibt verschiedene Annahmen: Es könnte sich um eine Pfeife für Hirten handeln, auch als Spielzeug für Kinder wären sie einsetzbar. Vor Jahrhunderten sollten die Siurells mit ihrem Pfeifton verheerende Stürme auf der Insel bezwingen. Den Touristen wird auch gerne die Story vom verschmähten Liebhaber erzählt: Wenn er seiner Angebeteten die Tonfigur überreicht und sie diese fallen lässt, so hat er sicherlich keine Chance, andernfalls würde sie die Pfeife benutzen.
Die Siurells kommen hauptsächlich aus einer der traditionellen Töpfereien in Sa Cabaneta. Traditionell stellen die Figuren Männer mit Stierköpfen, Frauen mit langem Rock und rundem Hut, Reiter, Teufel oder Hunde dar. Ein begeisterter Sammler und Liebhaber der Siurells war der katalanische Maler und Bildhauer Joan Miró, der jahrzehntelang auf Mallorca lebte und arbeitete. Man vermutet, dass die Siurells auch eine Vorlage für seine Skulpturen waren. Seinem Kollegen Pablo Picasso soll er immer wieder diese Tonfiguren geschenkt haben.
Die vorliegenden Fotografien entstanden im März/ April 1993 im Ort Cala Ratjada, auf der Baleareninsel Mallorca. Die gesamte Serie besteht aus 121 Photographien auf Fotopapier im Format 30×45 cm, davon sind 102 zu Bildpaaren im Passepartout 50×60 zusammengestellt. Die Bilder sind auch als gedrucktes Autorenbuch mit 136 Seiten im Format 40×30 cm erschienen (2017).
Erstmalig war die Serie »Eine Mallorquinische Nacht« in der Ausstellung »Begrenzte Grenzenlosigkeit» in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK), Oranienstraße 25, 10999 Berlin, vom 19. Oktober bis 1. Dezember 1996 und im gleichnamigen Katalog, zu sehen. Auf meiner Website finden sie 20 ausgewählte Doppelbilder aus der Serie »Eine Mallorquinische Nacht. Cala Ratjada – Photographien aus der Vorsaison«.