Beuys‘ Ende des 20. Jahrhunderts?

Von Friedhelm Denkeler,

Joseph Beuys: »Das Ende des 20. Jahrhunderts«, 1982-1983 (Ausschnitt), Foto © Friedhelm Denkeler 2017
Joseph Beuys: »Das Ende des 20. Jahrhunderts«, 1982-1983 (Ausschnitt), Foto © Friedhelm Denkeler 2017

Die Basaltstelen, die Joseph Beuys aus einem erloschenen Vulkan in Nordhessen abtragen ließ, stehen für den Ursprung und die Evolution der Menschheit, deren Zukunft und Geschichte, zu der auch der bewusste Eingriff des Menschen in die Natur gehört. Beuys bohrte kegelförmige Formen aus dem Basalt und setzte sie, zu ‚Heilung‘ der Verletzung mit Filz und Ton ummantelt, zurück in die Löcher. Die Anordnung auf Paletten, Vierkanthölzern und einem Hubwagen, den er als Gerät des Weitertransports seiner Idee von Veränderung auffasste, suggeriert Bewegung.

Damit verweist Beuys auf den Menschen als handelndes Wesen, das in der Lage ist, jenen utopischen Ort zu erreichen, an dem die Erstarrung sich in lebendige Beziehungen auflöst, sich das Denken wieder mit der Natur versöhnt. Die Skulptur mag auf den ersten Blick wie ein dunkles Sinnzeichen des Fin de Siècle erscheinen. Doch sie richtet sich in ihrer aktionistischen Intention gegen jeden endzeitlich gestimmten Pessimismus.

[F. C. Flick Collection, Text: Ausstellungsheft/ Ausstellungsbeschreibung »moving is in every direction. Environments – Installationen – Narrative Räume«, Hamburger Bahnhof Berlin, 2017]