Jemand mußte Josef K. verleumdet haben …

Von Friedhelm Denkeler,

Aus der Serie »Gestern Abend im Theater«: Berliner Ensemble

»Jemand musste Josef K. verleumdet haben«, Kafkas Prozeß im Berliner Ensemble, Foto © Friedhelm Denkeler 2015
»Jemand musste Josef K. verleumdet haben«, Kafkas Prozeß im Berliner Ensemble, Foto © Friedhelm Denkeler 2015

Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Die Köchin der Frau Grubach, seiner Zimmervermieterin, die ihm jeden Tag gegen acht Uhr früh das Frühstück brachte, kam diesmal nicht. Das war noch niemals geschehen …

… Aber an K.s Gurgel legten sich die Hände des einen Herrn, während der andere das Messer ihm ins Herz stieß und zweimal dort drehte. Mit brechenden Augen sah noch K., wie die Herren, nahe vor seinem Gesicht, Wange an Wange aneinander gelehnt, die Entscheidung beobachteten. »Wie ein Hund!« sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben.

[Anfang und Ende des postum 1925 erschienenen Romanfragments »Der Prozess« von Franz Kafka]